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0645 - Das ewig Böse

0645 - Das ewig Böse

Titel: 0645 - Das ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Dorf war ausgestorben.
    Jetzt, wo Nicole den Brunnen sah, bemerkte sie erst, wie durstig sie war. Hoffnungsvoll beugte sie sich über die hüfthohe Umrandung - und ließ resignierend den Kopf sinken.
    Der Brunnen war etwa zwei Meter tief und endete in sandigem Boden. In der Mitte lag ein Holzeimer mit einem Seil am Henkel.
    Nicole glaubte sich ungefähr ausmalen zu können, was passiert war. Die Bewohner hatten das Dorf wohl verlassen, nachdem ihre Wasserquelle versiegt war. Vielleicht hatten sie das Dorf auch nur als Jagdlager benutzt, was den provisorischen Zustand der Hütten erklären würde - was aber auch nicht zu dem gemauerten Brunnen paßte; ein Dorf voller Widersprüche. In jedem Fall hatten die Bewohner jetzt wohl keinen Grund mehr, noch einmal zurückzukommen.
    Nicole wischte sich den Schweiß von der Stirn. Wer auch immer sie hierher geholt hatte, sollte sich besser schnell offenbaren. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit…
    Im gleichen Moment traf sie der Stein!
    ***
    Zamorra richtete sich hustend auf und sog die kalte Winterluft ein. Einen Moment lang blieb er erschöpft an den Baum gelehnt sitzen und genoß einfach nur das Gefühl, noch am Leben zu sein.
    Plötzlich fiel ihm ein, daß er das Regenbogentrikot immer noch trug. Er hatte keine Ahnung, wie lange die Kleidung brauchen würde, um sich wieder magisch aufzuladen und ob sie ihn dann erneut angreifen würde, aber er legte auch keinen Wert, darauf, das herauszufinden. Er sprang auf und riß sich das Zeug vom Leib. Seine Haut war zwar gerötet, aber, so stellte er erleichtert fest, Verbrennungen hatte er keine davongetragen.
    Dafür schien er in eine Welt geraten zu sein, die ihn mit einer schier unendlichen Vielfalt von Problemen und Rätseln konfrontierte.
    Zamorra hatte keine Erklärung für den Angriff der Kleidung, wußte nicht, ob der von außen erfolgt war, oder ob sich die Magie, die in dem Material wohnte, aus irgendeinem Grund plötzlich gegen ihn gestellt hatte.
    Theoretisch war das nicht möglich, da die Kleidung aus einer neutralen Magie bestand, die niemals schaden, sondern nur schützen konnte. Deshalb auch die Farben - weder Schwarze noch Weiße Magie, sondern nach allen »Farben« der Magie hin orientiert.
    Praktisch war es aber passiert. Zamorra war angegriffen worden.
    Ein weiteres Rätsel war seine Rettung aus dem Schnee. Der Dämonenjäger machte sich keine Illusionen. Allein war er da nicht herausgekommen, dafür war er schon zu geschwächt gewesen.
    Nackt und frierend ging er zu der Stelle, an der er eingesunken war. Der Schnee lag um das Loch herum verteilt. Es sah so aus, als wäre er herauskatapultiert oder aber herausgezogen worden. Letzteres war wohl wahrscheinlicher. Irgendwo da unten mußten auch der Blaster und sein Dhyarra-Kristall liegen, begraben unter den Schneemassen. Mit den bloßen Händen hatte er keine Chance, sie auszugraben.
    Zamorra sah sich um. Irgend jemand hatte ihm offensichtlich geholfen und war dann verschwunden. Er fragte sich nur, warum?
    Und - wer ?
    In dem Moment sah er die Spuren. Die Abdrücke waren fast dreimal so groß wie seine eigenen.
    Schneeschuhe, schloß Zamorra.
    Der Dämonenjäger versuchte ein Zähneklappern zu unterdrücken und folgte den Spuren. Seine nackten Fußsohlen knirschten im Schnee. Er hoffte, daß sich sein Retter nicht zu weit entfernt hatte. In der Kälte würde Zamorra schutzlos und ohne Hilfsmittel nicht lange durchhalten.
    Die Spuren führten zwischen die Bäume, weg vom Pfad.
    Zamorra zögerte kurz und überlegte, ob es nicht vernünftiger wäre, dem Pfad zu folgen. Die nächste Siedlung konnte jedoch kilometerweit entfernt sein, und soviel Zeit blieb ihm nicht mehr. Da probierte er sein Glück lieber mit seinem unbekannten Retter.
    Der Dämonenjäger machte einen Schritt in den Wald.
    Im nächsten Moment sprang er zurück, als die Äste vor ihm mit einem Krachen brachen und einen Schatten freigaben, der aus dem Unterholz sprang.
    Zamorra sah zuerst seine Füße. Das waren keine Schneeschuhe. Sie waren tatsächlich so groß, wie die Spuren hatten vermuten lassen. Dann sah er nach oben, in das Gesicht eines über zwei Meter fünfzig großen affenartigen Dämons, der eine schwere Keule in den Händen hielt.
    »Eine Bewegung, und du bist tot!« schrie der Dämon.
    Er sprach klassisches Latein.
    ***
    Tausend Jahre zuvor
    Prahil-Girad trabte locker neben der Kutsche her, in der sein Assistent saß. Der hatte, wie bei jeder Reise, die sie gemeinsam antraten, dagegen

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