0653 - Alfreds kleiner Horror-Laden
obwohl ich einige Yards von ihr weg war.
Aber sie hatte das Beil!
Leicht gebückt stand sie da, die Arme nach unten gestreckt, die Klinge des Beils am Boden abgestützt.
»Wollen Sie nicht aufgeben?«, fragte ich.
Ihre Augen weiteten sich noch mehr. »Ich…?«, jaulte sie mir dann entgegen.
»Ja.«
»Niemals!«
Sie verließ sich auf die Kraft des Richtbeils. Dann ging sie vor.
Ich blieb stehen.
»Hören Sie, Elsa…«
»Nein!«, erwiderte sie knurrend. »Nein, Bulle. Ich wollte das Beil, ich habe es bekommen, es wird mir den Weg aus dieser Misere zeigen, das schwöre ich!«
»Machen Sie keinen Unsinn, Elsa! Ich habe eine Waffe!«
»Ich auch, Bulle!« Sie schwang das Beil hoch. Noch schoss ich nicht auf sie. Es hatte wohl keinen Sinn, das Beil mit einer Kugel stoppen zu wollen. Ich hatte zwar nachgeladen, aber ein Beil ist keine Schallplatte.
Dann warf sie es.
Und sie besaß die nötige Kraft. Möglicherweise führte sie auch die unsichtbare Hand des Satans, ich wusste es nicht.
Aber ich tat etwas anderes.
In der linken Tasche steckte mein Kreuz. Das holte ich in dem Augenblick hervor, als das Killerbeil auf mich zuraste. Schon einmal hatte ich es damit stoppen können.
Das war von Elsa vergessen worden. Sie brüllte schrecklich auf, als sie das Kreuz in meiner Hand sah.
Traf es, traf es nicht?
Plötzlich spürte mein Kreuz den wuchtigen Angriff des Bösen, entfaltete seine Gegenkräfte, und eine Armlänge vor mir stoppte die Waffe, als wäre sie gegen eine unsichtbare Wand gerammt.
Es kantete in die Höhe, überschlug sich in der Luft - und jagte weiter. Diesmal den Weg zurück, auf Elsa zu.
»Gehen Sie weg!«, schrie ich.
Sie blieb stehen.
Was in der nächsten Sekunde geschah, war fürchterlich. Das Richtbeil traf sie voll. Der Schlag gegen den Kopf war so stark, dass Elsa zurück ins Haus katapultiert wurde und meinen Blicken entschwand.
Ein dumpfer Fall - Stille…
Nein, nicht ganz. In der Nähe jammerte Teddy Arden. Wenn mich nicht alles täuschte, betete er sogar.
Ein sehr gutes Zeichen, wie ich fand…
***
Meine Freunde kamen, fanden mich, sahen in mein Gesicht, entdeckten die Wunden, wollten Fragen stellen, auch nach Teddy, ich aber schüttelte den Kopf.
»Lasst uns in das Haus gehen.«
»Was ist dort?«, fragte Bill.
»Elsa Hatfield.«
»Und wer noch?«
»Tilly Erskine.«
»Die Reporterin?«
»Möglich.« Ich ging vor, ohne mich um Bills Fragen zu kümmern. Schon als ich die Schwelle überschritt, war es zu merken. Zwischen diesen Wänden hatte der Tod Einzug gehalten.
Elsa Hatfield lag auf dem Rücken, die Arme ausgebreitet. Wo das Beil steckte, brauche ich wohl nicht mehr zu sagen.
Ich berührte es mit meinem Kreuz.
Nichts passierte. Die Magie war von ihm genommen worden, weil auch Elsa gestorben war.
Bill ging an ihr vorbei. Als er wieder in das Büro zurückkehrte, führte er Tilly an der Hand. Er hatte eine alte Decke um sie gewickelt. Die Frau sprach von ihrem Kleid, in dem ihre Schwester verbrannt war.
Wir würden dem Fall nachgehen.
Ich verließ als Letzter Alfreds Horror-Laden, den es in dieser Art nicht mehr geben würde.
Die Schatten der Dämmerung umfingen uns, als sich Suko bückte, Teddy Arden aufhob und ihn davontrug wie ein kleines Kind. Bill kümmerte sich um Tilly Erskine.
Ich blieb stehen und schaute noch einmal zurück. Verlassen und dunkel lag das Haus da. Die Kerzen waren längst herabgebrannt.
Ich würde zurückkehren, denn ich wollte dabei sein, wenn Elsa Hatfield abgeholt wurde.
Konnte man bei ihr von einer gerechten Strafe sprechen? Irgendwie schon, meine ich.
Dann folgte ich meinen Freunden zu den Autos. Alfreds Horror-Laden war nur noch Erinnerung für mich…
ENDE
Weitere Kostenlose Bücher