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065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

Titel: 065 - Rendezvous mit dem Sensenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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immer hinter fremden Mädchen her, wenn es dunkel ist?"
    Seine Zigarette glühte auf.
    „War er etwa da?" fragte er dann. „Dieser widerliche, schmierige Kerl, dieser Leichenfledderer?" „Ich habe keine Ahnung, wen Sie meinen."
    „Na, Adolphe Guiata, den Friedhofswärter. Wenn ich ihn hier erwische, breche ich ihm die Knochen."
    „Hier war niemand. Ich kenne diesen Guiata nicht, und mich interessiert auch nicht, was Sie mit ihm haben. Ich gehe jetzt zum Haus zurück. Es wird Zeit."
    Coco entfernte sich und dachte über den Chauffeur nach. Er war stämmig und kräftig, und seine Hände waren schwarz behaart. Seinem Äußeren nach hätte er ein Lykanthrop sein können - ein Werwolf.
    Auch von ihm mußte Coco Dorian Hunter berichten.
    Als sie ins Haus kam, herrschte dort große Aufregung. Schon von draußen hatte sie das Gezänk gehört. In einem Plüschsalon im Erdgeschoß schimpften die vier alten Damen auf Arlette ein. Die anderen Mädchen standen auf dem Flur.
    „Was ist los?" fragte Coco.
    Die große Standuhr in der Vorhalle schlug zweimal. Es war genau halb elf.
    „Ich verstehe das nicht", antwortete die Engländerin Mary. „Die vier alten Damen haben Schmuck vermißt. Sie haben unser Zimmer durchsucht, und ihn bei Arlettes Sachen gefunden. Das hätte ich nie von ihr erwartet."
    „Und jetzt?"
    „Jetzt muß Arlette sofort gehen. Sie wollen sie nicht länger hierbehalten. Monsieur Beaufort hat ein Machtwort gesprochen."
    „Du schamloses Ding, du elende Diebin!" zeterten die vier Alten im Salon. „So also vergiltst du unsere Gastfreundschaft? Sei froh, daß wir dich nicht anzeigen."
    Arlette weinte.
    „Mesdames, ich schwöre Ihnen, ich habe den Schmuck nicht genommen! Ich weiß nicht, wie er zu meinen Sachen gekommen ist. Jemand muß mir einen Streich gespielt haben."
    „So, deine Kameradinnen willst du verdächtigen, um die Schuld von dir abzuwälzen? Bei uns nicht. Fort von unserer Schwelle!"
    Die Tür wurde geöffnet, und Arlette trat tränenblind heraus. Der ungeschlachte Diener brachte ihre Sachen aus dem ersten Stock, eine Tasche mit dem Aufdruck einer Fluggesellschaft und ein Bündel. Im Hintergrund, wo ein Gang in den Seitentrakt führte, stand die dicke Küchenmamsell, die mächtigen Fäuste in die Seiten gestemmt.
    „Ich habe es gesagt!" kreischte sie durch die Halle. „Eine Diebin und ein Flittchen ist sie! Ich habe es gesagt."
    „Sei still, Nanette", sagte nun die alte Camilla, die aus dem Salon getreten war. Sie wandte sich an die sechs Mädchen. „Ich weiß, es ist hart, aber Arlette muß gehen. Das können wir nicht hinnehmen. Monsieur Beaufort hat sich sehr aufgeregt. Er hat seine Herztropfen nehmen müssen. Wenn er Arlette morgen noch hier sieht, kann es sein, daß er die Villa für alle Mädchen schließen läßt. Und das wollen wir doch nicht, oder?"
    Niemand antwortete. Die schluchzende Arlette, die immer wieder ihre Unschuld beteuerte, wurde in die Nacht hinausgejagt. Sie lief durch den Park und verschwand im Schatten der hohen Pinien.
    „Geht jetzt zu Bett, Mädchen", sagte Camilla. „Es ist Zeit. Auch wir werden uns zur Ruhe begeben. Aber vorher müssen wir noch einmal nach dem armen lieben Monsieur Beaufort sehen. Schrecklich, daß dieser edle und selbstlose Mann von einer Diebin so enttäuscht worden ist. Hoffentlich wird er das verwinden."
    Coco ging mit Elise aufs Zimmer. Sie legte sich auf das Bett und dachte nach. Punkt elf Uhr erlosch das Licht.
    Coco beschloß zu warten, bis Elise eingeschlafen war. Vielleicht würde sie auch mit einem magischen Zauberspruch nachhelfen. Auf jeden Fall mußte sie Dorian Hunter treffen, und da sie fast zwei Kilometer bis zum Treffpunkt zu laufen hatte, blieb ihr nicht viel Zeit.

    Das Plateau de la Garoupe befand sich nur 78 Meter über dem Meeresspiegel. Trotzdem gewährte es den schönsten Ausblick des ganzen Kaps. Jetzt war es Nacht. Ich sah den Sternenhimmel über mir, das Meer und die vielen Lichter an der Küste.
    Auf der anderen Seite der Bucht lagen Nizza und der große Küstenflughafen. Startende und landende Maschinen flogen vorbei.
    Auf dem Plateau stand eine Kapelle, die im 13. Jahrhundert erbaut worden war. Sie war vollständig restauriert worden. Auch ein Leuchtturm stand hier. Er stammte aus dem Jahr 1836 und war jetzt nicht mehr in Betrieb. Während des Zweiten Weltkriegs war er zerstört worden, doch man hatte ihn originalgetreu wieder aufgebaut.
    Tagsüber kamen oft Menschen zum Plateau, aber in der Nacht lag es

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