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0643 - Schlangenträume

0643 - Schlangenträume

Titel: 0643 - Schlangenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»anrief«.
    Vielleicht, überlegte sie, wäre es effektiver gewesen, auch Monicas Zwillingsschwester Uschi mitzunehmen. Zwischen den beiden Telepathinnen war eine Verbindung jederzeit möglich. Und die Entfernung von hier bis zu Tendyke’s Home war relativ unbedeutend. Um die eineiigen Zwillinge, die niemand äußerlich voneinander unterscheiden konnte, telepathisch zu trennen, bedurfte es schon wesentlich größerer Distanzen.
    Aber nun befand sich Uschi in Tendyke’s Home und wartete dort darauf, wie sich die Sache weiterentwickelte.
    Und plötzlich bekam Nicole Kontakt.
    Monica suchte mit ihren Gedanken nach ihr. Nicole öffnete sich, erfuhr, daß Zamorras Versuche, etwas herauszufinden, bisher gescheitert waren, und berichtete selbst von dem Erlebnis mit der Messing-Kobra. Sie brauchte bloß ihre Erinnerungen wieder bildhaft werden zu lassen; für Monica Peters war es kein Problem, diese Bilder zu sehen und besser und präziser aufzunehmen, als es in einer wörtlichen Schilderung möglich gewesen wäre.
    Von Monica kam Nachricht: Zamorra sagt, du solltest das Amulett zu dir rufen und es mit einer Zeitschau probieren. Er brauchte gerade nicht. Wir kommen mit dem Hubschrauber, okay?
    Ihr müßt ja mächtig im Druck sein, erwiderte Nicole gedanklich. Laßt mir noch eine Viertelstunde oder etwas mehr Zeit, bis sich hier die Lage beruhigt hat.
    Die Zeit brauchen wir ohnehin, um anzufliegen. Im Druck dürfte eher O’Donaghue sein, vermeldete Monica und brach die Verbindung wieder ab.
    Nicole schluckte. Natürlich hatte Monica recht. O’Donaghue befand sich möglicherweise in einer recht prekären Lage. Aber um ihm mit der Zeitschau zu folgen, mußte erst wieder etwas Ruhe einkehren. Da aus diesem kleinen Dorf sechs Straßen in sechs verschiedene Richtungen führten und niemand eindeutig sagen konnte oder wollte, in welche Richtung sich das Entführerfahrzeug entfernt hatte, wäre es nötig, die Zeitschau an vielleicht sogar allen sechs Straßen durchzuführen, weil, wenn das Pech es wollte, erst die letzte Straße die richtige war… Diese zeit- und kräftezehrende Arbeit wollte Nicole sich möglichst ersparen und gleich den richtigen Weg nehmen können. Aber in dem Chaos vor dem Haus des Staatsanwalts konnte sie keinesfalls die Zeitschau benutzen. Man würde ihr keine Chance dazu lassen.
    Langsam ging sie zum Taxi zurück. Sie sah, wie der Fahrer das Mikrofon seines Funkgerätes gerade wieder in die Halterung zurücksteckte, als er ihre Annäherung bemerkte.
    Eine böse Vorahnung ließ sie in seinen Gedanken forschen - etwas, was sie eigentlich nur ungern tat, weil sie die Privatsphäre anderer Menschen möglichst nicht berühren mochte.
    Aber dieser geschwätzige Bursche hatte gerade ein Gespräch mit einem TV-Sender und davor ein anderes mit einer überregionalen Blut- und Klatschzeitung geführt, um die Sensationsreporter auf die Entführung eines Staatsanwalts hinzuweisen…
    Und die hatten sofort zugestimmt, herzukommen und den Fall vor Ort zu recherchieren und darüber zu berichten - was auch immer sie unter »recherchieren« verstehen mochten…
    Es war eines der ganz wenigen Male in ihrem Leben, daß Nicole wilde Mordlust verspürte…
    ***
    Kevin O’Donaghue erwachte. Er lag auf der Rückbank eines Autos, wie er schnell feststellte. Er erinnerte sich: vor seinem Haus hatte ein Mann ihn angesprochen, aus dem Auto gezerrt und dabei niedergeschlagen.
    Commander Bishop. »Ich muß dringend mit Ihnen reden«, hatte er gesagt, bevor er aggressiv geworden war.
    Immerhin hatte er O’Donaghue nicht gefesselt.
    Aus liegender Position konnte O’Donaghue nicht erkennen, wohin er gebracht wurde. Er überlegte, ob es Sinn hatte, noch weiter den Bewußtlosen zu spielen. Aber im gleichen Moment wurde die Jaguar-Limousine langsamer und kam zum Stehen. Der Mann, der sich Commander Bishop nannte, wandte sich um.
    »Freut mich, Sir, daß Sie wieder wach sind. Vielleicht können wir jetzt wie zivilisierte Menschen miteinander reden.«
    O’Donaghue setzte sich auf. Er fragte sich, woran Bishop gemerkt hatte, daß er erwacht war.
    »Zivilisierte Menschen schlagen einander nicht bewußtlos.«
    »Zivilisierte Menschen greifen auch nicht zur Waffe, wenn sie zu einem Gespräch eingeladen werden.«
    »Eingeladen? Sie haben mich aus dem Auto gezerrt.«
    »Ich halte es für unhöflich, wenn ein Yankee meine Einladung grundlos ausschlägt«, sagte Bishop.
    O’Donaghue lauschte dem Klang der Stimme nach. Yankee hatte ihn noch nie

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