064 - Marotsch, der Vampir-Killer
diesem Haus gibt es sieben mal sieben Herzen. Die Herzen von
Magiern, Hexen und Hexern, die meiner Mutter unterlagen«, fuhr der Marotsch
fort. Er schwelgte im Triumph. Es bereitete ihm Freude, diese Dinge zu erwähnen
und zu wissen, daß es niemand gab, der mit diesem Wissen etwas anfangen konnte.
Der Marotsch wollte seinen ungebetenen Gast erschrecken und ihn seine Macht
fühlen lassen. »Alle fünfzig Jahre – die Länge einer Generation – muß die
magische Kraft dieser Herzen neu aufgeladen werden. Sie versagen dann ihren
Dienst, und ich muß meine menschliche Gestalt aufgeben, um als Marotsch die
Bedingungen zu erfüllen. Ich werde zum Vampir, zum Vampir-Killer, um mich
schließlich in den Besitz jener Herzen zu bringen, welche Malok die Schlange,
die zu Satans Füßen lebt, als einzige Nahrung annimmt. Vampirherzen müssen es
sein. Vampirherzen bringen die Herzen der Besiegten im Schwarzen Tempel meiner
Eltern wieder zum Schlagen. Damit wird die gesamte magische Kraft wieder
erweckt, über die ich dann verfügen kann. Jetzt bin ich nur zeitweise dazu
imstande, magische Kräfte auszuüben. Erst acht Herzen sind wieder zum Schlagen
gekommen, aber in jeder Nacht wird ein neues Herz dazukommen, das meine Macht
weiter festigt. Malok Satans Schlange wird die Herzen annehmen. Das alles
klingt erstaunlich, nicht wahr, so vollkommen unmenschlich. Aber es ist so! Die
Menschen können mich nicht davon abhalten, das zu tun, was getan werden muß.
Eine Entwicklung geht zu Ende. Starsky wird untertauchen – und Bruno Nowak,
eine neue Gestalt, wird ins Leben eintreten und fünfzig Jahre lang erfolgreich
unter den Menschen leben als ein geachteter Mann, ein Mensch, der sich jeden
Wunsch wird erfüllen können, dem nichts unmöglich sein wird, stehen ihm doch
die Mächte der Hölle auf Abruf zur Verfügung. Fünfzig Jahre lang wird es keinen
Marotsch mehr geben. Fünfzig Jahre lang wird ein erfolgreicher Geschäftsmann
namens Nowak um die Welt reisen, und niemand wird genau wissen, woher er kommt
und wer er wirklich ist. Und nach fünfzig Jahren wird eine Nacht des 30. Mai
kommen, wo alle fünfzig Herzen im Haus meiner Eltern wieder aufhören werden zu
schlagen. Eine neue Generation von Vampirherzen muß Malok geopfert werden. Und
Marotsch wird wieder auftauchen wird eine Zeitlang in seiner Originalgestalt
unter den Menschen wandeln und seine Opfer mit sicherer Hand auswählen.«
»Sie sind sich Ihrer Sache sehr sicher«, entgegnete Larry Brent,
der diese Eröffnungen verdauen mußte. »Sie planen fünfzig Jahre voraus, ohne zu
wissen, wie dieser erste Gang ausgehen wird. Noch ist nicht aller Tage Abend.
Die Menschen beginnen sich zu wehren.«
»Was nützt ihnen das? Sie müßten mich ausschalten. Sie hätten auf
mich schießen können, und nichts wäre geschehen. Da müßten Sie schon die Herzen
in der Schußlinie haben. Doch erstens kennen Sie diese Stelle nicht, und
zweitens haben Sie keine Gelegenheit mehr sie ausfindig zu machen, Brent. Heute
abend werde ich Sie persönlich zum Vampir machen. Sie werden von diesem Moment
an nur noch eins im Sinn haben: Ihr Leben als Untoter so lange wie möglich zu
führen. Sie werden erfüllt sein von einem Blutdurst, der Ihnen letzt noch
nichts bedeutet und den Sie sich nicht vorstellen können. Und wenn Sie Ihren
Blutdurst gestillt haben, werde ich kommen und Ihnen das Herz aus der Brust
schneiden, Ihr Vampirherz, das Malok verspeisen wird. Nichts und niemand kann den
Lauf dieser Dinge stoppen oder verändern Brent. Sie sind verloren, so wahr ich
der Marotsch bin!«
●
»Hallo X-RAY-7, bitte melden! Hier X-RAY-1. Können Sie mich hören?
Hallo. X-RAY-7, X-RAY-7!«
Die Stimme drängte. Sie meldete sich immer wieder. Wie eine
permanent laufende Durchsäße.
Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7 hörte die Stimme wie aus weiter
Ferne, und im ersten Moment vermochte er nichts damit anzufangen.
Doch dann schlug eine Alarmglocke in ihm an.
Die Zentrale meldete sich. X-RAY-1!
Der Russe bewegte die Lippen und brummte etwas Unverständliches
vor sich hin. Es war wie im Schlaf, wie im Traum.
Aber er schlief nicht, und er träumte nicht.
Iwan schlug die Augen auf.
Die ferne Stimme erreichte wieder sein Gehör, diesmal klarer und
deutlicher. »X-RAY-7, bitte melden!«
Doch Iwan war zu benommen, um sofort antworten zu können.
Er glaubte in seiner Unterkunft in Jolischka zu sein und gerade
aus tiefem Schlaf zu erwachen.
Da grellte wie ein Blitz die Wirklichkeit in sein
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