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0643 - Schlangenträume

0643 - Schlangenträume

Titel: 0643 - Schlangenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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meine Anhalterin von gestern wieder irgendwo auftaucht. Mit der hat alles angefangen, nachdem ich sie bei Gainesville aufgegabelt habe.«
    »Sie bekamen doch gestern eine Nachricht, diese Alice sei nicht weit von hier gesichtet worden. Deshalb sind Sie doch hierher gefahren und…« Monica Peters verstummte.
    »Woher wissen Sie denn davon?«
    »Wir haben den CB-Funk mitgehört«, sagte Monica schnell.
    »Das heißt, Sie haben mich seit gestern oder schon länger unter Beobachtung?« Ghoyashar wurde langsam mißtrauisch. »Was soll das, Leute? Das stinkt nach Bespitzelung.«
    »Das ist ein hartes Wort und trifft nicht den Kern«, wandte Zamorra ein. »CB-Funk kann schließlich von jedem mitgehört werden, der über ein Empfangsgerät verfügt. Und verschlüsselt haben Sie die Gespräche ja nicht.«
    Ghoyashar schüttelte langsam den Kopf.
    Und selbst dann hätten Sands oder Moorcock den Code knacken können, dachte Zamorra. Wenn du wüßtest, was wir gestern alles abgefragt und gehackt haben, Mann … du würdest es nicht glauben. Kein normaler Mensch würde es so rasch glauben. Noch vor ein paar Jahren wäre es vermutlich sogar völlig unmöglich gewesen. Aber das, was Sands und Moorcock gestern getan hatten, war nur ein Bruchteil dessen, was Geheimdiensten wie der NSA möglich war. Datensicherheit, angeblich unknackbare Verschlüsselungstechniken… wer die entsprechende Technik beherrschte, für den war nichts ein Problem.
    Gerade deshalb wollte Zamorra dringend mit Tendyke darüber reden. Es ging nicht an, daß seine Leute unkontrolliert in fremde Telefon-, Funk-und Datenkanäle eindrangen. Zu viel Unheil ließ sich damit anrichten. Schon jetzt fühlte Zamorra ein immer stärker werdendes Unbehagen angesichts der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, obgleich sie andererseits doch recht hilfreich gewesen waren. Aber heiligt der Zweck wirklich jedes Mittel?
    Sie ließen sich in einer Ecke der Imbißstube nieder, vor deren Parkplatz der Truck und der Pontiac standen. Zamorra bestellte Getränke. Dann bat er Ghoyashar, ihm so genau wie möglich jede Einzelheit zu schildern, sowohl was das Schlangen- und Tiger-Erlebnis des vergangenen Tages anging als auch den nächtlichen Alptraum.
    Er verglich und fragte nach, um Details deutlicher geschildert zu bekommen. Alles, was Ghoyashar geträumt hatte, war bis ins Kleinste identisch mit Nicoles Traum. Nicole hatte ihn nicht nur erzählt, sondern Zamorra auch telepathisch an ihrer Traumerinnerung teilhaben lassen.
    Während er erzählte, sah der Inder immer wieder mißtrauisch zu Monica. Er schien sich in ihrer Nähe äußerst unwohl zu fühlen. Unter dem Tisch stieß Zamorra die Telepathin an und gab ihr ein Zeichen. Sie verstand und öffnete kurz ihre mentale Abschirmung. Sondierst du ihn etwa? fragte Zamorra telepathisch an.
    Natürlich nicht! Ihre Gedankenantwort ließ Entrüstung mitschwingen. Es gehörte zum Ehrenkodex, sich nicht ohne Grund in andere Bewußtseinsinhalte einzuklinken - abgesehen davon, daß niemand sich gern von seelischen Abgründen anderer Menschen überschwemmen ließ, was durchaus geschehen konnte. Bestand eine Bedrohung, die das Gedankenlesen erforderlich machte, war’s etwas anderes. Aber von einer solchen Gefahr konnte hier keine Rede sein.
    Aber er muß irgend etwas fühlen, das von dir ausgeht, fuhr Zamorra fort.
    Aber was sollte das sein? kam es von Monica zurück.
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    Er stellte fest, daß Ghoyashar jetzt mißtrauisch zwischen ihnen hin und her sah, gerade so, als bekomme er die lautlose Unterhaltung zwischen ihnen mit - oder bemerke zumindest, daß sie sich unterhielten.
    »Ich möchte Sie um etwas bitten«, sagte Zamorra.
    »Und das wäre?«
    »In der kommenden Nacht mich und ein paar andere Menschen in diese Traumwelt zu führen.«
    Ruckartig erhob der Inder sich.
    »Sie sind ja verrückt«, sagte er. »Ich verschwende meine Zeit.«
    Ohne ein weiteres Wort ging er hinaus.
    Eva hob die Brauen. »Das war’s dann wohl, was Mister Ghoyashar angeht.«
    Zamorra lehnte sich zurück.
    »Er wird mitmachen«, prophezeite er. »Schon allein, weil er neugierig ist. Denn wäre er nicht neugierig, würde er nicht nach dieser Alice suchen.«
    Draußen donnerte ein schwerer Dieselmotor auf. Der Truck des Inders rollte vom Platz…
    ***
    Während der Hubschrauber sich dem Ort High Springs näherte, hing Nicole ihren Gedanken nach. Sie wußte, was auf sie zu kam. O’Donaghue war ein Ssacah-Diener geworden. Das hieß,

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