065 - Corrida der Dämonen
Rechte
strich über ihre Schenkel, Filipa ließ es sich bereitwillig gefallen.
»Die Farbe gefällt mir«, lobte er. »Ich habe 'ne Schwäche
für Mocca-braun!«
Wenn Gaston etwas getrunken hatte, redete er den größten
Unsinn. Es hätte keinen Sinn gehabt, ihm erklären zu wollen, daß die
Strumpffarbe sich genau mit ihrer, Filipas, Hautfarbe deckte und daß es keinen
Unterschied gab.
»Ich wollte eigentlich nach Hause«, meinte Filipa
Androcolar, als Gaston Merulijo den Chrysler zur Straßenkreuzung steuerte und
sich damit genau in entgegengesetzter Richtung bewegte, in der Filipa wohnte.
Das Mädchen kampierte in einem kleinen mexikanischen
Gasthaus, das etwa zehn Minuten Fußweg vom Teotihuacan entfernt lag.
Ursprünglich arbeitete Filipa Androcolar dort als Mädchen
für alles. Dafür wohnte sie in einem kleinen Zimmer, das sie mit ihrer
Schwester teilte, fast umsonst. Und das Essen kostete sie auch nichts.
Vor vierzehn Tagen nun hatte sie angefangen, für sechs
Stunden abends im Teotihuacan zu servieren. Dreimal in der Woche. Sie mußte
ihre Schwester vertreten, von der niemand wußte, was aus ihr geworden war.
Eines Tages war sie aus dem Haus gegangen, aber sie war
nie im Teotihuacan angekommen!
Die Polizei hatte bis heute keine Spur von ihr gefunden.
Da Manuela Androcolar, Filipas Schwester, von der
Hotelleitung Geld im voraus bekommen hatte, verpflichtete Filipa sich, die
Summe abzuarbeiten.
Filipa Androcolar warf einen Blick auf den Fahrer.
●
Gaston Merulijo pfiff ein Lied vor sich hin, schnitt
Grimassen und fletschte die Zähne, wenn er an einer Ampel warten mußte.
Er grüßte damit den jeweiligen Fahrer neben sich, der
nicht wußte, wie ihm geschah. Wenn Gaston einige über den Durst getrunken
hatte, dann war er eben wie ein großes Kind.
Gaston merkte, daß sie ihn ansah. Er grinste zurück.
»Cebolla hat ein Faß aufgemacht«, grunzte er. »Dazu hat
er ein paar Freunde und Freundinnen eingeladen. Als es elf war, habe ich mir
gedacht, mit dir wäre es schöner. Du hast den ganzen Tag gearbeitet, und jetzt
fängt das Vergnügen an.«
»Zu Cebolla also!« Filipa ließ sich m die Polster
zurücksinken und schloß die Augen. Sie kannte die Parties bei Cebolla.
Schließlich war es nicht die erste, zu der Gaston sie
mitnahm.
Es würde wieder Mittag werden, ehe sie dann ins Bett kam.
Cebolla feierte wie ein Besessener. Er ließ grundsätzlich
keinen Gast eher gehen, bis er, Cebolla, nicht mehr auf den Beinen stehen
konnte.
Sie nannten ihn Cebolla – die Zwiebel – aus verschiedenen
Gründen.
Seit seiner Kindheit schon schleppte er diesen merkwürdigen
Spottnamen mit sich herum. Da jeder ihn so nannte, wußten die meisten nicht
mal, wie er mit seinem richtigen Namen hieß.
Cebolla war klein wie ein Zwerg, und er hatte einen
birnenförmigen, erdbraunen Kopf, der eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Zwiebel
hatte. Dafür sorgten auch die wenigen hauchdünnen Haare, die wie Würzelchen
mitten auf seinem Schädel wuchsen.
Cebolla konnte malen und zeichnen wie kein zweiter, den
Filipa kannte. Aus seinem Spottnamen hatte er angefangen, Kapital zu schlagen.
Alle Häuser, alle Porträts, die er malte, alle Pflanzen und Bäume, die Köpfe
von Politikern, von Starlets und Stars malte er in Form einer Zwiebel. Und das
Geschäft blühte.
Cebolla lebte heute ohne finanzielle Sorgen. Aber trotz
des Erfolgs, den er errungen hatte, war er zu keinem Spinner geworden und hatte
auch seine einfache, ärmliche Herkunft nicht vergessen.
»Es sind 'ne Menge phantastischer Leutchen da«, freute
Gaston sich. Er mußte etwas hart auf die Bremse treten, weil er einen Moment
unaufmerksam gewesen war und der genossene Tequila sein Reaktionsvermögen
beträchtlich herabsetzte. »Du wirst deine Freude haben.«
Er tätschelte ihr wieder auf dem linken Oberschenkel
herum, als würde er auf eine Trommel klopfen.
»Hast du in der Zwischenzeit eigentlich mal was von
Manuela gehört?« fragte er beiläufig. Für Filipas Empfinden wandte er seinen
Kopf viel zu lange zur Seite und ging das Risiko ein, auf den vorausfahrenden
Wagen aufzufahren. Aber mit Gaston war das Glück der Narren. Er fuhr so dicht
an den vorderen Wagen heran, daß zwischen seiner und der Stoßstange des anderen
Fahrers keine Rasierklinge mehr gepaßt hätte.
Filipa sah, wie der Mann in dem Auto vor ihnen die Hände
über dem Kopf zusammenschlug. Er hatte das Manöver im Rückspiegel verfolgt und
sah sein schönes neues Auto schon mit
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