0657 - Angst vor dem roten Phantom
ihr beeinflussen lassen sollen? Und er war von ihr beeinflusst worden. Diese Augen, dieses Versprechen in ihrem Blick hatte er sich nicht eingebildet.
Nur war es ein schlimmes, ein böses Versprechen gewesen, und deshalb fürchtete er sich.
»Die Rechnung, bitte.«
Der dünne Mensch mit der hellen Mütze auf dem Kopf nickte und tippte in die Kasse.
Er wollte plötzlich weg. Zwar noch fliegen, aber nicht hier auf dem Präsentierteller sitzen. Vielleicht fühlte er sich besser in dem Warteraum. Dort hielten sich nur die Leute auf, die auch in die Maschine stiegen.
Romero zahlte, nahm seinen Handkoffer, der gerade noch in die Gepäckablage der Maschine passte, durchlief die Kontrolle glatt und sah die leeren Bänke vor sich.
Er war der Erste.
Dino Romero setzte sich dorthin, von wo aus er den besten Überblick hatte. Er wollte sehen, wer hereinkam. Jeder musste an ihm vorbei.
Die Nervosität und die Angst waren ihm auf die Blase geschlagen. Er musste zur Toilette. Für jeweils zwei Warteräume stand eine Toilette zur Verfügung. Den kleinen Koffer ließ er stehen, als er die Tür für Gentlemen öffnete.
Der typische Putzgeruch schlug ihm entgegen. Vor ihm hatte an diesem Tag noch keiner die Toilette benutzt. Während er vor der Schüssel stand, kreisten seine Gedanken um die Frau und das Phantom.
Ob beide etwas miteinander zu tun hatten? Gab es Dinge, die sie zusammengeschweißt hatten?
Er wusste es nicht. Aber er würde höllisch auf der Hut sein müssen, das hatte er sich vorgenommen.
Das Handwaschbecken war ebenfalls mini. Hinter ihm befand sich die Tür zur Sitztoilette. Er sah sie, weil er beim Waschen in den Spiegel schaute.
Und genau die Tür öffnete sich. Sie wurde nach innen aufgezogen, nicht mehr als einen Spalt, und aus ihm hervor schlug eine Pranke, wie der Mafioso sie zuvor noch nie gesehen hatte.
Ein dunkelroter Arm, der in einer umwickelten Hand endete, aus der Krallen hervorschauten.
Brutal hämmerte die Pranke zu, bevor sich Romero zur Seite bewegen konnte.
Sein Jackett riss, er spürte das Brennen im Rücken, bekam den Ruck mit, der ihn nach hinten zerrte.
Er prallte nicht gegen die Tür, denn die war bereits geöffnet worden. Die Kralle zerrte ihn in die enge Kabine und dort wurde er auf der Stelle gedreht und mit dem verletzten Rücken gegen die Kunststoffwand gedrückt.
Romero glaubte seinen Augen nicht trauen zu können. Vor ihm stand ein Monster. Es überragte ihn um mehr als einen Kopf, obwohl es sich leicht geduckt hatte. Von seinem Gesicht konnte er nicht viel sehen, denn der Kopf war von Binden umwickelt worden. Im Nacken stand die Ecke eines Schalkragens hoch, aus zwei Schlitzen unter der Maske funkelte ein grausames Augenpaar.
Das rote Phantom!
Nur dieser Gedanke beherrschte ihn. Romero dachte an das Versprechen auf der Straße. Der Alte hatte ihn und seinen Kumpan vor dem roten Phantom gewarnt. Sie hatten darüber gelacht und Dino wurde nun eines Besseres belehrt.
Das Grauen war perfekt und der Tod eine beschlossene Sache für den unheimlichen Killer.
Mit einer Hand hielt das Phantom sein Opfer fest und presste es gegen die Rückwand.
Mit der anderen holte er aus.
»Neiiiin…!«
Der Schrei des Mafioso endete in einem Gurgeln, als die zweite Klaue traf.
Alles an Romero erstickte in einem Meer von Blut. Es verteilte sich, er sank nach unten, der Kopf hing schief, die Wunde klaffte am Hals, der Blick war gebrochen.
Dieser Killer, dem ein Menschenleben nichts bedeutete, war auf die gleiche schreckliche Art und Weise gestorben wie seine zahlreichen Opfer zuvor.
Nur hatte er nicht mehr zu leiden brauchen.
Das Phantom verließ die enge Kabine, ohne einen Blick auf die Leiche zu werfen. Für dieses unheimliche Monstrum war diese Sache erledigt. Aber es gab weitere Opfer auf der Liste. Der Weg musste gegangen werden, denn Warnungen hatten nichts genutzt…
***
Früher musste sie einmal eine attraktive Person gewesen sein, doch die Jugend lag lange hinter ihr.
Vielleicht hätte sie sich besser anziehen sollen, dafür reichte möglicherweise das Geld nicht.
Aus misstrauischen, kühlen Augen schaute sie Suko und mich an. Über ihr bewegte Wind die Blätter eines Baumes. »Scotland Yard, nicht?«
Ich nickte. »So ist es, Mrs. Fahad.«
Sie sprach, als wollte sie gleichzeitig ausspucken. »Ja, euch erkenne ich immer. Da könnt ihr noch so weit von mir entfernt stehen. Ihr habt einen gewissen Stallgeruch.«
»Das bleibt nicht aus. Ihr Mann wird diesen Stallgeruch
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