0641 - Geisterbahn
Weekend-Blick mit der Hoffnung versehen: Ob es wohl rundgeht?
Suko erwischte den Mann am Lift, stand schräg hinter ihn und sprach ihn an.
»Guten Abend, Mr. Hymes.«
Der Mann zuckte für einen Moment zusammen, dann drehte er sich um und bekam große Augen.
»Sie, Mister?«
»Ja, ich.«
»Aber was wollen Sie?« Er trat einen Schritt zurück. »Hier kann ich Ihnen nichts verkaufen. Morgen auch nicht, da habe ich nämlich meinen freien Tag.«
»Ich möchte auch nichts kaufen.«
»Was dann?«
»Mit Ihnen reden, Mr. Hymes.«
»Jetzt?«
»Wenn es geht…«
Der Verkäufer fuhr durch sein Haar. »Sorry, es ist Freitag. Ich wüsste nicht, was ich mit einem Kunden privat zu bereden hätte.« Er wurde sauer, doch Suko ließ sich nicht beirren.
»Damit Sie keinen falschen Eindruck von mir bekommen, Mr. Hymes. Bitte, lesen Sie.«
Der Mann starrte auf den Ausweis. Sein Mund bewegte sich, ohne dass er etwas sagte.
»Alles klar?«
»Ja, schon…« Hymes räusperte sich.
»Was soll ich Ihnen denn erzählen?«
»Können wir das woanders besprechen?«
»Ja - sicher - nur hatte ich vor, wegzugehen. Ich wollte den Abend genießen.«
»Das können Sie immer noch.«
Er nickte. »Okay, kommen Sie mit nach oben. Ich dusche, dann gehen wir runter zum Fluss.«
»Wird gemacht.«
In der Wohnung war die Luft nicht gerade die Beste. Die Wärme stand zwischen den Wänden. Sonnenstrahlen hatten den Raum aufgeheizt.
»Eine heiße Bude!«, beschwerte sich der Verkäufer. »Aber was wollen Sie machen? Viele Leute wären froh, wenn sie überhaupt hier leben könnten.«
»Das glaube ich auch.«
Hymes streifte sein Hemd über den Kopf. »Wo leben Sie denn, Inspektor?«
»Auch in einem Hochhaus.«
»Dann kennen Sie die Probleme.«
»Sicher.«
Er legte das Hemd über den Arm und schaute Suko nachdenklich an. »Können Sie mir wenigstens verraten, um was es geht? Ich meine, ich bin mir keiner Schuld bewusst.«
»Es geht nicht um Sie persönlich, sondern um ganz andere Dinge. Aber das werde ich…«
»Keinen Tipp?«
»Doch, Wonder Toys…«
Hymes legte die Stirn in Falten. Durch die Nase holte er hörbar Luft. »Die Spielsachen?«
»So bezeichnen Sie die Figuren. Ich sehe es etwas anders. Sie wollten duschen.«
Er verschwand im Bad, während sich Suko in einen der Sessel setzte, die aussahen wie Würfel mit steifer Rücklehne. Sie hatten ein Muster aus schwarzen und weißen Vierecken. Wenn man zu lange darauf schaute, schmerzten die Augen.
Am teuersten war die Stereo-Anlage. Allein die Boxen mussten ein kleines Vermögen gekostet haben.
Suko streckte die Beine aus, wartete, und konzentrierte sich auf das Rauschen der Dusche, das als schwaches Geräusch in den Wohnraum drang, der gleichzeitig als Schlafzimmer diente, denn die Couch war noch vom Morgen her ausgezogen, das Bett nicht gemacht. Eine typische Junggesellenbude.
Dafür hatte der Inspektor großes Verständnis. Aus dem Fenster schaute er auf eine kleine Grünanlage, die von einem Weg geteilt wurde. Der führte hinunter zum Fluss. Dort befanden sich die Restaurationsbetriebe, die zum Großteil von den Mietern des Hochhauses besucht wurden. Über das Grün der Bäume hinweg sah Suko Wimpel flattern, und er konnte auch in kleine Gartenanlagen schauen.
Er drehte sich um, als Hymes die Badtür öffnete. Sein nasses Haar strich er mit den Fingern zurück.
Eine weiße Hose und ein rotes T-Shirt holte er aus dem Schrank. Die dazu passende Leinenjacke hing noch auf einem Stuhl.
»Wir können«, sagte er.
»Wollen Sie zum Fluss?«
»Ja, dort ist meine Stammpinte.« Er hob die Schultern. »Nichts Besonderes, aber man sitzt da einfach gut, wenn Sie verstehen.«
Suko lächelte. »Ich lasse mich überraschen.«
»Ich auch, Inspektor, denn ich bin gespannt, was Sie mir zu sagen oder mich zu fragen haben.«
»Keine Sorge, ich werde Sie nicht lange aufhalten.«
Unten im Flur tanzten noch immer die Jugendlichen nach ihrer Musik. Hymes und Suko schoben sich an ihnen vorbei. Die Sonne stand tiefer, sie blendete. Suko setzte die dunkle Brille auf wie Nick Hymes.
Sie umrundeten das Haus und gelangten an die Rückseite, wo große Container mit Abfall standen.
Auch hier hielten sich Jugendliche auf und hatten ihren Spaß, der irgendwann wohl in Langeweile enden würde. Schon jetzt benahmen sie sich ziemlich aggressiv.
Der schmale Plattenweg durfte außer von Spaziergängern nur noch von Radfahrern benutzt werden.
Suko und sein Begleiter wurden mehr als einmal überholt,
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