0650 - Bestien in New York
gab Werwölfe, die bis zum Tagesanbruch in ihrer bestienhaften Gestalt blieben, andere wiederum erlebten die Verwandlung nur für die Dauer von einer Stunde. Hoffentlich gehörte dieser hier zur zweiten Kategorie.
Obwohl zwei Waffen auf ihn gerichtet worden waren, schnellte er in die Höhe.
Sofort glitt Abe Douglas zurück und nahm die Combat-Haltung ein. Er wollte feuern.
Ich sprach dagegen. »Nein, nicht schießen!«
»John, er…«
»Die Bestie verwandelt sich, Abe. Glaube mir!«
Douglas holte hörbar Luft. Er wartete ebenso ab wie ich. Längst war ich aufgestanden und hatte meinen Standort gewechselt. Ich stand am Fenster, denn auf der Couch tobte der Killer Trevayne.
Er lag auf dem Rücken, das noch immer vorhandene Maul stand offen. Er schlug auf seinen Körper, als wollte er ihn aufreißen und die Innereien bei lebendigem Leib hervorholen.
Seine Krallen zogen sich zurück. Die Spitzen verschwanden ebenfalls, es wurden wieder Finger daraus mit ganz normalen Nägeln, die man als relativ stumpf ansehen konnte.
Diesmal heulte er nicht, dafür würgte er, als wäre ihm übel geworden. Er schleuderte seinen Kopf von einer Seite auf die andere, biss wieder in den Stoff, ließ seine Fratze für eine Weile dort liegen, bewegte zuckend den Rücken, schnellte hoch auf die Knie und zwischen seinen noch immer vorhandenen Reißzähnen klemmte der Stoff der Couch, den er herausgefetzt hatte.
Mit einem Knurrlaut schleuderte er seinen Körper von der Couch und prallte zu Boden.
Dort blieb er zunächst liegen, kratzte über den Teppich, während sein Körper zuckte wie unter Peitschenschlägen.
»Das ist unglaublich, John!«, flüsterte der FBI-Agent. »Das kann ich nicht fassen.«
»Keine Panik. Eine Rückverwandlung ist harmlos.«
»Klar, wenn du das sagst.« Er lachte glucksend. »Bei dir hat man wirklich Mühe, den Humor zu behalten.«
»Jericho war schlimmer, Abe.«
Ich hatte damit auf einen Fall angespielt, der noch nicht lange zurücklag und uns in die Wüste des ehemaligen Wilden Westens geführt hatte. Ich war sicher, dass wir von Jericho noch einiges hören würden. Jetzt aber mussten wir uns um den Werwolf kümmern, der in den letzten Minuten sein Fell verloren hatte, wieder menschlich aussah und nur die zerfetzte Kleidung trug.
Er lag auf dem Bauch. Ich stieß ihn leicht mit der Schuhspitze an. »Stehen Sie auf, Trevayne.«
»Was hast du da gesagt?«, keuchte Abe. »Trevayne?«
»Genau.«
»Adnan Trevayne, der Cop-Killer. Wie schön, dass ich ihn auf dem Silbertablett servieren kann.«
»Noch nicht.«
»Willst du ihn…?«
»Bitte, Abe nicht jetzt.« Ich verstand die Wut meines Freundes, aber er musste auch mich begreifen, schluckte seine Wut und schaute zu, wie der Killer aufstand.
Trevayne war noch nicht voll da. Er stand zwar, schwankte aber und musste sich abstützen. Dazu diente ihm die Tischplatte, die er erreichte, als er sich nach vorn beugte und seine Arme ausstreckte.
»Können Sie reden, Trevayne?«, fragte ich.
Er schaute hoch. Aus seinem Mund rann Speichel, vermischt mit einem gelblichen Schaum. Dann lachte er kalt.
»Machs Maul auf, Cop-Killer!«, fuhr ihn Douglas an. »Mach nur dein Maul auf.«
»Langsam, Abe.«
»Hör zu, John.« Douglas ließ sich nicht beirren. »Das ist keiner aus dem Kindergarten, der da vor dir steht. Dem musst du schon Stoff geben und nicht zu knapp. Trevayne ist auch ein Tier, wenn er sich nicht gerade als Monster zeigt. Das ist so ziemlich das Schlimmste, was die Verbrecherwelt in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Ich traue ihm nicht über die Breite meines Fingernagels.«
Den Killer schienen die Worte nicht zu interessieren. Er war froh, einen Sitzplatz gefunden zu haben, stemmte sein Kinn in die Handflächen und schaute zu uns hoch.
»Was ist, Trevayne?«
»Ihr seid in der Zwickmühle, ihr beiden Bullen.«
»Mal sehen.«
Er winkte ab. »Kommen Sie, ich kenne das Spiel. Habe lange genug mit Bullen zu tun gehabt.«
»Dann weißt du auch, dass es Ihnen an den Kragen gehen kann, Trevayne. Für Cop-Killer zeigt man wenig Verständnis. Ich an Ihrer Stelle würde den Mund aufmachen.«
Der dunkelhaarige Mann mit dem verschwitzten Gesicht lachte scharf. »Was wollen Sie denn wissen?«
»Ich denke da an ihr Erinnerungsvermögen. Können Sie sich daran erinnern, wie Sie es schafften, sich in einen Werwolf zu verwandeln? Wenn ja, reden Sie.«
Ich hatte ihn dazu aufgefordert und schaute ihn an. Der Killer verzog den Mund. »Du bist kein Bulle
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