0650 - Bestien in New York
von hier!«, flüsterte er. »Aber du scheinst mir gefährlich zu sein.« Seine Lider verengten sich bei jedem Wort, aber er schloss sie nicht. »Ich kann mich erinnern, dass du eine Waffe gehabt hast. Keinen 38er, sondern eine Pistole. Womit war die noch geladen?«
»Mit geweihten Silberkugeln.«
»Stimmt. Wer bist du?«
»Ich komme aus London und reise in der gesamten Welt umher, um nach Werwölfen zu suchen. Besonders interessiert mich dabei eine gewisse Morgana Layton, die Sie ja kennen.«
Trevayne strich über sein Kinn, als wollte er fühlen, ob sich dort noch Fellreste befanden. Dabei nickte er. »Ja, ich kenne sie. Morgana Layton ist ein Wahnsinnsweib. Hast du schon mal mit ihr im Bett gelegen, Bulle? Wahrscheinlich nicht. Die ist ein Ereignis, die holt dir das Weiße aus den Augen, sie…«
»Es reicht, Trevayne. Wir sind nicht scharf darauf, Einzelheiten von Ihnen zu erfahren. Wie ging es weiter? Sie gerieten in den Bann dieser Person?«
»Klar doch. Sie zog mich auf ihre Seite. Sie pflanzte mir auch den Keim ein.« Er stieß seinen Finger gegen mich. »Der macht mich fast unbesiegbar, Bulle. Und ich sage dir noch etwas: Ich gehöre zu den Stars in der Szene. Die Bullen haben mich eingefangen, okay, aber sie wussten nichts von Morgana. Sie wissen nichts von den Kräften des Mondes. Das ist unsere Zeit.«
»Wo ist Nadine Berger?«
Dass er auf diese Frage gewartet hatte, war klar. Er schaute mich an. Seine Augen hatten einen spiegelnden Glanz bekommen, der Mund mit den schmalen Lippen war verzogen. Sehr bedächtig strich er über das glänzende Haar. »Ja, wo steckt sie denn, deine kleine Freundin? Ich würde sagen, bei Morgana. Sie hat sich deine kleine Nadine geholt und einfach mitgenommen.«
»Das weiß ich. Wohin?«
Er lehnte sich zurück und breitete seine Arme übertrieben langsam aus. Mir war klar, dass er log. Er zog hier ein Schauspiel ab, in dem er den Hauptdarsteller spielte und sich seiner Macht bewusst war.
»Ich habe zwar mit ihr geschlafen, Sinclair, aber ich weiß nicht, wo sie sich aufhält. Sie erzählt mir nicht alles.«
»Das glaube ich Ihnen nicht.«
»Beweisen Sie mir das Gegenteil.«
Abe Douglas war es leid. Ich hatte ihn noch nie so wütend erlebt. Er riss den Mann in die Höhe, schleuderte ihn herum, bis Trevayne gegen die Wand krachte, sich dort fing und in die Mündung des 38ers schaute, die der G-man auf ihn gerichtet hielt. »Mach dein Maul auf, Killer! Ich gebe dir diesen Rat. Wir finden sie, das schwöre ich dir. Es kommt nur darauf an, wie du es überstehst. Ob mit zerschmettertem Schädel oder mit einem heilen. Rede, Killer, und rede sofort!«
»Ich bin nicht ihr Kindermädchen.«
»Du hängst mit ihr zusammen. Du weißt, wo sie ihr Versteck hat. Und du wirst uns hinführen.«
Trevayne lachte nur. Er amüsierte sich über unsere relative Hilflosigkeit. Ich schob Abe zur Seite, der vor Wut mit den Zähnen knirschte.
»Ach, jetzt du, Bulle?«
»Ja, ich.«
»Und weiter?«
»Nichts weiter, Trevayne. Ich möchte von Ihnen wissen, wo wir Morgana Layton finden können. Es wäre besser, wenn Sie Auskunft geben.«
»Wieso das?«
»Ganz einfach. Ich kenne die New Yorker Polizei ein wenig. Und ich weiß auch, dass es Zellen gibt, aus denen selbst ein Werwolf nicht fliehen kann, weil sie einfach zu stabil sind. Oder würden Sie es sich zutrauen, armdicke Eisenstäbe zu durchbrechen oder zu verbiegen?«
»Es käme auf einen Versuch an.« Sehr überzeugend klang die Antwort nicht.
Ich winkte Abe Douglas zu. »Du kannst deine Kollegen anrufen, damit sie ihn abholen. Bis zur nächsten Verwandlung hat er noch gut dreiundzwanzig Stunden Zeit. Da kann er sich überlegen, ob er es sich zutraut, eine Zelle aufzubrechen.«
»Mach ich, John.«
»Augenblick!«, rief der Killer dazwischen, der ja nicht dumm war und seine Chancen richtig einschätzte. »Es ist nicht gerade gut, bei den Bullen zu hocken. Was wollt ihr denn von mir wissen? Los, redet, vielleicht können wir uns einigen.«
»Hört sich nicht schlecht an«, murmelte ich lächelnd. »Wie war das mit Morgana?«
»Sie ist toll!«, erklärte er mit funkelnden Augen.
»Nur für Sie?«
»Was soll das heißen?«
»Ganz einfach, Trevayne. Raten Sie mal, aus welchem Grund ich nach New York gekommen bin. Nicht Ihretwegen, nein, wir haben uns ja nie gekannt. Der Mann hieß Cushman. Und er hatte das gleiche Schicksal hinter sich wie Sie, Trevayne. Auch er ist einem tollen Weib auf den Leim gekrochen, einer gewissen
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