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0645 - Das ewig Böse

0645 - Das ewig Böse

Titel: 0645 - Das ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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wird es aber bald sein«, sagte der Mann mit dem Messer ungerührt.
    Als er Nicoles erstaunten Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er hinzu: »Wir können dich nicht töten. Diese Waffe, die du hast, ist zu stark für uns. Du würdest mit uns machen, was du mit ihm gemacht hast, und wir hätten trotzdem nichts zu essen. Aber wir wollen doch leben, also nehmen wir ihn. Das ist wohl das Urteil der Götter. Also geh.«
    Nicole lief ein Schauer über den Rücken. Langsam verstand sie, in was für eine Umgebung sie geraten war. Das provisorisch aufgebaute Dorf mit seinem versiegten Brunnen war nichts weiter als eine Falle für Reisende wie sie, die auf der Suche nach Wasser aus der Ferne die Hütten sahen. Die Männer, die sie angegriffen hatten, waren aber nicht auf Geld oder Waren aus, sondern nur auf die Opfer selbst. Sie waren Kannibalen!
    Nicole hob den Blaster. »Ich kann nicht zulassen, daß du ihn tötest«, sagte sie deutlich. Der Bewußtlose war durch ihre Schuld in diese Lage geraten. Sie konnte jetzt nicht einfach Weggehen und ihn seinem Schicksal überlassen.
    »Das liegt nicht mehr in deiner Hand«, entgegnete der Mann ruhig und hob das Messer.
    Im nächsten Moment ragte die Spitze eines Speeres aus seiner Brust. Er fiel er nach vorne auf den Boden.
    »Verschwindet, ihr Aasfresser«, rief eine Frauenstimme. »Oder ich bringe euch alle um!«
    Die drei anderen Männer sahen zuerst einander unsicher an und warfen dann einen Blick auf Nicole. Die hob nur den Blaster. Als wäre das ein Startsignal gewesen, drehten sich die halb verhungerten Gestalten um und rannten davon.
    »Gar nicht schlecht«, sagte die Stimme wieder. Im nächsten Moment hörte Nicole ein Rascheln im Unterholz.
    Eine Frau trat hervor. Sie trug eine Lederrüstung und hatte das lange schwarze Haar zu einem Zopf geflochten. »Du mußt die fremde Kriegerin sein«, sagte sie. »Mein Name ist Nefir-Tan.«
    Nicole starrte sie wortlos an.
    Vor ihr stand die Frau aus ihrem Traum.
    ***
    Zamorra hob beschwichtigend die Hände. »Ich bin ganz ruhig«, sagte er zu dem Dämon. Daß er vor einem Höllenwesen stand, bezweifelte er nicht. Die Aura schwarzer Magie war unverkennbar. Das erklärte allerdings nicht, warum er Latein sprach.
    »Hast du mich gerettet?« fragte er weiter.
    Der Dämon, der wie ein riesiger Gorilla aussah, nickte.
    »Dann möchte ich dir dafür danken. Du hast mein Leben gerettet.«
    Der Dämon nickte erneut, nahm aber die Keule, die immer noch bedrohlich über Zamorras Kopf schwebte, nicht herunter.
    »Wirst du mich angreifen, wenn ich dich am Leben lasse?« fragte er statt dessen.
    Der Dämonenjäger schüttelte den Kopf. »Wieso sollte ich meinen Retter angreifen?« fragte er zurück.
    »Wieso streitet sich ein Mann mit seiner eigenen Kleidung?« konterte der Dämon.
    Endlich verstand Zamorra die feindselige Haltung des Affendämons. Er hatte ihn offensichtlich länger beobachtet und seinen Kampf gegen die Spezialkleidung mitverfolgt. Anscheinend hatte er aber nicht begriffen, daß das ein magischer Angriff gewesen war. Das war merkwürdig, aber in Zamorra stieg ohnehin langsam der Verdacht auf, daß er nicht mit einem der zehn hellsten Vertreter der Schwefelklüfte sprach. Dementsprechend vorsichtig wählte er seine Worte. »Du hast recht, dafür kann es eigentlich keinen vernünftigen Grund geben, außer natürlich, die Kleidung gehorcht einem nicht mehr.«
    Der Dämon sah ihn einen Moment lang an. Zamorra glaubte fast zu hören, wie er die Antwort in seinen Gehirnwindungen durchdachte.
    Endlich senkte er die Keule. »Das stimmt natürlich«, sagte er. »Kleidung, die einem nicht gehorcht, muß man loswerden.«
    Er streckte eine riesige Pranke aus. »Mein Name ist Rekoc. Ich bin ein Jäger.«
    Zamorra ergriff die Pranke. Kurz überlegte er, ob er seinen richtigen Namen nennen sollte. Er war kein Unbekannter in der Hölle, und sein Name war bei Dämonen berüchtigt. Allerdings bezweifelte er, daß Rekoc enge Verbindungen zur Hölle unterhielt. Das war ein Risiko, daß er eingehen konnte.
    »Mein Name ist Zamorra«, entgegnete er ehrlich.
    Erst jetzt schien dem Affendämon aufzufallen, daß der Mensch, der vor ihm stand, den Minusgraden völlig ungeschützt ausgesetzt war.
    »Möchtest du vielleicht etwas Kleidung?« fragte er ernst.
    Zamorra nickte und versuchte, ein Zittern zu unterdrücken. »Das wäre sehr freundlich von dir«, sagte er ohne Ironie.
    Der Dämon grinste und griff in einen der Bäume über ihm, auf dem er seinen

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