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0657 - Der letzte Henker

0657 - Der letzte Henker

Titel: 0657 - Der letzte Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Staatskasse anpumpen müssen - was mir Seiner Majestät Vollmacht durchaus erlaubte, was ich aber nicht wollte -, oder ich mußte wieder mit eigener Arbeitskraft Geld heranschaffen, wie ich es gewohnt war. Dann konnte ich mich aber nicht gleichzeitig mit den Spaniern beschäftigten.
    Verdammt, wieso hatten sie diese Ansiedlung in unmittelbarer Nähe der Ostküste?
    »Da ist noch etwas, was du wissen mußt, Nachtauge«, sagte Paco und benutzte dabei den Namen, den er mir gegeben hatte, weil er »Robert deDigue« ebenso wenig aussprechen konnte wie ich seinen Natchez-Namen. »Es sind nicht nur Eisenmänner hier, sondern auch Calusa!«
    ***
    Calusa!
    Diese menschenfressende Tempelkultur, von der wir seit Wochen nichts mehr gesehen und gehört hatten, seit wir den Schwenk nach Osten getan hatten! Ich hatte schon angenommen, wir hätten ihren Einflußbereich jetzt verlassen und würden irgendwann auf Angehörige anderer Indianervölker treffen. Daß wir es jetzt doch wieder mit Calusa zu tun bekamen, bestürzte mich etwas.
    Ich überlegte. Wir waren schon sehr weit im Süden. Wenn ich es recht bedachte und mich an das erinnerte, was Asmodis mir damals von dieser Welt und ihrer Ausdehnung gezeigt hatte, mochte es sein, daß wir die Südspitze der Halbinsel nahezu erreicht hatten. Wenn die Calusa den gesamten Westküstenbereich Floridas bis zum Süden beanspruchten, konnten wir durchaus wieder auf sie stoßen.
    Das gefiel mir noch weniger als die Präsenz der Spanier.
    Vielleicht würde das meine ganze Planung umwerfen. Meine Hoffnungen, meine Erwartungen zerstören.
    »Erzähl mir mehr, Paco«, verlangte ich. »Wo stecken sie? Wie viele sind es?«
    »Ich weiß es nicht, Nachtauge«, gestand der Natchez. »Ich war nicht lange genug dort. Es gibt eine Handvoll Calusa bei den Eisenmännern und den anderen. Willst du, daß ich noch einmal nachsehe?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du hast genug getan für diesen Tag«, sagte ich.
    »Was jetzt?« wollte Schoenthaler wissen. »Gehen wir hin und laden uns zum heutigen Freudenfest ein?«
    »Freudenfest?« fragte Igor mißtrauisch. »Woher weißt du, daß die ein Freudenfest feiern? Davon hat Paco nichts gesagt!«
    »Wenn wir kommen, haben sie gefälligst ein Freudenfest zu veranstalten«, erwiderte Schoenthaler.
    »Man wird es ihnen sagen müssen«, meinte Frans Krohn.
    Ich streckte die Hand aus und deutete mit dem Zeigefinger auf Krohn. »Gute Idee. Deshalb kommst du mit…«, ich überlegte kurz. Es war besser, wenn Schoenthaler bei den anderen blieb. Dann hatten wir wenigstens einen schießwütigen Helden in der Hinterhand, der uns vielleicht heraushauen konnte, wenn die Sache in die Hose ging. Sir Alec schied aus, weil es nicht ratsam war, den Spaniern einen Engländer zu präsentieren. Zwei rivalisierende seefahrende Völker… und die Spanier hatten den Engländern noch lange nicht die Vernichtung ihrer Armada vergessen, und auch nicht, daß Drake und andere Piraten seinerzeit von der englischen Regierung offizielle staatliche Unterstützung erhielten, wenn sie vor allem spanische Schiffe überfielen, ausplünderten und versenkten. Aus gleichem Grund schied auch McDunn aus; die Spanier würden zwischen Engländern und Schotten keinen Unterschied machen.
    Ngome Ngara konnte ich erst recht nicht mitnehmen. Also blieb der Russe. »Dazu Brüderchen Igor«, fuhr ich fort. »Nimm ein Fläschchen von deinem Feuerwässerchen mit. Vielleicht freuen die Spanier sich über ein Gastgeschenk. Vielleicht trinken sie es sogar. Und vielleicht überleben sie es, ohne blind zu werden.«
    »Barbar!« grummelte der Russe.
    Unaufgefordert sattelte Ngara -Jimbo - bereits unsere Pferde. Er lächelte mir freundlich zu; ich war der einzige, der ihn nicht wie einen Sklaven behandelte. Die anderen wußten zwar, daß ich ihm die Freiheit gegeben hatte, aber für sie war und blieb er ein Negersklave. Er hatte eben den Makel, eine schwarze Haut zu besitzen.
    Ich wußte, daß er unter der Herabsetzung durch die anderen litt. Aber er sagte nichts dazu. Und ich konnte nichts ändern, höchstens auf die Begleitung meines Räuberhaufens verzichten. Das Problem war, daß sie ihr Geld im Voraus bekommen hatten; sie konnten mich jederzeit im Stich lassen.
    Ein Risiko, das ich hatte eingehen müssen.
    Ich überprüfte meine Waffen. Auch Krohn und der Russe machten sich bereit, notfalls kämpfen zu können. Der Rest der Truppe sollte nun endgültig ein Lager aufschlagen.
    Paco erzählte uns weitere Einzelheiten. Die

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