0655 - Der letzte Magier
beherrschen konnten. Er war sich seiner selbst nicht sicher. Wie würde er reagieren, wenn- er seine Pläne, von denen Atlans Leben abhing, nicht verwirklichen konnte? Würde er versuchen, Hotrenor-Taak anzugreifen?
Innerhalb eines SVE-Schiffes wäre eine solche Aktion einem Selbstmord gleichgekommen.
Ein junger Lare hatte ihn durch die wandelbaren Energiedecks in Hotrenor-Taaks Privatraum geführt. Wenig später war Rhodan mit dem Verkünder der Hetosonen allein.
Hotrenor-Taak sah ihn nachdenklich an.
„Ihre Urteilsvollstreckung hat nicht gerade einen Begeisterungssturm ausgelöst", sagte der Lare. „Ich beginne mich zu fragen, ob es klug war, der Galaxis einen derartigen Foltertod auf den Bildschirmen zu servieren."
Rhodan sah zerknirscht aus.
„Sie haben recht, Hotrenor-Taak. Deshalb bin ich gekommen.
Ich muß mit Ihnen sprechen. Ich kann meinen engsten Mitarbeiter nicht mehr trauen. Sie verlangen, daß Atlan zumindest ein anständiges Begräbnis haben sollte."
„Aber er lebt noch", wandte der Lare ein.
„Er wird in ein paar Stunden zu Staub zerfallen", sagte Rhodan.
„Das würde einen großen Schock bei allen Zuschauern auslösen, zumindest dann, wenn es auf so unmenschliche Weise passiert."
„Was schlagen Sie vor?" Rhodan spürte, daß diese Frage dem sofort erwachenden Argwohn des Laren zuzuschreiben war.
„Im Himalaja-Gebirge gibt es einen Raumfahrerfriedhof", berichtete Rhodan. Er hatte plötzlich Angst, daß ihn seine Stimme verraten könnte. Die Augen des Laren ließen ihn nicht los. „Es ist der Wunsch eines jeden terranischen Raumfahrers, dort begraben zu werden. Ich habe dort eine Gruft für den Arkoniden bereitstellen lassen."
Hotrenor-Taak ließ sich auf einem Sitz aus stabilisierter Energie nieder.
„Sie wissen, daß wir nicht allen Mutanten trauen können.
Sie würden mit Sicherheit versuchen, Atlan im letzten Augenblick zu entführen."
„Auch daran habe ich gedacht", sagte Rhodan schnell. „Der Friedhof liegt in einer Schlucht, die energetisch leicht abzuschirmen ist. Auch die Gruft könnte noch einmal abgeschirmt werden. Nur ein paar Terraner und Laren sollen bei der eigentlichen Bestattung zugegen sein. Die Gruft kann von einer Seite aus eingesehen werden. Sie selbst sollen sich davon überzeugen, daß es zu keinem Zwischenfall kommen kann."
Er unterbrach sich, weil er mit Einwänden rechnete, doch der Lare gab ihm durch ein Zeichen zu verstehen, daß er weitersprechen sollte.
„Wir werden Atlan in die Gruft legen, solange er noch als menschliches Wesen zu bezeichnen ist. Diesen Vorgang lassen wir filmen, so daß die Galaxis die Bestattung des Helden sehen kann. Die Gruft wird jedoch erst geschlossen, wenn der Zerfall stattgefunden hat. Wenn nur noch Staub im Sarkophag liegt, kann kein Mutant mehr etwas unternehmen."
Hotrenor-Taak war nachdenklich geworden.
Als der Lare sprach, hatte er noch keine Entscheidung getroffen.
„Das alles geht mir zu schnell. Ich will diesen Friedhof zumindest vorher einmal sehen."
„Wir können in wenigen Minuten dort sein", sagte Rhodan. „In Pamur steht eine Transmitterstation. Von dort aus nehmen wir einen Gleiter."
Hotrenor-Taak lächelte spöttisch.
„Sie haben alles gut vorbereitet, wie?"
Rhodan blieb ruhig. „Ich werde nie mit undurchführbaren Plänen zu Ihnen kommen."
„Nun gut", stimmte der Lare zu. „Sehen wir uns diese Kultstätte terranischer Narren einmal an."
Der Gleiter kreiste dicht über dem Raumfahrerfriedhof von Pamur. Die Grabstätten waren verschneit und sahen unwirklich aus. Rhodan hatte die Scheinwerfer eingeschaltet und ihren Lichtstrahl auf die zur Bestattung vorgesehene Gruft gelenkt.
Der Lare blickte aus dem Seitenfenster.
„Es stimmt, dieser Platz ist leicht abzuschirmen", sagte er. „Ich glaube, daß wir es riskieren können."
Rhodan wartete geduldig. Er durfte nicht durch unkluges Drängeln alles verderben, was er bisher erreicht hatte. Ein Blick auf die Uhr bewies ihm jedoch, daß Atlans Zustand allmählich in ein kritisches Stadium geriet.
Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr.
Hotrenor-Taak lehnte sich zurück.
„Einverstanden", sagte er. „Wir beerdigen ihn hier. Allerdings werden alle Sicherheitsvorkehrungen von den Laren getroffen."
„Das ist mir recht", stimmte Rhodan zu. „Wenn es wirklich zu einem Zwischenfall kommen sollte, tragen Sie die Verantwortung.
Ich bin sicher, daß ein Befreiungsversuch unternommen wird."
Die Augen seines Gegenübers wurden schmal.
„Sind Sie
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