064 - Marotsch, der Vampir-Killer
kam gerade aus dem Bad, als er hörte, wie draußen die Tür
aufgeschlossen wurde. Das Mädchen war Mitte zwanzig sah gut aus, und Larry
sagte sich, daß er mit ihr eigentlich mal essen gehen könnte, wenn er die
unangenehme Sache hier in Wien endlich hinter sich hatte.
Er flirtete mit dem Goldkind, und die junge Gehilfin war charmant
und nicht prüde.
Bis zum Frühstück bekam Larry Brent Dr. Rolf Kersky nicht zu
Gesicht.
Gegen sieben Uhr schließlich trat der Arzt aus dem Schlafzimmer.
Er machte einen ausgeruhten und recht zufriedenen Eindruck. Kersky
begrüßte das Mädchen und Larry.
»Wie geht es Ihrer Frau?« wollte der Amerikaner wissen.
Kersky antwortete: »Ich bin sehr zufrieden Mister Brent. Die
Tatsache, daß es heute nacht zu keinem Zwischenfall gekommen ist, hat Viola
körperlich und seelisch weiter gestärkt. Zum ersten Mal seit Tagen ist ein Zustand
eingetreten, den ich als zufriedenstellend – den Umständen entsprechend –
nennen darf. Viola ist heute morgen zum ersten Mal bei Bewußtsein.
Normalerweise ist es so, daß die Nächte sehr unruhig sind und daß sie nachts
wach Hegen würde, bekäme sie keine Schlafmittel. Mit Tagesanbruch aber dann
überfällt sie eine beinahe todesähnliche Müdigkeit, wie sie typisch ist für
Vampire. Heute morgen aber konnte sie mit mir sprechen, und auch die
unnatürliche Blässe, unter der sie die ganze Zeit litt, ist einer Frische
gewichen.« Kersky sprach sehr leise. Carla das Hausmädchen, konnte ihn nicht
hören. Sie hantierte in der Küche und im Speisezimmer, wo sie den Tisch deckte.
Kersky war zuversichtlich und schrieb den Fortschritt Larrys
Anwesenheit zu.
»Wir waren gemeinsam im Haus«, sinnierte der Arzt. »Zum ersten Mal
konnte der unheimliche Widersacher nicht eindringen, weil er von zwei Seiten
beobachtet wurde. Wir sollten auch weiterbin zusammenbleiben. Mister Brent.«
»Wenn es daran liegt, werde ich alles unternehmen und Ihren Kampf
unterstützen. Doktor.«
»Auch meine Entscheidung, Bluttransfusionen zu verabreichen, um
die Schwächeperioden zu überbrücken, war richtig gewesen. Ich muß mit
Hofstetter darüber sprechen Vielleicht können wir allgemein so vorgehen, sobald
Vampire eingeliefert werden. Es muß nur rechtzeitig geschehen, den
entscheidenden Augenblick dürfen wir nicht verpassen.«
Gemeinsam nahmen sie das Frühstück ein. Sie ließen sieh eine gute
halbe Stunde dafür Zeit. Wenige Minuten nach halb acht gingen sie gemeinsam aus
dem Haus. Larry verabschiedete sich auch von Viola Kersky, die in der Tat einen
gestärkten Eindruck machte und wach war.
Der Arzt schärfte Carla dem Hausmädchen ein, die Augen offen zu
halten und jede Veränderung sofort telefonisch zu melden. Zu seiner Frau
gewandt, bat er darum, daß sie heute auf jeden Fall noch mal im Bett blieb. Er
würde um die Mittagsstunde noch mal nach Hause kommen, und dann sollte sie mit
seiner Hilfe die ersten Schritte durch das Haus unternehmen.
Viola Kersky nickte und lächelte glücklich.
Vor dem Haus am Waldrandweg trennten sich die Wege von Larry und
Dr. Kersky.
X-RAY-3 fuhr ins Polizeirevier zu Anton Sachtier und dem Arzt der
Hofstetter-Klinik.
Larry führte ein eingehendes Gespräch mit dem Kommissar und ließ
sich in allen Details den letzten Abend schildern.
Dabei fiel ihm auf, daß Sachtier nervöser und unruhiger war. Er
rauchte seine geliebte Havanna zu schnell, seine Blicke waren unsicher, seine
Sprache unklar.
Larry merkte das sofort.
Er wartete den richtigen Moment ab, um den beleibten Kommissar zu
fragen, ob etwas nicht in Ordnung sei.
Sachtier meinte: »Ich habe mir alles noch mal durch den Kopf gehen
lassen. Ich denke, daß wir ganz anders vorgehen müssen, daß alles, wie wir es
bisher angepackt haben, falsch gewesen ist. Wir müssen die Vampire in die
Gräber legen.«
Larry kniff die Augen zusammen. »Worauf ist dieser plötzliche Meinungswechsel
zurückzuführen, Kommissar? Ich kann mich lebhaft daran erinnern, daß Sie
gestern noch ganz anders darüber dachten?«
Sachtier stand am Fenster. Die Unruhe, die er ausstrahlte, spürte
Larry Brent beinahe körperlich.
Der Kommissar druckste herum. »Ich habe eben eingesehen, daß es
falsch war. Mister Brent.«
»Was bedrückt Sie, Kommissar?« fragte Brent direkt.
Sachtier drehte sich um. Er kaute auf seiner Havanna. Der Mann
wirkte grau und übernächtigt.
»Hat man Sie bedroht, Kommissar?« Auch die zweite Frage kam aus
Larrys Mund wie aus der Pistole geschossen.
Sachtier blickte
Weitere Kostenlose Bücher