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064 - Der Frauenhexer

064 - Der Frauenhexer

Titel: 064 - Der Frauenhexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Kassenknüller. Dazu führt noch Viktor Schultz-Breitenberg Regie. Der Streifen selbst enthält von allem etwas: Horror, Hexenverfolgungen, Heimatfilmromantik, mittelalterliche Actionsszenen, gute Massenszenen, Liebe, Sex, alles, was das Publikum will. Es wird ein Erfolg, das sage ich.“
    „Ihr Wort in Gottes Ohr, Marga“, sagte Thorsten Thorn und steckte sich eine Zigarette an.
    Zwei Kellnerinnen brachten laufend Essen und Getränke. Viktor Schultz-Breitenberg machte sich über eine umfangreiche Kalbshaxe her. Linda Scholz schnitt lustlos an ihrem Schnitzel herum. Sie hatte keinen Appetit mehr.
    „Gehen wir ein wenig an die frische Luft, Thorsten“, sagte sie, als er den Teller zurückschob.
    Sie verließen den großen Raum.
    Viktor Schultz-Breitenberg sah ihnen nach. Sie waren ein schönes Paar. Linda Scholz mittelgroß, zierlich, blond. Sie strahlte eine mädchenhafte Erotik aus, genau richtig für die Rolle der Roxane. Thorsten Thorn dagegen war einsneunzig groß, hatte dunkles Haar und ein ungleichmäßiges, häßliches, aber äußerst sympathisches Gesicht. Er würde etwas Schminke brauchen, um den dämonischen Hexenmeister Gilbert Signefeu verkörpern zu können, doch das rote Feuermal, das ihm der Maskenbildner verpassen mußte, würde Wunder wirken.
    Linda Scholz und Thorsten Thorn spazierten zum Waldrand. Hinter dem Wald lag auf einem Hügel Burg Falkenfels. Zu ihrer Rechten war das alte Wirtshaus, das Galgenwirtshaus. Es hatte seinen Namen von dem verwitterten Galgen, der ganz in seiner Nähe bei einer großen Eiche stand.
    „Warum bist du so still, Linda?“ fragte Thorn.
    „Ach, dieses Bild geht mir nicht aus dem Kopf. Sicher glaube ich, daß es Doppelgänger gibt. Doch daß ausgerechnet eine junge Frau, die im 16. Jahrhundert als Hexe verbrannt wurde, meine Doppelgängerin sein soll, das bedrückt mich.“
    Thorn lachte. Er legte den Arm um Lindas schlanke Taille.
    „Dummerchen. Roxane war laut Drehbuch ein gutes Mädchen, das von einem Hexer in seine Netze gezogen wurde. Sie fand ein schlimmes Ende, doch das braucht dich nicht zu kümmern. Ein dummer Zufall, diese Ähnlichkeit, mehr nicht.“
    Der Weg war kaum zu erkennen, denn Wolken verdeckten den Mond und die Sterne. Thorn und Linda gingen auf das alte Gemäuer, auf das Galgenwirtshaus zu. Ein Mann kam ihnen entgegen.
    Zuerst sahen sie nur die hin und wieder aufglimmende Glut seiner Zigarre. Dann erkannten sie, daß er einen großen Hund an der Leine führte. Das Tier zerrte ihn vorwärts, winselte leise.
    Sie grüßten freundlich. Der Mann erwiderte ihren Gruß, blieb stehen.
    „Gehören Sie zu den Filmleuten?“
    „Ja.“
    Der Mond kam zwischen ein paar Wolkenfetzen hervor. In seinem Licht konnten sie einen älteren, kräftigen Mann erkennen. Der Schäferhund zerrte an der Leine.
    „Dummes Vieh!“ sagte der Mann. „Fast jeden Tag gehen wir diesen Weg, am Galgenwirtshaus vorbei. Heute plötzlich stellt der Hund sich an, als wollte ihm etwas ans Leben. Er ist wie toll.“
    „Vielleicht wittert er ein Kaninchen“, sagte Thorn.
    „Nein, er will nicht wildern, er hat Angst. Sehen Sie denn nicht, wie er den Schwanz einzieht? Na, es hat mich gefreut, mal zwei richtige Schauspieler kennenzulernen. Habe ich Sie vielleicht schon mal auf der Leinwand oder auf dem Bildschirm gesehen?“
    „Wir gehören zum Kamerateam“, log Thorn, denn er hatte keine Lust, womöglich noch ein Autogramm zu schreiben.
    „Im Vertrauen gesagt, vielen in der Stadt war es gar nicht recht, daß dieser Film gedreht wird über den Hexer und das Galgenwirtshaus, das er bewohnte. Es gibt da viele alte Gerüchte. Man will bei Nacht im alten Galgenwirtshaus Stöhnen, Schreie und wilde Musik gehört haben. Niemand geht gern hier vorbei, außer mir und Hasso.“
    In diesem Augenblick gellte ein irrer Schrei durch die Nacht. Alle drei zuckten zusammen. Durch ein Kornfeld, etwa einen halben Kilometer entfernt, rannte ein Mann.
    „Signefeu!“ brüllte er. „Signefeu! Mich kriegst du nicht, Signefeu!“
    „Mein Gott, was ist denn das?“ fragte Linda.
    Eine Wolke zog vor den Mond, und es war wieder stockfinster.
    „Das muß der Verrückte sein“, antwortete der Spaziergänger mit dem Hund. „Gestern nacht schon sah ihn ein Ehepaar, das spät nach Hause fuhr. Den ganzen Tag suchte ihn die Polizei, mit Hubschraubern und Hunden. Aber sie konnten ihn nicht stellen.“
    „Eine reizende Gegend.“
    Der Mann verabschiedete sich, ging weiter. Linda blieb stehen.
    „Schlimm

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