0649 - Killer-Vampire
nicht mehr zu wissen, wie er sieh verhalten sollte.
»Hören Sie auf damit, O'Neill«, unterbrach ihn Zamorra. »Er wird nicht schießen.«
Der Lauf des Revolvers richtete sich wieder auf den Dämonenjäger.
»Da bin ich mir nicht so sicher«, antwortete Hollister mit zitternder Stimme.
Ich auch nicht, fügte der Detective in Gedanken hinzu.
»Sie glauben doch nicht wirklich, daß ich ein Vampir bin?« fragte Zamorra.
Der kleine Mann blinzelte nervös. »Sie lassen sich von Vampiren bezahlen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil…«, begann Hollister, unterbrach sich dann aber selbst und lachte hysterisch. »Jetzt weiß ich, was Sie wollen. Sie verwirren mich, während er hier«, er zeigte mit der Waffe auf den Polizisten, »meine Gedanken manipuliert. Ich weiß alles über euch, ihr verdammten Vampire, aber mich werdet ihr nicht kriegen! Ich werde niemals einer von euch werden, niemals!«
Er hob die Waffe.
Im gleichen Moment begriff Zamorra, was er vorhatte.
»Nein, Hollister, tun Sie das nicht!«, rief er, aber der kleine Mann hatte den Finger bereits um den Abzug gekrümmt.
»Niemals«, flüsterte Hollister und drückte ab.
***
Fu Long erinnerte sich:
Es war ein lauer Frühlingsabend im Jahr 1925, und der Chinese hatte sich gerade entschlossen, Los Angeles zu verlassen und sich ein wenig an der Ostküste umzusehen. Die Stadt war ihm zu laut geworden. In den letzten zehn Jahren waren mehr und mehr Filmproduzenten auf der Suche nach gutem Wetter und auf der Flucht vor den übermächtigen Gewerkschaften New Yorks nach Kalifornien gekommen. Die meisten von ihnen ließen sich in Los Angeles, Hollywood und der näheren Umgebung nieder und waren dabei, der Gegend endgültig ihren Stempel aufzudrücken. Große und kleine Filmstudios schossen wie Pilze aus dem Boden. Einige hielten sich nur wenige Monate, andere sollten Jahrzehnte überdauern.
Fu Long beschwerte sich nicht über den Boom, der auch ihm viel Geld beschert hatte. Im Gegenteil, er hatte sogar einige seiner Finanzen in die Entwicklung eines praktikablen Tonsystems gesteckt, das den Sprung vom Stummfilm zu sprechenden Bildern ermöglichen sollte.
Aber die Stadt selbst hatte sich verändert, war laut, oberflächlich und hektisch geworden. Jeder, den er traf, schien irgendwie Teil des Filmgeschäfts zu sein, oder hoffte, eines Tages ein Teil davon zu werden.
Das ganze Land schien sich nach Westen zu orientieren, während er seinen Blick zurück in den Osten warf. Dort, in New York, war er vor über achtzig Jahren von einem Schiff gestiegen. Die Passage hatte die Eisenbahngesellschaft bezahlt, der er im Gegenzug zugesichert hatte, fünf Jahre lang für sie zu arbeiten und die große Eisenbahnlinie von Osten nach Westen quer durch die gesamten USA zu bauen. Weder er noch der Rest seiner Landsleute hatten geahnt, daß diese Arbeit nichts anderes als Sklaverei war, die viele von ihnen nicht überleben sollten.
In Colorado, bei dem beschwerlichen Weg über die Rocky Mountains, war Fu Long schließlich dem begegnet, den er heute als seinen Schöpfer bezeichnete. In den eisigen Weiten der Berge wurde er von einem alten Vampir gebissen und zu einem seiner Art gemacht. Er hatte das nicht gewollt und genoß das unsterbliche Leben als Blutsauger nicht, denn, wenn er es genau betrachtete, hatte er nur eine Art der Sklaverei gegen eine andere getauscht.
Eines Tages, als sein Schöpfer schlafend in seinem Zimmer lag, spitzte Fu Long einen Eichenstab zu, schlich sich in das Zimmer und stieß dem alten Vampir den Pflock durchs Herz. Danach floh er bis nach Kalifornien, wo er Don Diego traf, der sein Lehrmeister wurde und es ihm gestattete, seine eigene Dynastie zu gründen.
Niemand hatte erfahren, daß er es gewesen war, der den alten Vampir tötete und damit gegen ein ungeschriebenes Gesetz der Clans verstoßen hatte: Kein Vampir tötet einen anderen Vampir!
An diesem Abend im Jahr 1925 saß Fu Long im Theater, um sich ein Stück anzusehen, von dessen Hauptdarstellerin Diego seit Tagen schwärmte. Er hatte sie als unglaubliches Talent und eine wahre Schönheit beschrieben. In dem Moment, als sie die Bühne betrat, wußte Fu Long, daß Diego untertrieben hatte. Sie war perfekt.
Staunend folgte der Chinese jeder ihrer anmutigen Bewegungen und genoß die Eleganz, mit der sie das Publikum in ihren Bann zog. Am Ende des Stückes, als sie allein auf der Bühne stand und sich verbeugte, war es Fu Long, der am lautesten applaudierte. Noch in der selben Nacht fuhr
Weitere Kostenlose Bücher