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0643 - Schlangenträume

0643 - Schlangenträume

Titel: 0643 - Schlangenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß es für ihn praktisch keine Rettung gab. Daß ein magisches Wesen wie Merlins Tochter Sara Moon oder auch Zamorra vom Ssacah-Keim befreit werden konnten, gehörte zu den ganz großen Ausnahmen. Die nötigen Voraussetzungen waren hier nicht gegeben. O’Donaghue war verloren.
    Nicole fragte sich, ob sie es fertigbrachte, ihn zu erlösen. Das Problem war: sofern er nicht bereits im Auftrag des Kobra-Dämons Böses getan hatte, hatte er noch keine Schuld auf sich geladen, die ein Unschädlichmachen rechtfertigten. Er war selbst nur ein Opfer.
    Nicole fühlte sich wie jemand, der einen Mord plant.
    Sie versuchte daran zu denken, daß O’Donaghue bereits tot war. Einen Toten kann man nicht mehr ermorden. Ermordet hatte ihn Ssacah, beziehungsweise Nick Bishop, der dafür gesorgt hatte, daß die Messing-Kobra den Staatsanwalt biß. Seit jenem Moment war O’Donaghue tot. Er besaß zwar noch den äußeren Anschein des Lebens, er mochte sich auch völlig normal bewegen und geben, aber was ihn an einem künstlichen, untoten Leben erhielt, war nichts als die Schwarze Magie des Kobra-Dämons.
    Nicole hoffte darauf, daß der Untote sich irgendwie in die Enge getrieben fühlte und angriff. Dann war es wenigstens Notwehr…
    Und was war mit Mrs. O’Donaghue? Sie mußte gestern doch erleichtert aufgeatmet haben, als ihr Mann heil und scheinbar unversehrt zurückkehrte. Um so größer würde der Schock jetzt sein… Sicher wäre es besser gewesen, er wäre nicht zurückgekehrt.
    Und Bishop?
    War alles tatsächlich eine Falle, wie Nicole vermutete? In welcher Form würde er angreifen? Oder befand er sich längst nicht mehr hier, sondern konzentrierte sich andererseits auf Zamorra? Was plante er überhaupt? Sein Vorgehen fand Nicole recht seltsam.
    Inzwischen ging der Hubschrauber tiefer. Vor dem Haus des Staatsanwalts parkte der Wagen in der Einfahrt. Das bedeutete, O’Donaghue hatte bereits Feierabend und war schon daheim, oder er war heute nicht zum Dienst erschienen. Nicole schluckte. Es wäre ihr lieber gewesen, den Ssacah-Diener auf dem Heimweg abfangen zu können.
    »Wie wollen Sie vorgehen?« fragte Sands. »Sollen wir Sie absichern?«
    Nicole nickte. »Aber seien Sie vorsichtig. Greifen Sie nur ein, wenn sich Bishop ebenfalls zeigt. Ich versuche, O’Donaghue nach draußen zu holen. Und - lassen Sie sich nicht beißen!«
    Sands und Moorcock nickten synchron. »Klar. Sie müßten uns sonst ebenfalls töten. Aber das möchte ich verhindern. Wer soll sonst den Hubschrauber zurückfliegen?«
    Er lachte leise.
    Nicole war nicht zum Lachen zumute. Wenn sie daran dachte, was vor ihr lag, wurde ihr beinahe übel. Sie hatte Angst davor, O’Donaghue gegenüberzutreten. Nicht, weil sie die Magie fürchtete, sondern das, was sie zu tun hatte.
    Aber Zamorra würde es nicht anders ergehen.
    Sie ahnte, daß er sie nicht hierher geschickt hatte, um nicht selbst Vollstrecker sein zu müssen. Er hätte diese unangenehme Aufgabe sicher auf sich genommen. Aber es war nur logisch, daß Nicole hierher ging. Sie war bekannt, sie hatte diese Sache begonnen, mußte sie nun auch zu Ende bringen.
    Am Gürtel ihrer Jeanshose hing die Metallplatte, an der der Blaster haftete. Eva hatte neben der anderen magischen Ausrüstung auch die Strahlwaffen mitgebracht. Nicole berührte die Waffe kurz. Dann, als der Hubschrauber auf der Straße vor dem Haus aufsetzte, erhob sie sich, ging zum Ausstieg und sprang ins Freie.
    Uschi Peters folgte ihr.
    Die Rotorblätter aus einem speziell gehärteten Kunststoff, welcher der Dynastie-Technik entstammte und für die jetähnliche Supergeschwindigkeit des technisch aufgerüsteten Hubschraubers besser geeignet war als irdisches Material, drehten sich noch und erzeugten einen kleinen Wirbelsturm, der an Nicoles Perücke und Uschis Blondschopf zerrte. Nicole sah sich um. Die Landung mitten in dem kleinen Ort blieb natürlich nicht unbemerkt; sie fragte sich, wann die mehr neugierigen als hilfsbereiten Nachbarn, garantiert dieselben wie gestern, aufkreuzten und feststellen wollten, was jetzt schon wieder los war.
    High Springs hatte seine zweite Sensation innerhalb von 24 Stunden.
    Auch im Haus war man aufmerksam geworden. Als die beiden Frauen über den breiten Weg aus Waschbetonplatten gingen, wurde die Haustür geöffnet.
    Mrs. O’Donaghue empfing die Besucher…
    ***
    Um die O’Donaghues machte sich Nick Bishop keine Gedanken mehr. Wie auch immer diese Auseinandersetzung endete - sie würde ein Problem lösen.

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