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065 - Dem Dämon als Geschenk

065 - Dem Dämon als Geschenk

Titel: 065 - Dem Dämon als Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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etwas, wenn man die Augen vor einer drohenden Gefahr verschließt? Ist sie nicht mehr vorhanden, wenn man sie nicht mehr sieht?
    Asmodis verzieh dem Hexenpaar, und düstere, unheilschwangere Schatten breiteten sich über Barrywater, das verfluchte Dorf…
    ***
    Vicky Bonney und ich verbrachten nun schon die zweite Stunde in Lance Selbys Haus, und wir mußten dem wißbegierigen Greis alles über seine Vergangenheit erzählen, denn er selbst konnte sich daran nicht mehr erinnern.
    Müde und bleich saß er in dem Sessel. Sein Gesicht war mit Falten übersät, das Haar schlohweiß.
    Ein alter Mann - mit 38 Jahren.
    Er lernte sich mit unserer Hilfe kennen. Da wir sehr viel über ihn wußten, konnten wir ihm stundenlang erzählen, und manchmal kam es mir vor, als ob ihm das, was wir ihm sagten, einige Bewunderung vor sich selbst abrang.
    Er hatte einen totalen Gedächtnisausfall, wußte von früher überhaupt nichts. Nicht einmal seinen Namen hatte er mehr gekannt, als ich ihm in seinem Haus wiederbegegnete.
    Vor mir saß das unheimlichste Rätsel, mit dem ich je konfrontiert worden war. Denn dieser Mann war im Krankenhaus gestorben und sogar obduziert worden. Todesursache: Altersschwäche.
    Als wir ihn beerdigen wollten, war seine Leiche verschwunden, und seine Rückkehr zu den Lebenden hatte bei uns natürlich für einige Verwirrung gesorgt. Wir wußten nicht so recht, ob wir ihm trauen durften.
    Mr. Silver hatte ihn sich angesehen und einige magische Tests vorgenommen. Wenn sich eine feindliche Magie in Lance befunden hätte, hätte der Ex-Dämon das wahrscheinlich gemerkt.
    Er hatte nichts dergleichen erwähnt, aber sein Schulterzucken ließ mich vermuten, daß Lance Selby unter Umständen doch nicht ganz »sauber« war. Das bedeutete für uns, daß wir ihm bei aller Freundschaft und Freude darüber, daß er wieder da war, mit Vorsicht begegnen mußten.
    Ich sprach von einem Abenteuer, bei dem sich Lance besonders mutig hervorgetan hatte. Ein erfreuter Schimmer trat in seine Augen, und ich hoffte schon, daß Lance wußte, wovon ich sprach.
    »Erinnerst du dich?« fragte ich gespannt.
    Der Greis senkte den Blick und schwieg eine Weile.
    Dann schüttelte er den Kopf und sagte: »Nein, Tony. Tut mir leid. Mir kommt es so vor, als befände sich in meinem Kopf eine dicke schwarze Mauer.«
    »Wir werden sie mit vereinten Kräften einreißen«, sagte ich zuversichtlich. »Es wird seine Zeit dauern, aber das macht nichts. Ich habe Geduld.«
    »Ja, aber ich habe wenig Zeit. Ich bin ein alter Mann.«
    »Fühlst du dich krank und schwach? Fühlst du, daß dein Ende nah ist?«
    »Nein«, sagte Lance.
    »Dann ist nichts zu befürchten«, meinte ich. »Ich denke, du hast noch ein paar Jahre vor dir.«
    »Das wäre schön«, sagte der Parapsychologe.
    »Irgendwann wirst du dich auch wieder erinnern. Nur Mut«, sagte Vicky Bonney. »Was wir, deine Freunde, dazu beitragen können, werden wir tun.«
    »Es ist rührend, wie ihr euch um mich sorgt«, sagte Lance Selby ergriffen.
    »Für uns ist Freundschaft eben nicht nur ein Wort«, bemerkte ich und blickte auf meine Uhr.
    Ich fand, daß Lance nun wieder Ruhe brauchte. Vicky war meiner Meinung. Wir verabschiedeten uns von unserem Freund.
    »Beim nächstenmal reden wir sehr ausführlich über Oda«, sagte ich.
    »Über diese weiße Hexe, die ich angeblich so sehr geliebt habe«, meinte Lance.
    »Nicht nur angeblich«, entgegnete ich. »Du hast sie tatsächlich sehr geliebt, und sie dich auch. Ein Herz und eine Seele wart ihr.«
    »So wie du und Vicky?«
    »Genauso«, sagte ich.
    Lances Blick wanderte zum Fenster. »Sie lebt nicht mehr.«
    Was er sagte, wußte er von uns. Erinnern konnte er sich nicht.
    »Nein«, sagte ich. »Sie lebt nicht mehr. Mago hat sie getötet.«
    »Ich wollte, ich wäre jünger und wüßte, wie man gegen einen Schwarzmagier kämpft.«
    »Was würdest du dann tun?« wollte ich wissen.
    »Ich würde Odas Tod rächen.«
    »Obwohl du dich nicht mehr an sie erinnerst?«
    »Ja, ich würde nichts unversucht lassen, um ihren Tod zu rächen«, sagte Lance energisch. Diese Worte hörten sich etwas eigenartig an aus dem Mund eines Greises. An einen Kampf konnte dieser Mann nicht mehr denken. Der schwächste Schwarzblütler hätte ihn mühelos umgepustet. Daran, was Mago mit ihm gemacht hätte, wenn er es gewagt hätte, ihm entgegenzutreten, wagte ich gar nicht zu denken.
    Ich legte ihm die Hand auf die knöcherne Schulter. »Vielleicht kommt einmal die Stunde der Revanche,

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