0643 - Das fliegende Grauen
wichtig?«
Weiter brauchte sich Mallmann über dieses Thema nicht auszulassen. Jane und Glenda waren informiert. Abdul Hamid ahnte nicht einmal, welchen Kuckuck er sich in das Nest geholt hatte. Sein Vertrauen zu Mallmann war hundertprozentig. Und jetzt, wo Jane und Glenda leibhaftig vor ihm standen, wohl noch um einige Prozente größer.
»Das dachte ich mir«, sagte Jane. »Wie wir erkennen konnten, hast du deine Spuren hinterlassen.«
Dracula II nickte voller Stolz. »Das habe ich in der Tat. Einige Dienerinnen gehören schon zu mir. Sie sind bereits meine Bräute geworden. Und sie werden nicht ruhen, bis alle Frauen zu unserem Kreis gehören.«
»Der ganze Harem?«, fragte Glenda.
»So ist es.«
»Und dann?«
»Geht es weiter. Dann werde ich sie freilassen, damit sie sich der Männer annehmen. Auch die Wächter dieser Oase sollen in den Genuss kommen, sich zu meiner Dienerschaft zählen zu können. Ist das nicht alles wunderbar? Ist das nicht ein großer, gewaltiger Plan? Ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe, bekomme euch und noch zahlreiche Diener dazu. Der Beginn meines Reiches ist gemacht. Irgendwann werde ich es ausbauen, dann kehre ich wieder zurück in ein anderes Land.«
»Rumänien?«
»Sicher. Ich bin vertrieben worden. Aber allmählich beruhigen sich die Verhältnisse dort. Ich werde bald wieder agieren und herrschen können. Diese kleine Fluchtburg hier war einfach ideal. Ich konnte an ihr nicht vorübergehen.«
»Das wird dir der Sultan aber verdammt übel nehmen, Mallmann!«
Dracula II lachte nur kalt. »Glaubt ihr tatsächlich, dass er für meine Pläne ein Hindernis darstellt? Glaubt ihr das? Ich nicht. Ich kann mit ihm klar kommen.«
»Was wird er sagen, wenn er erfährt, wer tatsächlich hinter deiner lächelnden Maske steckt?«
»Nichts wird er sagen.«
»Das glaube ich nicht.«
Mallmann schaute Jane an. Er strich über seine Stirn, wo das Zeichen merklich blasser geworden war. »Ich habe zwar meinen Zeitplan anders eingeteilt, in Anbetracht gewisser Veränderungen bin ich jedoch bereit, ihn zu verschieben. Die Dunkelheit wird in einer guten halben Stunde hereinbrechen. So lange möchte ich nicht warten, denn auch Hamid soll endgültig zu mir gehören.«
»Du willst sein Blut…«
»Trinken, Jane, jawohl, ich werde es trinken.«
»Das ist…«
»Sei ruhig, Glenda!«
Sie schwieg sofort, schaute ebenso wie Jane auf Abdul Hamid, der nichts verstanden hatte, sich aber sichtlich wohl fühlte, was an seinem Gesicht abzulesen war.
Er freute sich einfach. Seine Pläne stimmten, sie gingen auf, und er würde bald zwei neue Perlen in sein Frauenhaus einreihen können. Er stellte seine Frage auf Französisch. »Was sagen die beiden? Haben sie sich gewundert?«
Mallmann grinste kalt. »Und ob, mein Freund. Sie sind einfach überrascht worden.«
»Das dachte ich mir.« Der Sultan rieb seine Hände. »Es muss einfach so sein, finde ich. Ich bin der Herrscher, ich gewinne immer. Wann lässt du mich mit ihnen allein, Freund aus Europa?«
»Gleich, wenn es finster ist.«
»Irrtum!«, sprach Jane Collins scharf dazwischen. »Er wird dich töten, Sultan! Er wird dich vernichten. Er wird dich zu einem blutsaugenden Monstrum machen, weil er dir zuvor selbst das Blut aus den Adern schlürft. Das ist dein Schicksal. So sieht es aus, so und nicht anders.«
Abdul Hamid blies die Wangen auf. »Das ist unerhört! Wie kannst du so etwas sagen? Er ist mein Freund!«
»Wir werden…«
»Gar nichts werden wir!«, unterbrach Mallmann die Detektivin mit scharfer Stimme. »Falls du es nicht wissen solltest, die Falle ist zu. Endgültig ist sie geschlossen. Dieser dumme Kerl weiß nicht, dass er mir in die Falle gelaufen ist. Er wird noch lächeln, wenn ich ihm in den Hals beiße. Lächeln wird er…«
Jane konnte nicht einmal widersprechen, weil sie genau wusste, dass Mallmann Recht hatte. Einen so ahnungslosen Kerl wie den Sultan zu überrumpeln war ein Kinderspiel. Abdul Hamid hatte bisher nie mit Widerstand zu kämpfen gehabt und würde auch jetzt tölpelhaft in die Falle des Vampirs laufen.
Seine wahren Feinde sah er in den beiden Frauen. Nie zuvor hatten es seine Gespielinnen gewagt, in einem derartigen Ton mit ihm zu reden. Das wurde ihm erst jetzt klar.
Er schrie einen Fluch und schnappte sich einen der beiden Revolver. Mit beiden Händen hielt er die Waffe fest, weil er so zitterte. »Ich werde dir ins Bein schießen!«, brüllte er. »In die Wade, dann kann ich noch immer mit
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