0657 - Angst vor dem roten Phantom
der stand unter Druck.
Er spürte die Furcht des Felix Picarotta. Dieser Mensch hatte zahlreiche andere Personen auf dem Gewissen. Er war ein eiskalter Killer, der aber zitterte und jammerte, wenn es ihm selbst ans Leben ging.
Der Inspektor trug die üblichen Waffen bei sich. Seine Beretta, die Dämonenpeitsche, und er konnte sich ebenfalls auf seine Hände und Füße verlassen. Er war ein Meister in der Beherrschung gewisser Kampfsportarten, so zum Beispiel Karate, doch auch mit einem Ninja konnte er es aufnehmen.
Sehr behutsam setzte er seine Schritte, als er der Halle entgegenging. Das Stöhnen blieb, ein anderer Laut mischte sich ebenfalls darunter. Das leise Schaben der Fußsohlen über eine blanke Fläche.
Aus dem Hintergrund waren ebenfalls Stimmen zu vernehmen. Da fluchte Logan Costello, als würde er unter Strom stehen.
Bevor er in die Halle stürmte und irgendwelchen Unsinn beging, weil er den Überblick verloren hatte, wollte Suko alles erledigt haben. Er huschte vor.
Dann stand er in der Halle.
Und dann sah er, was geschehen war. Die unsichtbare Faust bohrte sich tief in seinen Magen, denn Suko erkannte auf den ersten Blick, dass alle Chancen beim roten Phantom lagen…
***
Es hatte sich Felix Picarotta geholt!
Anders war es nicht auszudrücken, denn dieser Mafioso stand in einer Haltung, die auf nichts anderes schließen ließ. Steif wie ein Brett, die wahnsinnige Angst musste sein Blut zu Eis gefroren haben. Sein Gesicht war das eines anderen. Die Augen verdreht, den Mund wie zum Schrei geöffnet, doch kein Laut drang aus ihm hervor.
Über ihn hinweg ragte das rote Phantom. Suko sah es zum ersten Mal und er wunderte sich über dessen Größe. Beim ersten Hinsehen erinnerte es an eine Mumie, die in rote Binden gehüllt worden war. Es trug zudem einen roten Mantel, dessen Kragen wie ein steifer Schal am Nacken in die Höhe stand.
Das Gesicht war ebenfalls von Tüchern verborgen. Nur wer genau hinschaute, sah hinter dem dünnen Material die Umrisse. Es musste menschlich sein, das stand für Suko fest. Ob es dem einer Mumie glich, konnte er nicht erkennen.
Suko kam die Szene vor, als hätte sie jemand in den Raum hineingemalt. Sie atmete den Schrecken aus. Er roch den Tod, er sah die makabre Blutspur, die wie eine Perlenkette aus roten Tropfen ein Muster auf dem Boden hinterließ und dort endete, wo das rote Phantom den Killer in seinen Klauen hatte.
Wo das Monstrum den Mann verletzt hatte, sah Suko nicht, aber Felix konnte sich nicht bewegen.
Der Griff war zu hart und so angelegt, dass das Phantom ihm das Genick brechen konnte, wenn es mit Brachialgewalt zupackte.
Was konnte er für Felix tun? Den Stab ziehen, das bestimmte Wort rufen und damit die Zeit anhalten?
Es wäre möglich gewesen, aber das Schicksal hatte die Karten völlig anders gemischt.
Das Keuchen des Mafioso erfüllte die Halle. Die Geräusche veränderten sich, sodass Worte entstanden.
»Sie - sie haben alle, Inspektor. Nicht nur mich, auch meine Frau, meine Kinder. Er hat sie geholt, das weiß ich. Er hat nicht gelogen. Er hat sie und er wird auch mich vernichten. Er will uns alle töten, er will nicht, dass wir am Leben bleiben. Seine Rache soll schrecklich sein. Es ist so grauenhaft…«
Suko glaubte an keinen Bluff. Es stand allerdings auch fest, dass er nicht eingreifen konnte. Wenn er hier und jetzt etwas tat, würde er eine Maschinerie in Gang setzen, die er nicht mehr stoppen konnte, die dann die Menschen überrollte und sie vernichtete.
Der Inspektor nickte. Es waren beruhigende Bewegungen, zu denen er noch einen Kommentar sprach.
»Also gut, ich habe begriffen. Ich werde nichts tun. Aber ich möchte wissen, wie es weitergeht.«
»Weg…«, keuchte der Killer. »Er will mich wegschaffen. Ihr könnt nichts tun, er…«
»Wohin?«
»Es gibt ein Lager…«
Aussprechen ließ das Phantom den Mann nicht. Er zerrte ihn zurück, war sehr bald an der Tür und auch verschwunden.
Bevor Suko eine weitere Frage stellen konnte, sah er von beiden nichts mehr. Vor dem Haus auf der großen Freitreppe schienen sie sich aufgelöst zu haben.
Suko blieb auf der obersten Stufe stehen. Gegen sein Gesicht schien die warme Septembersonne. Er sah die Umgebung, die Bäume mit dem schon angefärbten Laub, und um seine Lippen zuckte es.
Ein Zeichen der Niederlage. Er hatte verloren, das Phantom und seine Geisel waren verschwunden, wie aufgelöst.
Phantome kamen, Phantome verschwanden. Das musste einfach sein, deshalb auch ihr
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