Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0654 - Unter dem Vampirmond

0654 - Unter dem Vampirmond

Titel: 0654 - Unter dem Vampirmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
der Katakomben und durch finstere Gänge. Trotz der Abbildung und der in ihr wohnenden Magie konnte Nicole die Vampirin kaum erkennen. Hier war es dunkel, was Michelle Noir aber nichts ausgemacht hatte. Sie sah auf eine völlig andere Weise als ein Mensch, und sie benötigte kein Licht, um sich zu orientieren.
    Nicole dagegen schon. Ein Teil der Amulett-Energie mußte dafür aufgewendet werden, Nicoles Umgebung wenigstens etwas aufzuhellen.
    Unterbewußt rechnete sie ständig damit, in eine Falle zu laufen. Doch nichts dergleichen geschah. Auch Zamorra und Gryf tauchten nicht auf, um sie zu warnen oder ihr mitzuteilen, daß sie eine solche Falle »entschärft« hätten.
    Aber der Weg durch das Labyrinth unter der großen Stadt war noch lang…
    Und sie merkte bereits, wie die Dauer-Anwendung der Zeitschau ihr zu schaffen machte, ihr allmählich Kraft zu entziehen begann.
    Jede Art von Magie fordert eben ihren Preis…
    ***
    Gino diSarko sah aus, wie viele sich einen hochbezahlten Top-Manager vorstellten. Er strahlte Souveränität aus, und Autorität. Michelle Noir war sicher, daß er der neue Anführer des Sarkana-Clans werden würde - sofern man nicht sie selbst dazu wählte.
    Aber so sehr sie auch nach der Macht strebte und hoffte, mit dem Schlag gegen Professor Zamorra Punkte zu machen, es kamen immer wieder Zweifel, ob das alles reichte. Vampire waren in manchen Dingen sehr konservativ eingestellt; der Sarkana-Clan machte da keine Ausnahme. Da hatte eine Frau an der Führungsspitze keine Chance.
    Was natürlich eine Möglichkeit darstellte: sich an diSarko heranzumachen und an seiner Seite zu herrschen.
    Der Vampir hatte sich bereits ein kleines Refugium in den Katakomben geschaffen. Auch wenn es nur vorübergehend war - es gab ein paar bequeme Sessel, einen Tisch, es gab Bilder an den Wänden. Eine Unzahl von Kerzen schuf ein angenehm warmes Licht mit Hunderten von schwachen Schatten. Gino diSarko trug einen schwarzen Anzug, schwarze Handschuhe, ein weißes, weit offen stehendes Rüschenhemd und eine Sonnenbrille. Zwei kaum bekleidete Mädchen kauerten rechts und links von ihm auf den Sessellehnen und schmiegten sich an ihn; Opfer, von denen er hin und wieder trank. Die Mädchen standen völlig unter seinem Einfluß und begriffen überhaupt nicht, was mit ihnen geschah. Auf dem runden Glastisch standen eine Karaffe mit Blutwein und mehrere Gläser. Michelle konnte sich lebhaft vorstellen, daß ein Teil des Mischgetränks aus den Adern der beiden blaßhäutigen Schönheiten stammte…
    »Bediene dich«, forderte Gino sie auf und deutete auf eines der Gläser. »Was führt dich zu mir? Darf ich raten? Es hat etwas mit der Wahl des neuen Sippenoberhauptes zu tun…«
    Michelle ging auf das Angebot nicht ein. Sie hatte in der letzten Zeit ohnehin schon zu viel Blut zu sich genommen. Sie ließ sich in einen anderen Sessel fallen und räkelte sich möglichst wirkungsvoll auf dem schwarzen Leder. Bevor sie Gino aufsuchte, hatte sie sich nach van Sarkens Attacke neue Kleidung besorgt - sofern man das, was sie trug, Kleidung nennen konnte. In einem Sex-Club hätte sie damit problemlos als »Domina« auftreten können. Hohe Stiefel, ein aus schmalen Lederstreifen bestehendes Etwas, das nicht einmal als Badeanzug Gnade in den Augen tugendhafter Sittenwächter gefunden hätte, ein Cape, eine Augenmaske und fingerlose Handschuhe, die bis zu den Ellenbogen reichten und mit rasiermesserscharfen Klingen bestückt waren, die wie Stacheln seitwärts abstanden.
    Mit diesem exzentrischen, wehrhaften Outfit hätte sie auch van Sarken widerstehen können, trotz seiner überlegenen Körperkraft.
    Ohne die Dolche hatte sie diese recht sparsame, sehr verwegen geschnittene »Kleidung« schon oft in Discotheken getragen, wenn sie auf Jagd ging…
    »Es wird anläßlich dieser Wahl eine Überraschung geben«, sagte sie und sorgte dafür, daß er möglichst viel nackte Haut sehen konnte.
    Für Kees van Sarken hätte sie sich eher in einen knöchellangen Wintermantel gehüllt…
    »Du siehst, daß ich zu tun habe«, erwiderte Gino knapp und streichelte demonstrativ seine beiden Sklavinnen. »Komm zur Sache.«
    »Ich bringe euch den größten Feind der Schwarzen Familie.«
    »Den ERHABENEN der DYNASTIE DER EWIGEN?« fragte er spöttisch. »Oder vielleicht…«
    »Zamorra!«
    »Nett von dir«, sagte diSarko. »Du hast ihn also getötet? Faszinierend.«
    »Noch lebt er. Ich bringe ihn dem Clan als Geschenk. Ihr könnt alle über ihn herfallen

Weitere Kostenlose Bücher