0656 - Der Geheimnisträger
angelegt.
„Ich glaube, es wird höchste Zeit, daß wir von hier verschwinden. Was ist mit Ihnen, Orana? Wird man Sie vermissen?"
„Nicht in den nächsten Tagen, denn ich habe Urlaub.
Nach meinem Treffen mit Perry war ich so verzweifelt, daß ich keinen vernünftigen Handgriff mehr tun konnte. Mein Kommandant gab mir Urlaub."
„Ausgezeichnet, dann nehmen wir Sie mit."
„Mitnehmen? Wohin?"
„Zu einem sicheren Ort, wenigstens für kurze Zeit." Atlan zögerte einige Sekunden, ehe er fortfuhr: „Sie haben Kenntnis vom größten Geheimnis des Imperiums erhalten, und wenn Sie auf Ihr Schiff zurückkehren oder sonstwie Kontakt mit den Laren erhalten, was sicherlich geschehen wird, könnten Sie sich und uns verraten.
Die Folgen wären nicht abzusehen. Es ist also notwendig, eine sogenannte Löschungsschaltung in Ihr Gehirn einzubauen. Das Prinzip ist einfach: Sollte man Sie mit Gewaltanwendung verhören wollen, wird genau das, was Sie heute und hier erlebten, aus Ihrem Gedächtnis gelöscht werden. Sie können nichts verraten, weil Sie nichts mehr wissen. Es tut mir leid, Orana, aber es ist notwendig."
Sie nickte langsam.
„Ich sehe es ein, und ich bin selbst schuld daran. Gut, nehmen Sie mich mit. Aber vorher ...", ihr Blick ging hinüber zur Bar, „ ...möchte ich einen Schluck trinken. Ich habe schrecklichen Durst."
Gucky rutschte aus seinem Sessel.
„Na schön", murmelte er. „Sollst du haben, trotz der saftigen Ohrfeige. Bin ich froh, nicht mit dir verheiratet zu sein. Der arme Perry, wenn es mal soweit ist..."
Sie wurde rot bis zu den Haarwurzeln.
2.
Abermals saßen sie im Beobachtungsraum tief unter der Meeresoberfläche und betrachteten die heute ein wenig verschwommene Landschaft. Vergeblich suchte Gucky seinen großen Wurm, der ihn so fasziniert hatte. Er kam heute nicht zum Vorschein.
Atlan schien andere Sorgen zu haben. Seine Augen sahen blicklos ins Leere. Aber die Muskeln in seinem starren Gesicht zuckten.
Orana war im medizinischen Labor von Para-Burg und wurde durch den Supermutanten Corello und ein Ärzteteam behandelt.
Es ging darum, den parapsychischen Hypnosuggestivblock anzubringen, der im Ernstfall das löschte, was sie gerade erst erfahren hatte. Selbst unter Hypnose würde sie in einem solchen Fall stets aussagen, daß Atlan tot sei und sie die Hinrichtung selbst gesehen habe.
Hinzufügen würde sie noch, daß Rhodan es ihr bestätigt habe und sie ihn darum gehaßt hätte.
Trotzdem befürworte sie Rhodans Handlungsweise von nun an und hätte auch Verständnis für Atlans „Hinrichtung". Das war ein Teil des Plans, den Atlan und Gucky ausgeheckt hatten.
Der Zweck des Plans blieb zwiespältig.
Atlan dachte in erster Linie daran, seinem Freund Rhodan, der ihm unter größten Gefahren das Leben gerettet hatte, das seelische Gleichgewicht wiederzugeben. Dieses Gleichgewicht benötigte er, um mit den Laren fertig zu werden und ihre Absichten zu durchschauen, bevor es zu spät war. Gucky hingegen, diesem heimlichen Romantiker, ging es darum, zwei Menschen, die sich von Herzen liebten, wieder zusammenzuführen.
Damit war die Marschroute eindeutig und der Weg klar.
Nur Rhodan wußte nichts davon, und das war gut so.
Endlich unterbrach Atlan das bedrückende Schweigen: „Wie lange dauert das denn noch? Zwei Stunden sind bereits vergangen ..."
Gucky, der mit Corello in telepathi-scher Verbindung stand, beruhigt ihn: „Nicht mehr lange, es ist gleich vorbei und alles ging glatt.
Bevor wir sie zurückbringen, suche ich Perry auf. Die Laren sind es je gewohnt, daß ich überall und nirgends bin, also können sie auch keinen Verdacht schöpfen, wenn ich plötzlich wieder auftauche."
„Es ist zu gefährlich, ihn einzuweihen."
„Tue ich auch nicht, das überlasse ich Orana. Wenn sie an seinem Busen ruht, kann sie ihm die Wahrheit unauffällig zuflüstern."
Wenig später brachten zwei Ärzte die Kosmonautin herein.
Sie mußte sich setzen, aber sie lächelte Atlan dankbar an.
„Es war halb so schlimm, und ich spüre nichts. Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, daß ich die Wahrheit vergessen könnte."
„Nur unter Zwang, Orana. Bei normalen Bedingungen funktioniert Ihr Gedächtnis einwandfrei. Ich glaube, daß es nun höchste Zeit wird, auch Rhodan einzuweihen. Das war der Zweck der Sache. Gucky wird erkunden, ob der Zeitpunkt günstig ist.
In der Zwischenzeit erkläre ich Ihnen noch einmal, wie Sie sich verhalten müssen und welche Vorsichtsmaßnahmen Sie
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