0657 - Der Arkturus-Zwischenfall
er damit die Angreifer meinte, wurde aus seiner nächsten Feststellung klar. „Sie glauben, die Laren seien allein auf die Energieversorgung aus dem Hyperraum angewiesen. Ich behaupte, so unvorsichtig sind sie nicht! Sie haben Ersatzaggregate an Bord, mit denen sie den Leistungsausfall wenigstens teilweise ausgleichen können!"
Die Schrumpfung des SVE-Raumers hatte jetzt aufgehört.
Der Trichter, der den gezackten Zapfstrahl in sich aufgesogen hatte, hörte auf zu wirbeln und verlor an Leuchtkraft. Plötzlich wurde der Reflex des kleinen Raumschiffs wieder sichtbar. Es war höchstens noch vierzigtausend Kilometer von dem larischen SVE-Raumer entfernt und war inzwischen erheblich langsamer geworden. Der Reflex des larischen Raumschiffs hörte auf zu flackern. Die energetische Lage an Bord des SVE-Fahrzeugs hatte sich anscheinend stabilisiert. Obwohl aus dem Hyperraum keine Energie mehr kam, zerfiel das Schiff nicht weiter. Hung-Chuin schien recht zu behalten: die Laren besaßen Ersatzgeneratoren.
Damit entstand für den kleinen Angreifer eine gefährliche Situation. Auf dem Orterschirm war zu erkennen, wie sich aus der Hülle des SVE-Raumers ein glitzernder Funke löste und mit hoher Geschwindigkeit auf das kleine Fahrzeug zustrebte.
Dessen Schirmfelder, die der Orter als eine Art grünlichen Nebels erfaßte, leuchteten ein paar Sekunden lang grell auf. Die Bedeutung des Vorgangs war unmißverständlich: Die Laren hatten sich von der Überraschung erholt und gingen nunmehr selbst zum Angriff über. Der kleine Raumer schien über weiter nichts als seine Schirmfelder zu verfügen. Die Salve der Laren wurde nicht beantwortet. Statt dessen verlangsamte sich die Fahrt des fremden Raumschiffs noch stärker als bisher. Der Angreifer hatte die Überlegenheit der Laren offenbar erkannt und suchte nun sein Heil in der Flucht.
„Es wird ihm nicht gelingen!" knurrte Hung-Chuin.
„Er kam zu schnell! Er braucht zu lange, um seine Fahrt aufzuheben und auf Gegenfahrt zu gehen!"
Noch einmal löste sich ein Funke aus dem Leib des larischen Schiffes. Diesmal flackerten die Schutzschirme des Beschossenen noch länger und gefährlicher. Hung-Chuin warf Perry Rhodan einen Blick zu, in dem sich eine flehentliche Bitte auszudrücken schien. Rhodan verstand.
„Kosum ... wir greifen ein!" sprach er in das Interkom-Mikrophbn. „Sie steuern! Bei erster Gelegenheit eine Breitseite gegen den Laren! Seine Struktur ist geschwächt. Wir müßten ihn kriegen..."
Noch während Rhodan sprach, senkte sich die SERT-Haube über den Schädel des Emotionauten. Das riesige Schiff kam in Bewegung. Mit Höchstbeschleunigung stieß die MARCO POLO hinter der schützenden Sonne hervor. Die wertvolle Sonde, die eines der wenigen existierenden Exemplare des neuen Schatten-Peilers in sich barg, wurde auf dem schnellsten Wege eingeholt.
Inzwischen entwickelte sich die Raumschlacht zu einem Drama.
Dem kleinen Raumschiff war es gelungen, die ursprüngliche Fahrt völlig abzubremsen. Es befand sich jetzt auf dem Rückflug.
Aber pausenlos flammten seine Schutzschirme unter dem erbarmungslosen Feuer der Laren, die inzwischen ebenfalls Fahrt aufgenommen hatten. In diesem Augenblick jedoch erschien die MARCO POLO am Orterhorizont der beiden Gegner.
Die Überraschung an Bord des Laren ebenso wie an Bord des kleinen Raumschiffs mußte beachtlich sein. Für ein paar Sekunden schwiegen die larischen Geschütze.
Die MARCO POLO beschleunigte nach Höchstwerten. Wie ein Racheengel stürzte sie sich aus der flammenden Sonne hervor auf den Laren. Mentro Kosum schien auf Kollisionskurs zu fliegen.
Aus achtzigtausend Kilometern Entfernung eröffnete er das Feuer. Mörderische Desintegrator- und Blastersalven, dem Auge unsichtbar, auf dem Orterschirm jedoch als glühende Bahnen erscheinend, schnellten sich dem Laren entgegen. Plötzlich entstand unmittelbar vor Vontrecal-Pyn eine neue Sonne. Ein sich blitzschnell ausbreitender Feuerball strahlte unerträglich grell von den Bildschirmen, der Lare war explodiert.
Perry Rhodan warf, während im Kommandostand der MARCO POLO Jubelrufe gellten, einen besorgten Blick auf die Anzeigen des Kommunikationsprozessors. In dem Augenblick, als die MARCO POLO hinter der Sonne Vontrecal-Pyn auftauchte, war an Bord des Laren eine hektische Hyperfunkaktivität ausgebrochen. Man durfte daher nicht annehmen, daß Hotrenor-Taak über die Einzelheiten dieser seltsamen Begegnung am Rande der Eastside lange im unklaren bleiben würde.
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