0647 - Die Haut des Vampirs
der Machete auf den ersten Angreifer einhieb. Mit aufgerissenem Maul drohte die Bestie ihn anzufallen.
Die rasiermesserscharfe Waffe trennte den Schädel glatt vom Hals. Der Körper ging zu Boden. So weit, so gut. Aber für den gefallenen Asema standen sofort fünf seiner Artgenossen als Ersatz da, um das Blut des Abenteurers auszusaugen. Die grellen Schlachtrufe der Bestien schmerzten in den Ohren. Tendyke konnte sich vorstellen, daß viele Menschen in Panik gerieten, wenn sie diese Laute vernahmen.
Er selbst empfand nur Zorn. Zorn vor allem auf sich selbst, weil er so leichtgläubig in die Falle getappt war. Er hatte sich einfach darauf verlassen, daß die Asemas wie andere Vampire das Tageslicht scheuen mußten. Warum hatte er nicht daran gedacht, daß die MÄCHTIGEN in der Lage sein könnten, diesen Zustand aufzuheben?
Ein gehäuteter Angreifer lenkte ihn von seinen Selbstvorwürfen ab. Der Asema wollte von der Flanke her seine Krallen in Tendykes Leib schlagen. Der Abenteurer drehte blitzschnell seine Hand und ließ den Griff der Waffe gegen das Gebiß des Wesens krachen. Gerade rechtzeitig konnte er noch Schwung holen, um zwei weitere frontal attackierende Asemas für immer ins Grab zu schicken.
Der Schamane stand immer noch unbewegt da und murmelte seine Beschwörungsformeln.
Die Peters-Schwestern ließen ihre Haumesser kreisen wie stählerne Windmühlenflügel. Vor und neben ihnen waren schon mindestens ein Dutzend Asemas für immer von ihrer untoten Existenz erlöst worden. Aber auch Uschi und Monica wurden von Angriffswellen fast überrollt, die ständig Nachrücker zu bekommen schienen.
Die Lage war verzweifelt. An Flucht war nicht zu denken. Aus allen möglichen Eingängen strömten weitere hautlose Monstren herbei, um das Blut der Menschen zu saugen.
Uschi mußte an die Worte von Tendyke denken. Es stimmte zwar wohl wirklich, daß das Blut von ihr und somit auch von ihrer Schwester für die Asemas ungenießbar war. Aber das nützte ihnen rein gar nichts. Denn getötet werden konnten sie von den Kreaturen natürlich trotzdem. Und es sah nicht so aus, als ob die Dschungelvampire vorhätten, ausgerechnet das Leben der beiden deutschen Mädchen zu verschonen.
Uschi krampfte ihre Hand um die Machete und schlug im letzten Moment den Kopf eines Blutsaugers ab, der schon verdammt nahe an sie herangekommen war. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte seine Krallen in ihre Schulter schlagen können.
Monica bewegte sich rückwärts. Uschi machte die Bewegung mit, um ihren Gegnern auszuweichen. Die Zwillinge blieben Rücken an Rücken stehen. Da spürte Uschi, wie ihr Stiefel gegen eine Granitplatte stieß, die im Kampfgetümmel etwas zur Seite geschoben worden war. Sie blickte schnell hinunter, hatte Angst zu stolpern.
Und da sah sie etwas.
Unter der Platte war etwas verborgen. Ein Stück davon lugte hervor.
Es sah aus wie Haut.
***
Der Busfahrer hatte sein Gebet beendet. Jetzt, wo die unmittelbare Gefahr vorbei war, schien er wieder langsam zu sich zu kommen. Wie aus einer Trance.
Zamorra hatte Verständnis für ihn. Es kam sicher nicht jeden Tag vor, daß sein Bus von einem wandelnden Riesenbaum angegriffen wurde. Auch unter den Passagieren schienen etliche zu sein, die den Angriff selbst beobachtet hatten. Und auch den Kampf von Zamorra, Nicole und Fooly gegen die unheimlichen Mächte.
Dies schien aber ihre Beliebtheit trotzdem nicht gesteigert zu haben. Jedenfalls rückten die Mitreisenden von ihnen ab wie von Aussätzigen, als sie wieder das Fahrzeug betreten wollten. Sie ahnten wahrscheinlich, daß sie die Attacke nur der Anwesenheit dieses seltsamen Trios zu verdanken hatten.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?« erkundigte sich Zamorra beim Fahrer. Dieser hatte immer noch Probleme damit, seine zitternden Hände zu beruhigen.
»Das… das ist unglaublich«, murmelte er vor sich hin. »Das gibt es nicht!«
Zamorra konnte den Mann gut verstehen. Schließlich hatte nicht jeder tagtäglich mit übersinnlichen Phänomenen zu tun so wie er selbst.
»Ist jemand verletzt?« erkundigte er sich in die Runde der Mitpassagiere.
Aber ihm kam nur eisiges Schweigen entgegen.
Das kann ja heiter werden, sagte er sich im Hinblick auf den Rest der Reise. Da fiel sein Blick auf das Gesicht seiner Gefährtin. Nicole Duval hatte einen leicht entrückten Ausdruck aufgesetzt. Das passierte ihr manchmal, wenn sie gerade eine telepathische Botschaft empfing. Oft kam es allerdings nicht vor, daß man es ihr
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