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0643 - Schlangenträume

0643 - Schlangenträume

Titel: 0643 - Schlangenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nackt durchs weiße Haus gelaufen sind, und…«
    »Fahren, nicht reden!« fuhr Nicole ihn an.
    Das Taxi rollte los.
    Die beiden Polizisten nahmen es nur zur Kenntnis, kümmerten sich aber erst einmal nicht weiter darum. Sie hatten genug mit der Meute von Nachbarn zu tun…
    ***
    Ranga Ghoyashar konnte sich glücklich schätzen, einer psychiatrischen Behandlung entgangen zu sein. Allerdings traute er sich inzwischen selbst nicht mehr über den Weg. Nur zu deutlich hatte er doch die Schlange gesehen und auch den Tiger, der die Anhalterin Alice zerfetzt hatte - die später quicklebendig neben ihm stand und plötzlich den Kopf einer Kobra besessen hatte anstelle eines Menschenkopfs.
    Etwas dermaßen Verrücktes hatte Ghoyashar noch nie zuvor erlebt. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr glaubte er, nur einen Alptraum gehabt zu haben, nur sprach die Quittung dagegen, die er für 30 Dollar Bußgeld erhalten hatte. Die hatten ihm die Smokeys, die Highway-Polizisten, immerhin noch abgenommen, weil er seinen Truck am Fahrbahnrand gestoppt hatte.
    Und wahrscheinlich wäre noch mehr passiert, wenn nicht zufällig jener Mann vorbeigekommen wäre, der sich als Sheriff vom Dade County unten bei Miami auswies und die beiden Smokeys besänftigte. Irgendwie hatte der Exil-Inder den Eindruck, daß dieser Sheriff Bancroft mehr wußte, als er zugeben wollte - ihm erschien die Schlangenstory bei weitem nicht so abstrus wie den beiden anderen Beamten.
    Aber wieso?
    Was wußte er?
    Alice war fort. Die Smokeys hatten sie mitgenommen, um sie im nächsten Ort abzusetzen, denn mit Ghoyashar hatte sie nicht weiterfahren wollen. Aus gutem Grund sicher. Der Inder konnte es ihr nicht verdenken. Er würde sich auch in Gesellschaft eines Verrückten unwohl fühlen, der von Schlangen und Tigern faselte.
    Aber er hatte sie doch gesehen!
    Er überlegte. Was konnte er tun, um herauszufinden, was wirklich passiert war? Er mußte seine Fracht abliefern, konnte nicht hier vor Ort bleiben. Oder doch? Vielleicht gab es einen Kollegen, der sie übernehmen konnte. Dann verdiente er selbst zwar keinen Cent an der ganzen Sache, aber - er hatte etwas Zeit, sich mit seiner eigenen Angelegenheit zu befassen.
    Er ahnte, daß es etwas mit Alice zu tun hatte und mit dem Truck Stop bei Gainesville, wo er sie aufgegabelt hatte.
    Dort mußte er ansetzen.
    Alice… wo war sie jetzt? Wohin hatte sie gewollt? Genau wußte er es nicht. Sie hatte nur gesagt, sie wolle nach Süden, und weil er auch nach Süden unterwegs war, hatte er sie einsteigen lassen.
    Aber es gab ja CB-Funk.
    Er begann nachzufragen.
    Erstens, ob ein Kollege, der gerade nach einer Fracht suchte, seine Tour übernehmen konnte, und zweitens, ob jemand diese Alice gesehen hatte.
    ***
    Ein paar Kilometer von High Springs entfernt forderte Nicole den Taxifahrer auf, anzuhalten und abzuwarten -sowie weiterhin die Klappe zu halten. An seinen Kommentaren zur Lage der Nation war sie wahrhaftig nicht interessiert. Sie drückte ihm ein paar Geldscheine in die Hand, die sowohl die bereits aufgewandte Menge an Zeit und Kilometern abdeckte als auch ein Vorschuß war. Dann stieg sie aus und entfernte sich ein paar Meter vom Taxi. Sie brauchte Ruhe und wollte nicht gleich wieder durch eine dumme Bemerkung gestört werden.
    Natürlich wäre sie erst einmal lieber im Dorf geblieben, um sich dort um die Entführung ODonaghues zu kümmern und mit seiner Frau zu sprechen. Auch um sie vielleicht ein wenig zu beruhigen. Aber bei dem augenblicklichen Chaos war das wenig erfolgversprechend. Im Gegenteil, man würde sie nur bei ihrer Tätigkeit behindern. Da war es besser, ein paar Minuten abzuwarten, weitab vom »Schußfeld«, getreu dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn.
    Vielleicht brachten ja die Polizisten wieder halbwegs Ruhe in die ganze Angelegenheit - und erinnerten sich weder daran, daß der Taxifahrer sie angerufen hatte, noch daß jemand erzählt hatte, Nicole habe eine Schlange verbrannt.
    Jetzt versuchte sie sich telepathisch zu öffnen.
    Sie wußte, daß sie von sich aus keinen Kontakt zu Monica Peters aufnehmen konnte. Sie selbst konnte nur Gedanken von Menschen lesen, die sie unmittelbar vor sich sehen konnte. Aber die Peters-Zwillinge waren, was diese Gabe anging, wesentlich besser ausgestattet. Wenn Monica ihrerseits versuchte, Nicole zu erreichen, würde ihr das gelingen, sofern Nicole selbst ihre mentale Abschirmung öffnete.
    Nicole hoffte, daß gerade jetzt einer der Zeitpunkte war, in denen Monica

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