0652 - Duell zwischen den Sternen
Todeskampf hatte er sich noch einmal zur Seite gewälzt. Jetzt lag die Hand mit dem Blaster offen vor mir.
Die Waffe war ein Balley, Modell Luna/3458.
Ich wußte plötzlich, wer der Unsichtbare gewesen war, der versucht hatte, mich umzubringen. Nach wie vor aber war mir das Motiv des Detektivs völlig unklar.
*
Ich riß mich los.
„Lassen Sie mich", rief ich atemlos. „Ich habe die Präsidentin nicht umgebracht. Sie sehen doch, wer die Waffe in der Hand hält. Außerdem kann ich Ihnen hier ja wohl nicht entkommen."
Sie sahen ein, daß sie mich sicher hatten, und ließen mich ungehindert zu meiner Tante gehen. Sie lag mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem Boden.
Ich beugte mich über sie und legte ihr einen Finger an den Hals. Deutlich, aber schwach, fühlte ich den,. Pulsschlag.
„Rufen Sie eine Ambulanz, aber schnell", befahl ich. „Sie lebt noch."
Sie zögerten, doch jetzt richtete ich mich auf und brüllte sie an, wie ich noch nie einen Menschen angebrüllt habe. Sie gehorchten. Während ich mich wieder auf die Knie niederließ, um mich um die Präsidentin zu kümmern, riefen sie Unfallflugzeuge und die Kriminalpolizei.
Ich wußte nicht, was mir geschah. Im ersten Moment hoffte ich, daß die Alte Dame bald wieder zu sich kommen würde.
Dann mußte sie schließlich bestätigen, daß nicht ich geschossen hatte. Doch wenig später schon sagte ich mir, daß sie aus lauter Boshaftigkeit versuchen würde, mir den Anschlag anzuhängen.
Die Verletzung war nicht schwer, aber die Alte Dame war immerhin 148 Jahre alt. Dadurch sah alles ganz anders aus.
Man zog mich von ihr weg, als die Ambulanz endlich kam. Ganz ließ ich mich jedoch nicht abdrängen.
„Ich fliege mit", erklärte ich einem Kriminalbeamten, der mich aufhalten wollte. „Wenn Sie etwas von mir erfahren wollen, müssen Sie mich schon begleiten," Alles ging blitzschnell. Martola wurde in die Universitätsklinik von Kiamba gebracht und kam sofort in den Operationssaal.
Während ich darauf wartete, daß mir ein Arzt endlich sagen würde, wie es um sie stand, berichtete ich dem Polizeibeamten, was vorgefallen war.
Er glaubte mir nicht, daß der tote Detektiv Hornisch der Täter war.
*
Als Martola Bonhero zu sich kam, sah sie das Gesicht eines jungen Arztes über sich. Sie erinnerte sich schwach an seinen Namen: Dr. Phoumo. Sie war früher schon einmal bei ihm in Behandlung gewesen.
„Wie fühlen Sie sich, Mrs. Martola?" fragte er.
Sie konnte nicht antworten. Schwach schüttelte sie den Kopf.
Zugleich stieg namenlose Angst in ihr auf. Entsetzt erkannte sie, was sie angerichtet hatte.
„Machen Sie, sich keine Sorgen", sagte der Arzt. „Wir bringen das schon wieder in Ordnung. Sie haben einen glatten Durchschuß erlitten. Ernsthafte Verletzungen bestehen nicht. Nur - Sie sind nicht mehr ganz die Jüngste. Da müssen wir vorsichtig sein."
„Sie waren schon immer ein Grobian", flüsterte sie.
Er lächelte und zog sich zurück. Die blitzenden Instrumenten-Arme eines Medoroboters senkten sich über sie herab.
Martola war hilflos. Sie konnte kaum die Augen offen halten, so schwach fühlte sie sich. Dennoch fiel sie nicht in ihre heilsame Bewußtlosigkeit zurück. Ihre Gedanken hielten sie wach, und Selbstvorwürfe marterten sie.
Jetzt wußte sie, wie schwerwiegend die Fehler gewesen waren, die sie gemacht hatte.
Sie hatte die Kontrolle über sich selbst verloren.
Die Laren hatten nicht ahnen können, daß eine derartige Machtfülle, wie sie sie in den letzten drei Jahren gehabt hatte, einfach zu viel für sie war. Sie hätten berücksichtigen müssen, daß sie in tiefster Armut und Primitivität auf dem Planeten Rudyn, dem Haupt- und Regierungsplaneten der Zentralgalaktischen Union, aufgewachsen war.
Dort hatten die Laren sie entdeckt und sie wegen ihrer außerordentlichen Ähnlichkeit mit Martola Bonhero ausgewählt.
Als diese Rudyn besucht hatte, war alles vorbereitet gewesen.
Martola war entführt worden, ohne daß jemand es bemerkt hatte.
Sie hatte noch für einige Stunden leben dürfen, bis letzte biochemische, chirurgische und kosmetische Korrekturen vorgenommen worden waren.
Sie - die Hetos-Inspektorin - wußte nicht, wie damals alles geschehen war. Sie kannte nur das Ergebnis.
So wußte sie genau, daß man sie anhand von Gaumenabdrücken, Augenhintergrunduntersuchungen, Fingerabdrücken und Zahnkontrollen nicht identifizieren konnte.
Sie war Martola Bonhero geworden.
Ihr war immer rätselhaft
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