064 - Marotsch, der Vampir-Killer
gekippt, um ihrem trüben Alltag zu entfliehen, oder sie pflegte ihren
Kaffee damit zu würzen.
»Kriminalpolizei«, sagte Larry und wies einen entsprechenden
Ausweis vor.
»Kriminalpolizei?« hauchte Melanie Gauer. Dann wurde sie blaß »Sie
brauchen keine Angst zu haben«, sagte Larry sofort nach. »Ich habe nur ein paar
Fragen an Sie. Wegen Dr. Starsky.«
X-RAY-3 wurde eingelassen. Es wurden mehr Fragen, als er sich
gedacht hatte. Er stellte fest, daß Melanie Gauer den Vorfall, den ihr
seinerzeit niemand abnehmen wollte, in allen Einzelheiten wiedergeben konnte
und daß die Schilderung sich genau mit dem Bericht deckte, den die PSA-Nachrichtenagenten
aufgespürt hatten.
Es klang alles recht ungewöhnlich, als sie über die Situation in
der Dunkelkammer sprach. Aber sie verwickelte sich nicht ein einziges Mal in
Widersprüche. Obwohl sie eindeutig am Tag mehr Alkohol verkonsumierte als
mancher in einem ganzen Monat, sprach sie mit erstaunlicher Klarheit.
»Wie hat Dr. Starsky darauf reagiert, nachdem er erfahren hat, daß
Sie trotz seines ausdrücklichen Verbotes die Dunkelkammer betreten haben. Frau
Gauer?«
Sie winkte ab und griff mit der anderen Hand nach ihrem lose
zusammengesteckten, stark ergrauten und dünnen Haar, das sich aus der Spange
lösen wollte. »Er hat mich auf der Stelle entlassen.«
»Ah! War er denn in der Wohnung, als Sie die Begegnung mit dem –
Zwerg hatten?«
Melanie Gauer stieß hörbar die Luft aus der Nase. »Das ist ja das
Komische! Ich rannte wie von Sinnen aus der Kammer. Ich glaube, ich hab’ sogar
vor Schreck geschrieen. Ich wollte sofort zur Wohnungstür und ins Freie
flüchten. Aber da rief mich jemand. Es war Dr. Starsky. Er stand wie aus dem
Boden gewachsen plötzlich hinter mir.«
Larry kniff die Augen zusammen. Er dachte scharf nach. »Aber dann
muß doch auch der den Zwerg gesehen haben?!«
Melanie Gauer seufzte. »Das ist ja das Merkwürdige! Er hat ihn
nicht gesehen, aber er muß wissen, daß so ein komischer Kerl bei ihm in der
Wohnung haust. Starsky hat nur gesagt, ich kann gehen und ich brauche nicht
wiederzukommen. Jemand, der wie ich sein Vertrauen mißbrauche, hätte in seiner
Wohnung nichts verloren. Kein Wort über den Zwerg, nichts!«
Starkys Verhalten beschäftigte Larry ungemein.
Es war ungewöhnlich und durch nichts zu erklären.
»Noch eine Frage, Frau Gauer.«
»Ja, bitte?«
»Als Sie in der Wohnung waren, gingen Sie doch von dem Gedanken
aus, daß kein Mensch sie beobachten kann nicht wahr?«
Melanie Gauer blickte Larry ängstlich an. »Ich habe eine Dummheit
gemacht, nicht wahr?« murmelte sie. »Ich wollte nichts stehlen, Herr Kommissar,
ich…«
»Nennen Sie mich nicht Kommissar! Ich bin nur ein Mitarbeiter von
Kommissar Sachtier. Und Sie brauchen nichts zu befürchten. Daß Sie keine
strafbare Handlung begehen wollten und keine begangen haben, das wissen wir.
Aber wir wissen verdammt wenig über Starsky und seine wirklichen Geschäfte. Wir
hoffen, daß Sie uns weiterhelfen können.«
Sie nickte. Larrys Worte hatten ein Aufatmen bei ihr zufolge. Sie
kam sich mit einem Mal sehr wichtig vor. »Ich wußte natürlich, daß Dr. Starsky
außer Haus war. Deshalb riskierte ich ja einen Blick in die Kammer. Ich weiß
nicht, wieso mir entgangen ist, daß Starsky sich doch in der Wohnung aufhielt. « Sie
leckte sich über ihre Lippen.
»Sie haben Dr. Starsky nicht kommen hören?«
»Nein.«
»Noch ein Wort zu dem Zwerg, den Sie gesehen haben. Frau Gauer:
kam er nicht immer noch hinter Ihnen her, als Dr. Starsky Sie plötzlich anrief
und Sie sich umwandten?«
»Nein. Nur Starky stand da.«
»Danke, das war’s dann schon.« X-RAY-3 verabschiedete sich.
Er fuhr umgehend zum Manhattan-Hochhaus in die Innenstadt. Larry
parkte auf dem Platz vor dem Betonriesen und ging dann in die nächste
Telefonzelle an der Ecke. Starskys Nummer hatte er sich bereits im Büro
Sachtiers herausgeschrieben. Da es ihm jedoch noch zu früh erschien, hatte er
Starsky bisher nicht angerufen. Jetzt hielt er den Zeitpunkt für gekommen.
Nur knapp zweihundert Meter vom Hochhaus entfernt, stand er in der
Zelle und rief Starsky an. Der Werbefachmann meldete sich nach dem zweiten
Klingelzeichen.
Larry Brent gab sich als Produzent eines neuen Artikels zu
erkennen. Diesen wollte er auf den Markt bringen und die Werbekampagne dazu
durch Starsky ausarbeiten lassen. Angeblich, so behauptete Larry, der sich als
Frank Johnson ausgab, habe er Starskys Telefonnummer und Anschrift
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