Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0655 - Der Tod in Moskau

0655 - Der Tod in Moskau

Titel: 0655 - Der Tod in Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
versuchte wirklich eine Zeitschau.
    Aber dieser Gedanke konnte Zamorra nicht beruhigen. Die Erfahrung zeigte, daß meist der schlimmste Fall gegeben war, nicht der harmloseste.
    Er konnte jetzt nur abwarten und hoffen.
    ***
    Die geteilte Frontscheibe des Busses zerbarst. Splitter flogen nach innen. Irgendwie schaffte Nicole es, den toten Fahrer recht pietätlos vom Sitz zu drängen. Sie packte das Lenkrad, riß daran.
    Jetzt nur nicht mehr bremsen!
    Der Fuß des Fahrers war zwar vom Pedal gerutscht, aber Nicole, die fast an dem großen Hebel der Gangschaltung hängengeblieben wäre, als sie sich auf den Fahrersitz gedrängt hatte, sah nur noch eine Chance: Mit Vollgas 'raus aus der Gefahr!
    Schatten rechts und links…
    Wild hupende Autos…
    Links war eine Lücke!
    Dorthin wollte der Bus ohnehin schon rollen. Nicole kurbelte an dem großen, flachstehenden Lenkrad, trat das Gaspedal wieder durch. Der bullige Motor im Fahrzeugheck röchelte und rasselte. Der schwere Bus rollte über die Kreuzung, zwischen bremsenden, schlingernden, schleudernden und hupenden Autos hindurch.
    Hinein in die Querstraße!
    Halb auf den Gehsteig, haarscharf vorbei an entsetzt flüchtenden Fußgängern. Weiter hinten am Blech gab es noch einmal einen dumpfen Schlag; dann war Nicole in der Querstraße und begann den Bus abzubremsen. Nach ein paar Dutzend Metern bekam sie ihn endlich zum Stehen.
    Tief atmete sie durch, sah den Schalter für die Warnblinkanlage und hieb darauf.
    »Ich hatte ja schon immer ein Faible für große Autos«, murmelte sie blaß. »Aber so groß hätte es nun eigentlich auch nicht sein müssen…«
    ***
    Auf der Kreuzung herrschte absolute Hektik. Nicole achtete nicht darauf. Es interessierte sie auch nicht, ob der Bus im Weg stand und zum Verkehrshindernis geworden war. Für sie wichtig war nur, daß sie überlebt hatten. Keiner der Fahrgäste war verletzt worden, wie es schien.
    Nicole hoffte, daß auch den anderen Verkehrsteilnehmern nichts passiert war. Blechschaden hatte es zwangsläufig gegeben, aber es sah so aus, als wären die anderen Autos nur gestreift worden.
    Nicole stand hastig vom Fahrersitz auf und beugte sich zu dem Schaffner hinab. Erleichtert stellte sie fest, daß er noch lebte. Langsam richtete sie sich wieder auf und sah die Fahrgäste an, die aufgeregt durcheinanderredeten.
    »Hat jemand ein Telefon?« fragte sie laut.
    Sie erhielt keine Antwort.
    Natürlich hatte niemand ein Telefon. Und selbst wenn, wozu? Um einen Krankenwagen und die Polizei zu rufen? Es war doch viel wichtiger, aufeinander einzureden und erleichtert festzustellen, daß man selbst noch lebte und es einen anderen erwischt hatte. Nicht einmal, daß Nicole den Bus zum Stehen gebracht hatte, registrierten die Leute so recht.
    Sie waren alle völlig durcheinander…
    Nicole sah sich nach Eva um.
    Sie konnte das Para-Mädchen nicht entdecken.
    Im ersten Moment befürchtete sie schon, Eva sei einfach wieder verschwunden. Aber dann sah sie die offene Mitteltür des Busses. Eva war einfach ausgestiegen!
    Nicole entdeckte den Schalter für die vordere Tür. Sie stieg ebenfalls aus, sah sich nach Eva um. Aber sie konnte sie auch hier draußen nicht entdecken. Statt dessen tauchten zwei Milizionäre auf. In der Ferne heulten Sirenen. Polizei und Rettungsdienste waren wohl schon informiert.
    Kein Wunder; die Amokfahrt hatte ja zwei, drei Minuten gedauert, und es dürfte genügend Leute gegeben haben, die sofort die Polizei angerufen hatten.
    Hoffentlich hat es keine Personenschäden gegeben, dachte Nicole.
    Blech läßt sich leichter flicken als Knochen.
    Aber was auch immer geschehen war - es war nicht ihre Schuld. Sie hatte getan, was sie konnte. Mehr war einfach nicht möglich gewesen. Und es war ein Wunder, daß nicht viel mehr passiert war. Gerade auf dieser Kreuzung!
    Sie fragte sich, warum das Amulett nicht gewirkt hatte.
    Es lag noch im Bus; sie rief es sofort wieder zu sich. So unauffällig wie möglich versuchte sie sich zu entfernen. Ihr lag nichts daran, als Ausländerin erst einmal ins Räderwerk der polizeilichen Ermittlung zu geraten. Auch wenn sie sich nichts vorzuwerfen hatte: es gab eine Menge Ärger, und sie verlor wertvolle Zeit.
    Deshalb verschwand sie in der Menge.
    Hinter sich hörte sie jemanden rufen. »Da ist sie…«
    Sie ging etwas schneller, betrat einen Hauseingang. Die Tür war unverschlossen. Nicole trat ein, durchquerte den Hausflur und erreichte durch die Hintertür einen Hof.
    Die Szenerie sah gut

Weitere Kostenlose Bücher