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064 - Marotsch, der Vampir-Killer

064 - Marotsch, der Vampir-Killer

Titel: 064 - Marotsch, der Vampir-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Sie
schlugen alle im selben Rhythmus…
     
    ●
     
    Der Mann duckte sich hinter der halbhohen Mauer und wartete ab,
bis die beiden Passanten vorüber waren.
    Ein bleiches Gesicht mit blutunterlaufenen Augen tauchte hinter
der Mauer empor.
    Es war das Gesicht von Peter Reisner.
    Er war ein Untoter. Er hatte zwei junge Mädchen angefallen und
deren Blut getrunken. Er fühlte sich frisch und stark. Aber er wußte, daß
dieses Schattendasein, das er nur nachts führen konnte, zeitlich beschränkt
war.
    Bis der Tag anbrach, mußte er verschwunden sein, irgendwohin, wo
ihn niemand fand.
    Reisner blickte sich um. Die Straße lag frei vor ihm. Er
überquerte sie rasch, hielt sich in der Nähe der Häuser auf, überquerte dann
wenig später die Schönbrunner Schloßstraße und kam rasch zum Sportplatz.
    Er benutzte Gassen Straßen und Häuserecken, wo er möglichst wenig
Menschen begegnete.
    Er brauchte die Menschen, und sie stießen ihn gleichzeitig ab. Es
war eine seltsame Haßliebe, die ihn erfüllte.
    Die Nähe der Menschen erregte ihn. Sie hatten das, was er
brauchte. Wärme und Blut. Aber im Moment verspürte er keinen Appetit auf
Menschenblut. Er war gesättigt.
    Bevor er in die Wildgasse in der Nähe des Tivoli einbog, begegnete
er zwei älteren Paaren, die ihm verwundert nachsahen.
    Ein Mann meinte: »Komischer Bursche.«
    Eine zweite Stimme: »So ein vergammelter junger Kerl. Sah direkt
unheimlich aus.«
    Dann sagte eine Frau: »Vielleicht ein Süchtiger?«
    »Möglich«, knurrte der erste Sprecher wieder. »So sah er
jedenfalls aus.«
    Peter Reisner erreichte schließlich das Ziel, das er sich gesetzt
hatte, ohne daß es zu nennenswerten Vorfällen gekommen wäre.
    Er achtete besonders auf vorüberfahrende Wagen und Polizeistreifen.
Er mußte damit rechnen, daß man inzwischen eines oder vielleicht auch beide
Mädchen gefunden hatte, die seine Opfer geworden waren.
    Der einen hatte er aufgelauert, als sie in ein Wohnhaus gehen
wollte. Sie war nicht mal mehr zum Schreien gekommen. Als seine Lippen ihren
Hals berührten, als seine Zähne sie durchbohrten war sie nur kurz
zusammengezuckt. Mit seltsamem Gesichtsausdruck, in dem sich Lust und Schmerz
mischten, war sie in seinen Armen zusammengesunken. Wie ein Liebender hatte er
sie noch in den finsteren Hausflur gebracht und sie in der dunkelsten Ecke, wo
Hof– und Kellertür zusammentrafen, auf den Boden gelegt.
    Und weiter war seine Jagd gegangen.
    Wieder war es eine junge, unbegleitete Passantin gewesen, der er
sich genähert hatte.
    Sie wurde an der Untergrundstation an der Lobkov-Brücke erwischt.
Sie hatte ganz allein dort gestanden. Es war alles sehr schnell gegangen. Den
ausgesaugten Körper hatte Reisner dann hinter einem Zeitschriftenkiosk
versteckt.
    Jedes durch einen Vampir ums Leben gekommene Opfer reagierte
anders. Die einen waren innerhalb weniger Minuten nach dem Verlöschen ihrer
menschlichen Existenz wieder als Untote aktiv. Andere brauchten dazu einen
ganzen Tag, andere eine Nacht und einen Tag, ehe sie in der darauffolgenden
Nacht garantiert ihr schauriges Dasein begannen.
    Geduckt eilte er an der Friedhofsmauer entlang. Die Nacht war nach
dem gewaltigen Regenguß und dem heftigen Gewitter kühl. Aber er fühlte die
Kälte nicht. Sein ganzer Körper war kalt.
    Die Nähe des Friedhofs aber strahlte Ruhe und Geborgenheit aus.
Hier war sein Zuhause.
    Er fand schnell eine Stelle, wo er über die Mauer klettern konnte,
ohne daß es einen Zeugen dafür gab.
    Als er auf der anderen Seite der Mauer stand, huschte ein
glückliches Lächeln über sein schmales, bleiches Gesicht.
    Er hatte es geschafft! Bisher… Der Rest würde eine Kleinigkeit
sein. In seinem Bewußtsein war der Plan bereits in allen Einzelheiten
festgelegt.
    Er lief durch die finsteren, schmalen Wege. Grabsteine und Kreuze
ragten aus dem nassen Boden. Die Erde knirschte unter seinen Schritten.
    Dann kam er an einem kleinen Gerätehaus vorüber. Es bereitete ihm
keine Schwierigkeiten, das einfache Schloß mit Gewalt zu öffnen. Er brauchte
einen starken Draht. Den fand er im Innern des Hauses. Und er nahm ihn mit,
nachdem er ihn einigermaßen zurechtgebogen hatte. Werkzeuge standen hier
ausreichend zur Verfügung.
    Sein Ziel waren die Familiengruften auf dem Nordflügel des
Geländes.
    Dort hatte er die größte Chance, zu überdauern.
    Die Gruften hatte man aus Stein und Marmor errichtet. Schwere
Gittertore oder massive Holztüren waren mehr Schmuckstücke, als daß sie
praktischen Nutzen

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