065 - Dem Dämon als Geschenk
das Electric Light Orchestra, machte wieder mal gehörig Dampf. Ich klopfte den Takt auf dem Lenkrad mit und fühlte mich großartig.
Endlich ein paar Tage Ferien.
Ich wußte schon nicht mehr, wie das war.
Locker und gelöst war ich, und zu jedem Schabernack aufgelegt.
»So vergnügt warst du schon lange nicht mehr«, stellte Vicky Bonney fest.
»Tja, so soll man sein, wenn man in Urlaub fährt, oder nicht?« sagte ich, holte mein Lakritzenbonbon mit der Zunge aus der linken Backe und schob es nach rechts.
Im nächsten Augenblick hätte ich mich daran beinahe verschluckt. Der Rover zog elegant in eine Kurve, und als mein Blick auf die Gerade fiel, zuckte mein Fuß blitzschnell zum Bremspedal.
Ich bremste so, daß die Räder nicht blockierten.
Klickend spannte sich der Sicherheitsgurt, als es meine Freundin nach vorn riß.
Auf der Fahrbahn lag ein Fahrrad. Es war so verbogen und verdreht, als wäre es von einem Auto gerammt worden.
Den Fahrer hatte es anscheinend schlimm erwischt. Er lag am Straßenrand auf dem Bauch und regte sich nicht.
Das Ganze sah nach Fahrerflucht aus.
Ich klickte den Gurt los, sobald der Rover stand. Vicky wollte ebenfalls aussteigen, doch ich sagte ihr, sie solle vorläufig im Wagen bleiben. Dann stieß ich die Tür auf und sprang hinaus.
Ich nahm das Fahrrad und trug es zur Seite, dann eilte ich zu dem Mann, der auf den ersten Blick keine Verletzungen erkennen ließ. Ich beugte mich über ihn und tastete nach seiner Halsschlagader. Der Puls zuckte sehr deutlich. Das war beruhigend.
Beunruhigend war erst das Messer, das mir der Kerl blitzschnell an die Kehle hielt, als ich ihn vorsichtig auf den Rücken drehte!
***
Das hat man davon, wenn man hilfsbereit ist! schoß es mir durch den Kopf. Aber ich wußte, daß ich wieder so handeln würde, wenn ich mit einer ähnlichen Situation konfrontiert werden sollte.
Nicht jeder, der reglos auf der Straße liegt, ist so quicklebendig und gefährlich, wie es dieser Bursche war.
Er war aufgeregt, leckte sich immer wieder die Lippen, und auf seiner Stirn glänzte Schweiß.
»In die Falle getappt!« knurrte er und stand auf.
Sein Messer kitzelte unangenehm meine Gurgel. Er sorgte dafür, daß die Spitze nie den Kontakt zu meiner Kehle verlor. Ich hätte diesen Straßenräuber am liebsten geohrfeigt. Das Messer in seiner Hand ließ es mir angeraten erscheinen, es nicht zu tun.
Jetzt steckte er zwei Finger in den Mund und stieß einen grellen Pfiff aus, der in meinen Ohren schmerzte und einige Sekunden nachhallte.
Hinter einem der Bäume sprang ein zweiter Verbrecher hervor. Er war genauso nervös wie sein Komplize, rieb sich fortwährend die Hände an den Gesäßtaschen seiner Jeans trocken.
Der Typ mit dem Messer schnarrte: »Die Puppe, die in deinem Wagen sitzt, soll aussteigen!«
»Wenn ihr dem Mädchen auch nur ein Haar krümmt, mache ich euch fertig!« sagte ich zornig.
Der Messermann lachte. »Mir schlottern die Knie. Du mußt verdammt stark sein. Ich frage mich, ob du das auch noch bist, wenn ich dir den Hals von Ohr zu Ohr aufgeschnitten habe. Wie heißt die Kleine?«
»Vicky.«
»Sag, sie soll aussteigen, sonst mache ich Geschnetzeltes aus dir!«
Ich sagte kein Wort.
»Okay, du sturer Hund«, knurrte der Verbrecher. »Dann wird eben mein Freund die Mieze aus dem Wagen holen.«
Der zweite Verbrecher begab sich zum Rover. »Raus!« sagte er scharf.
Vicky löste den Gurt. Unsere Situation war nicht hoffnungslos. Wir hatten es lediglich mit zwei miesen Kreaturen und einem Messer zu tun. Das mußte zu schaffen sein.
Bestimmt sah das auch Vicky so, aber sie spielte dem Mann das völlig verängstigte Mädchen vor, das sich am Rande einer hellen Panik befand. Der Bursche war nicht größer als sie, und Vicky beherrschte Karate. Er würde sehr bald sein blaues Wunder erleben.
»B-bitte…«, stotterte Vicky verstört. »T-tun Sie mir nichts! T-tony, was wollen diese Männer von uns?«
»Erst mal sehen wir nach, was ihr an Bargeld und Wertsachen bei euch habt, und anschließend leihen wir uns euren schicken Wagen«, sagte der Kerl mit dem Messer.
»A-aber das dürfen Sie nicht!« protestierte Vicky Bonney. »S-sie dürfen uns doch nicht berauben!«
»Ach nein?« fragte der Messermann grinsend. »Wer sollte uns denn daran hindern?«
»E-es ist ungesetzlich.«
»Also darauf wäre ich nie gekommen.«
»Robin Hoods Zeiten sind vorbei«, sagte ich.
»Du hältst die Schnauze!« zischte mich der Verbrecher an. »Und du, Vicky,
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