065 - Dem Dämon als Geschenk
dieser Jungfrau! Komm, und gib uns die Ehre deines Besuchs!«
Vanessa unterdrückte ein freudiges Schluchzen, als sie in den Dämpfen eine Bewegung wahrnahm. Ihre Augen weiteten sich, als im nächsten Moment eine mächtige Gestalt hervortrat.
Diesmal schien Asmodis' Körper aus Bronze zu bestehen. Er überragte Zachary Jaggom um mehr als einen Meter, war fast völlig nackt, und das Spiel seiner harten Muskeln war beeindruckend. Große, spitze Ohren hatte er, die weit von seinem Kopf abstanden, und von seiner Stirn ausgehend schraubten sich zwei dicke gerippte Widderhörner nach oben. Grauenerregend war die Fratze unter diesen Hörnern. So schrecklich hatte Asmodis noch nie ausgesehen.
Jaggom wandte sich dem Höllenfürsten zu und verneigte sich ehrerbietig. Der Hexer fand Worte der Wertschätzung und der Freude.
»Wir fühlen uns geehrt, daß du die Blutnacht mit uns verbringst, Herr!« sagte der Hexer überwältigt. »Wir wissen, daß wir nur kleine, unbedeutende Diener sind. Um so mehr wissen wir es zu schätzen, daß du dir die Mühe gemacht hast, unserer Einladung zu folgen.«
Asmodis brachte den Hexer mit einer herrischen Handbewegung zum Schweigen. »Genug der Worte!« sagte er ungeduldig. »Fang an!«
»Wie du befiehlst«, sagte der Hexer unterwürfig.
Er wandte sich wieder dem Opfer zu. Sue Hickox streckte die Arme über den Kopf und zog ein Bein leicht an. Sie seufzte, als hätte sie einen wunderbaren, angenehmen Traum.
Jaggom hob den Dolch, dessen Griff er immer noch mit beiden Händen umklammerte, zum Todesstoß. Vanessa begab sich mit der Knochenschale zum Altar. Kein Tropfen Blut sollte verlorengehen.
Der Hexer hob den Opferdolch, so hoch er konnte.
»Stirb für Asmodis!« sagte er, und dann stieß er zu.
***
Aber die Klinge traf nicht, denn plötzlich war im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel los.
Die Kapellentür flog auf, und Männer stürzten herein. Ihnen voran Pater John. Der Priester trug ein großes, schweres, geweihtes Eisenkreuz.
Das Kreuz schien zu strahlen, und das Licht, das es aussandte, traf Vanessa Drake, Zachary Jaggom, den Altar, das darauf liegende Mädchen - und auch Asmodis' nackte Gestalt.
Das Licht brannte sich förmlich in sein Fleisch. Er heulte vor Wut auf, konnte den Anblick des Kreuzes, dieses Symbols des Guten, nicht ertragen.
Es kümmerte ihn nicht, was aus Jaggom und seiner Geliebten wurde. Er wollte nur weg.
Knurrend sprang er in die wallenden Dämpfe zurück und löste sich darin auf.
Das plötzliche Eindringen der Männer hatte Jaggom so sehr irritiert, daß er den Dolchstoß mitten in der Bewegung stoppte.
Das Strahlen des Kreuzes weckte Sue Hickox aus ihrer Trance. Ihre offenen Augen nahmen endlich wieder bewußt wahr, was mit ihr und um sie herum geschah. Als sie merkte, daß sie nackt war, erschrak sie zutiefst, und ihr Schrecken verdoppelte sich, als sie Jaggom mit dem Dolch neben dem Altar stehen sah. Mit einem heiseren Schrei sprang sie von dem Stein herunter.
»Sue! Mein Kind!« rief der Bäcker hinter Pater John.
»Vater!« schluchzte das Mädchen.
Sie lief auf die Männer zu. Vanessa sprang ihr in den Weg, griff nach ihrem Handgelenk und wollte sie zurückreißen.
»Du gehörst uns! Du bleibst hier!« fauchte die Hexe.
Doch Sue entwand sich Vanessas hartem Griff und lief weiter. Rasch hob sie ihr Kleid auf und preßte es vor ihren Körper, und Augenblicke später fiel sie ihrem Vater weinend in die ausgebreiteten Arme.
Der kleine untersetzte Mann drückte sie ergriffen an sich. »Du hast nichts mehr zu befürchten, mein Kind. Komm, ich bring dich zu deiner Mutter.«
Sie zog rasch ihr Kleid an und verließ mit ihrem Vater die Teufelskapelle. Ihre Knie waren weich; sie zitterte schrecklich. Und sie war froh, noch zu leben.
Pater John hatte seine ganze Überredungskunst aufbieten müssen, um die stärksten Männer im Dorf zu bewegen, ihn hierher zu begleiten. Der Bäcker war mitten in der Nacht von einem Geräusch geweckt worden. Dann hörte er, wie die Haustür ins Schloß fiel. Als er zum Fenster eilte und hinaussah, erkannte er seine Tochter - zusammen mit Vanessa Drake und Zachary Jaggom.
Da lief er zu Pater John und flehte ihn um Hilfe an.
Und der Priester war sofort bereit, zu helfen, aber es hätte keinen Sinn gehabt, wenn er sich mit dem Bäcker allein zur Teufelskapelle begeben hätte. Sie brauchten die Unterstützung starker Männer.
Keiner von ihnen hatte es bereut, mitgekommen zu sein. Ein unbeschreibliches
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