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065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

Titel: 065 - Rendezvous mit dem Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Mit den Bildern, die ihn darstellen und die überall im Haus aufgehängt sind, hat er wenig Ähnlichkeit."
    Coco ging mit Arlette zum Haus zurück. Nur wenige Fenster waren erleuchtet. Aus einem Zimmer drangen die Klänge eines Spinetts. Die alte Melodie klang besinnlich und zart.
    Coco war nachdenklich geworden. Stanislas Beaufort war 1947 im Alter von 69 Jahren gestorben. Das ging aus den Aufzeichnungen Trevor Sullivans hervor. Die vier Alten benahmen sich aber, als lebe er noch. Was war wirklich mit ihm? War er tot? Oder untot? Diesem Geheimnis mußte Coco auf die Spur kommen. Sie mußte ihre Verabredung mit Dorian Hunter um Mitternacht unbedingt einhalten. Zuvor aber wollte sie sich noch ein wenig umsehen.

    Coco schickte Arlette ins Haus. Sie sagte, sie wollte noch allein im Mondschein Spazierengehen. „Aber sieh zu, daß du um halb elf im Haus bist", mahnte Arlette. „Sonst bekommst du Ärger."
    Coco nickte nur. Sie schlenderte um das Haus herum. An der Ostseite befand sich eine große Terrasse. Hinter der Villa führte ein Pfad zu einer kleinen Mauerpforte. In einem Anbau an der Westseite wohnten der Chauffeur und das Dienerehepaar.
    Jean, der Chauffeur, war ein früherer Fremdenlegionär, der den Mund nur zum Essen aufmachte. Das hatte Coco von den anderen gehört. Der Diener war ein ungeschlachter kahlköpfiger Hüne mit der Physiognomie eines Schlächters und dem Gehirn eines zehnjährigen Kindes. Seine Frau, ein Koloß von einem Weib, kochte ausgezeichnet, verhielt sich den Mädchen gegenüber aber zänkisch und unleidlich. Entweder sprach sie gar nicht mit ihnen, oder sie beschimpfte sie als Tagediebinnen und Flittchen, die der Herrschaft die Haare vom Kopf fraßen.
    Coco untersuchte die Mauerpforte. Das Tor war nicht verschlossen. Da hörte sie hinter sich ein Rascheln im Gebüsch. Blitzschnell wirbelte sie herum.
    Ein schlanker, blasser Mann trat auf den Pfad. Vom Haus aus konnte man ihn nicht sehen. Er legte den Finger auf die Lippen.
    „Pst, keinen Lärm! Du bist neu, erst heute angekommen, ja?"
    „Allerdings. Sie haben mich erschreckt. Wer sind Sie? Gehören Sie zur Villa?"
    „Zur Villa? Nein, mich würde Monsieur Beaufort nie im Hause dulden." Er lachte traurig. „Ich bin nur der arme Adolphe. Ich friste hier meinen bescheidenen Lebensunterhalt."
    „So. Was machen Sie auf dem Villengrundstück, wenn Sie nicht zum Haus gehören?"
    „Ich komme manchmal her, um die Mädchen zu beobachten. Denken Sie jetzt nichts Schlechtes von mir, bitte. Ich habe ganz einfach meine Freude an ihnen, wenn sie munter und lebhaft sind, sich unterhalten und im Garten und an den Vogelscheuchen arbeiten. Eine lustige Beschäftigung."
    „So, meinen Sie? Sagen Sie, Adolphe, wie lange sind Sie schon hier in der Gegend?"
    „Ach, schon sehr lange. Viele Jahre."
    „Wie viele Mädchen waren seither in der Villa?"
    „Wie viele? Das weiß ich wirklich nicht. Sie kommen und gehen."
    „Wohin gehen sie?"
    „Nun, nach Hause. Oder sie reisen sonstwohin weiter. Woher soll ich das wissen? Mich interessiert nicht, woher diese Mädchen kommen und wohin sie gehen. Mir genügt es, wenn ich sie ein paar Tage sehen darf. Ich bewundere sie aus der Ferne."
    Coco war der blasse Mann nicht ganz geheuer, obwohl er harmlos wirkte, wenn er sie treuherzig anblickte. Er trug einen dunklen Anzug mit angeschmutztem Kragen und hatte einen Mittelscheitel. Seine Haltung war schlecht.
    „Du wirst den armen Adolphe doch nicht verraten? Wie heißt du eigentlich? Ein so schönes Mädchen wie dich hatten wir schon lange nicht mehr hier."
    Coco wäre keine Frau gewesen, wenn ihr Adolphes unverblümte Bewunderung nicht gefallen hätte. „Mein Name ist Coco Zamis. Nein, ich werde dich nicht verraten, Adolphe. Wir müssen uns einmal wiedersehen. Ich habe einige Fragen an dich."
    Adolphe wurde ganz aufgeregt.
    „Coco!" stieß er hervor. „Coco, Coco, oh, Coco!" Er sprach den Namen wie eine Liebkosung aus. „Du willst mich wiedersehen? Aber ja, aber natürlich. Geh nur abends in den Park, ich werde dich schon finden."
    Er drehte sich um und schlüpfte durch die Pforte hinaus.
    Coco war einen Moment erstaunt. Doch dann hörte sie leise Schritte, und sie erkannte, warum er sich so hastig zurückgezogen hatte. Der Chauffeur kam den Pfad entlang. Jetzt trat er hinter einem Busch hervor. Er hatte eine brennende Zigarette im Mund.
    „Mit wem haben Sie eben gesprochen, Mademoiselle?"
    „Mit mir selbst, Monsieur, wenn Sie nichts dagegen haben. Schleichen Sie

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