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0645 - Das ewig Böse

0645 - Das ewig Böse

Titel: 0645 - Das ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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protestiert, in der Kutsche zu sitzen, während sein Herr »zu Fuß« ging. Dabei wußte der Zauberer genau, wie ungern sich Bor auf einen Pferderücken wagte, und daß er selber jemals eine Kutsche finden würde, in die sein Pferdekörper paßte, war doch eher unwahrscheinlich. Also hatte er - wie jedesmal - das Ritual befolgt und Bor schließlich befohlen, sich in die Kutsche zu setzen. Wie immer hatte er den Befehl murrend befolgt.
    Seit zwei Tagen reisten sie gen Süden, aber heute hatte Prahil-Girad zum ersten Mal begreifen müssen, daß sie in eine Gegend gekommen waren, in der die Dinge sich zu verändern begannen: Gegen Mittag hatten sie einen kleinen Gasthof erreicht, der direkt an der Straße lag, die von San-Lirri zu den weit entfernten Bergen führte. Der Zauberer hatte eine Rast angeordnet, in der Hoffnung, in dem Gasthof etwas von der berühmten, scharfen Küche dieser Gegend kosten zu können. Bor war noch nicht ganz aus der Kutsche ausgestiegen, als der Wirt mit einem Messer in der Hand aus dem Schankraum stürmte und sie mit einem Blick auf den Zauberer unter wilden Flüchen aufforderte, sofort zu verschwinden. Prahil-Girad hatte mit ihm reden wollen, aber der Mann war zu erregt gewesen. Wenn ihn die Anwesenheit von vier Soldaten nicht davon abhielt, auf den Meisterzauberer des Herrscherhauses mit einem Küchenmesser loszugehen, was sollten Worte da ausrichten?
    Prahil-Girad hatte den Soldaten, die langsam nervös wurden, den Rückzug befohlen, und so waren sie, verfolgt von den Beschimpfungen des Wirtes, weitergezogen. Dieses Erlebnis hatte den Zauberer verstört. Noch nie war ihm jemand so aggressiv und ablehnend entgegengetreten, nur weil er zu den magischen Wesen gehörte.
    Aber es gab noch etwas anderes, das Prahil-Girad verwirrte. Das war der Name, den sich das unbekannte Wesen gegeben hatte. Anxim-Ha, das war eine Provokation, eine Unverschämtheit, die man in barbarischeren Zeiten mit dem Tod bestraft hätte. Niemand konnte sich einen Zusatz zu seinem Namen selbst geben; das war eine Ehre, die von den Priestern der Tempel für besondere Verdienste verliehen wurde. Die meisten Wesen auf San wurden ohne einen solchen Namen geboren und starben auch ohne.
    Prahil-Girad konnte sich noch gut daran erinnern, wie er seinen ersten Zusatznamen bekommen hatte. Damals hatte er einen besonders komplizierten Zauber gewoben, durch den er einen ganzen Stadtteil zum Schweben gebracht und so die Ästhetik San-Lirris noch gesteigert hatte. Er war als Prahil in den Tempel gerufen worden und hatte ihn als Prahil-Giradnosfargo wieder verlassen. Sein Zusatzname betrug damals fünf Silben, die niedrigste Ehrung und doch schon mehr, als er jemals erwartet hatte.
    In den nächsten Jahren hatte man ihn noch dreimal in den Tempel bestellt und jedes Mal die letzte Silbe seines Namens abgestrichen. Und so hieß er heute Prahil-Girad. Es gab nur zehn Bürger auf der gesamten Welt, die einen zweisilbigen Zusatznamen trugen - und nur drei, denen die Ehre zuteil geworden war, einen einsilbigen tragen zu dürfen. Eines Tages, da war sich der Zauberer sicher, würde auch er dem Tempel als Prahil-Gi verlassen. Es war das höchste Lob, das einem Bürger Sans ausgesprochen werden konnte: der einsilbige Zusatzname.
    Und dieses Wesen wagte es, sich einfach Anxim-Ha zu nennen, als wäre der Name eine Selbstverständlichkeit und keine Ehrung?
    Der Zauberer hatte den Verdacht, daß es sich diesen Namen gegeben hatte, um ihn persönlich zu provozieren.
    Wenn das stimmte, dann hatte das Wesen erreicht, was es wollte.
    Er war wütend.
    »Herr?« riß ihn eine Stimme aus seinen Gedanken.
    Prahil-Girad sah auf. Neben ihm ritt der Hauptmann seiner Leibwache.
    »Was gibt es, Verak?« fragte er irritiert.
    »Ich glaube, wir haben das Wesen gefunden«, entgegnete der Soldat und zeigte nach vorne.
    Zwischen den grünen Weiden und den fruchtbaren Feldern lag ein Dorf, das der Zauberer unter anderen Umständen als idyllisch bezeichnet hätte. Er sah gepflegte Häuser, ein paar Geschäfte und einen Marktplatz, der voller Menschen war. Einige von ihnen hatten Mistgabeln und Sicheln in der Hand, die über ihre Köpfe ragten. Der kleine Platz war so überfüllt, daß selbst die Äste der Bäume, die normalerweise den Händlern Schatten spendeten, sich unter den auf ihnen sitzenden Menschen bogen. In der Mitte des Platzes stand ein steinerner Brunnen, den man mit Brettern abgedeckt hatte, um eine Rednerplattform zu bilden.
    Darauf stand Anxim-Ha.
    Der

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