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064 - Der Frauenhexer

064 - Der Frauenhexer

Titel: 064 - Der Frauenhexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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ersehnte ich einen Retter. Ich versprach, ihn zum reichsten, glücklichsten Menschen der Welt zu machen. Weitere hundert Jahre vergingen, und keiner kam. Da änderte ich meinen Sinn, und wenn mich nun einer gerettet hätte, er hätte es umsonst getan, ohne Lohn. Noch einmal hundert Jahre vergingen. Da schwor ich, jeden zu töten, der noch einmal in diese finstere Gruft eindringen würde.
    Denn ich hatte zu lange gewartet.“ Dem Hageren stand der kalte Schweiß auf der Stirn. Er zerrte Otranto am Ärmel. „Kommen Sie, gehen wir. Nichts wie weg von hier.“ „So nehmt denn eure Belohnung von Gilbert Signefeu!“
    Die hochgewachsene Gestalt trat ins Licht, die Hände wie Krallen vorgestreckt. Nun war das Gesicht zu erkennen. Es war bleich, grauenhaft bleich – das Gesicht eines Wesens, das seit ewig langer Zeit das Tageslicht nicht gesehen hat. Ein rotes Feuermal entstellte die linke Gesichtshälfte. Das Haar des Mannes, vermodert, verstaubt, hing in einer altmodischen Pagenfrisur bis auf den Nacken nieder. Seine Zähne bleckten wie die des Totenschädels, den Otranto kurz zuvor gesehen hatte.
    Der Hagere wich zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Die Gestalt aber packte Otranto an der Kehle. Der dunkelhaarige, untersetzte Mann stieß einen wimmernden Schrei aus, brach in die Knie.
    Der Hagere zerrte eine Pistole aus der Jackentasche, richtete sie mit zitternden Händen auf die schreckliche Erscheinung. Der Schuß krachte.
    Die Kugel traf. Der Hagere sah, wie sie ein Loch in das schwarze Wams steppte. Doch nichts geschah. Wieder schoß der Hagere. Doch ebensogut hätte er auf einen Schatten feuern können.
    Otranto lag jetzt reglos zu Füßen des Mannes mit dem Feuermal. Langsam kam dieser auf den Hageren zu. Der warf die Pistole weg, wandte sich zur Flucht. Er vergaß in seiner Angst, eine Lampe mitzunehmen.
    Er stolperte im Dunkeln durch die Gänge des Gewölbes, die Treppe hinauf. Etwas war hinter ihm, das fühlte er. Der Schreckliche mit dem Feuermal, der wiedererweckte Hexer. Der Hagere spürte eine Berührung am Hals, eiskalte Finger. Er riß sich los, stieß sich den Kopf an einem Mauervorsprung blutig.
    Dann stand er im Erdgeschoß des alten Gebäudes, in einem Raum, durch dessen verstaubte, spinnwebenverhangene Fenster bleiches Mondlicht hereinfiel. Er rannte zur Tür. Hinter sich sah er den Hexer kommen, den Mund zu einem lautlosen Schrei geöffnet, die Krallenhände vorgestreckt.
    Die Tür war verschlossen. Verzweifelt warf der Hagere sich dagegen. Plötzlich gab die Tür nach, er taumelte ins Freie und stürzte zu Boden.
    Wieder schlug die Turmuhr. Einmal. Im Schein des Mondlichtes löste der Mann mit dem Feuermal sich auf. Verschwand binnen Sekunden ins Nichts.
    Keuchend stand der Hagere auf. War der unheimliche Verfolger abgeschüttelt? Doch da streifte etwas Kaltes sein Gesicht, und eine Stimme wie aus einem Grab sagte: „Auch du sollst Gilbert Signefeus Belohnung haben, den Lohn des Hexers!“
    Der Hagere stieß einen Schrei aus. Sein Nackenhaar sträubte sich vor Entsetzen, und eiskalte Schauer liefen ihm über den Rücken.
    „Nein“, schrie er. „Nein, nein, nein, nein!“
    Er rannte quer über das Feld, lief und lief, bis die Kräfte ihn verließen. Er fiel hart, blieb schwer atmend liegen. Zwei Lichter näherten sich, doch er sah sie nicht.
    Autotüren fielen zu. Ein Mann und eine Frau stiegen aus dem Wagen, gingen auf den am Boden Liegenden zu. Der Mann beugte sich über ihn, hob seinen Kopf und sah ihm ins Gesicht.
    Er blickte in stumpfe, glanzlose Augen.
    „Was ist passiert, Mann?“ fragte er. „Sind Sie verletzt?“
    Keine Antwort.
    „Vielleicht ist er betrunken?“ meinte die Frau.
    „Nein, er riecht nicht nach Alkohol. Ich weiß nicht, er sieht so merkwürdig aus.“
    „Signefeu?“ flüsterte der am Boden Liegende. „Signefeu?“ Er sprang auf, rannte davon, ehe der Mann oder die Frau ihn halten konnten. Sein schauriges Lachen hallte durch die Mondnacht. „Mich kriegst du nicht, Signefeu!“ schrie er. „Mich kriegst du nicht!“
    „Was ist mit ihm?“ fragte die Frau.
    „Ich bin kein Arzt“, antwortete der Mann. „Doch wir müssen die Polizei verständigen. Diese Augen, dieses Benehmen … Ich glaube, der Mann ist wahnsinnig. Ein entsprungener Irrer kann es nicht sein, hier gibt es keine Anstalt. Irgend etwas muß ihn um den Verstand gebracht haben.“
     

     
    „Okay, Kinder, feiert nicht zu lange heute. Morgen ist ein langer Tag. Wir steigen gleich

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