Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0657 - Der letzte Henker

0657 - Der letzte Henker

Titel: 0657 - Der letzte Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Beschaffenheit des Bodens rings um die Befestigungen, den Tormechanismus; er wußte sogar von einem Geheimgang, konnte aber nicht sagen, wo innerhalb der Anlage er begann, sondern nur, wo er draußen verborgen endete. Eine Art Straße führte von dem Fort weg in Richtung Osten, zur Küste hin. Aber ob es da einen richtigen Hafen gab, hatte er nicht erlauschen können.
    Ich hätte die Spanier ignorieren können. Aber ich wollte wissen, ob dieses Fort das einzige war, oder ob sie beabsichtigten, sich weiter auszubreiten, eventuell schon eine ganze Reihe dieser Anlagen errichtet hatten.
    Und ich war gespannt darauf, wie sie uns empfangen würden.
    Immerhin konnten sie kaum damit rechnen, daß weiße Männer aus Calusa-Gebiet zu ihnen kamen…
    Sie würden verdammt überrascht sein.
    ***
    »Ich bringe dieses Gesindel um«, ächzte Igor. »Was erlauben die sich eigentlich, Väterchen Robert? Mich und euch einfach einzusperren… wenn das der Zar wüßte, würde er gleich eine ganze Armee von Kosaken herschicken und…«
    »Sei still«, sagte Frans Krohn mit seinem starken holländischen Akzent. »Der Zar weiß es nicht. Und wir müssen hier irgendwie wieder 'raus! Mit ein wenig Pulver könnte ich diese Tür in schmale Streifen zerlegen. Aber diese Lumpen haben uns ja ausgeplündert bis aufs Hemd!«
    Es war schon erstaunlich, daß sie uns wenigstens die Kleidung gelassen hatten. Alles andere hatten sie uns abgenommen.
    Restlos alles. Wir hatten nicht einmal die Chance bekommen, uns vorzustellen. Sie hatten uns das Tor geöffnet - und dann starrten wir in die Mündungen schußbereiter Musketen. Man hatte uns nicht einmal gesagt, aus welchem Grund wir eingesperrt wurden. Man hatte sich nicht dafür interessiert, wer wir waren, woher wir kamen, warum wir hier waren. Man hatte uns einfach ausgeplündert und eingesperrt.
    Ohne Kommentar, ohne Begründung, ohne Anklage.
    Nicht nur ich war fassungslos. So etwas hatte ich noch nie zuvor erlebt. Nicht einmal als Zigeunerjunge.
    Mir kam’s fast so vor, als hätte dieser verdammte Don Cristofero seine wurstförmigen Schmierfinger im Spiel. Dem hätte ich durchaus zugetraut, daß er uns sofort festsetzen ließ. Aber wie sollte der Fettwanst hierher gelangt sein? Er hätte schon fliegen müssen.
    Vergiß nicht die Zauberkunststückchen seines Adlatus, erinnerte mich eine innere Stimme. In der Tat - vielleicht war auch der schwarzhäutige Gnom nicht ganz unbeteiligt.
    Und doch war ich sicher, daß Cristofero hiermit nichts zu tun hatte. Ausnahmsweise… »Wir müssen hier 'raus!« drängte Igor.
    »Hast du eine Idee, wie wir das schaffen können, Väterchen Robert?«
    Ich runzelte die Stirn. »Vielleicht treten wir die Tür ein und gehen«, schlug ich spöttisch vor.
    Er nahm’s für bare Münze. »Gute Idee.« Im nächsten Moment trat er wuchtig gegen das Holz. Natürlich ohne Erfolg. Ich hatte nichts anderes erwartet. Ich hatte die Wände untersucht. Ohne Werkzeug kamen wir nicht 'raus. Es gab auch keine Fenster, die man als Schwachstellen hätte nutzen können, der Boden war steinhart gebackener Lehm, und das Dach… da kamen wir auch nicht 'raus. Vor allem nicht, weil einer vom anderen hätte getragen und gehalten werden müssen, um an das Material zu kommen.
    Die Luft wurde inzwischen schlechter. Daß es draußen Abend wurde, merkten wir nur daran, daß der schmale Lichtbalken blasser wurde, der zwischen Boden und unterer Türkante schimmerte. Der Spalt war vielleicht eine Fingerbreite hoch. Nicht möglich, das irgendwie auszunutzen, und nicht breit genug, um genügend Frischluft in das relativ kleine Gefängnis zu lassen.
    Inzwischen stank es; Menschen müssen nun mal zuweilen bestimmten biologischen Zwängen nachgehen.
    Ich überlegte, was die anderen wohl tun würden. Ich hatte keine genauen Anweisungen gegeben, nur gesagt, sie sollten das Lager aufschlagen. Sie würden also kaum damit rechnen, daß wir heute noch zurückkehrten, um sie zu holen -oder zum schleunigen Weiterreiten zu drängen. Aber wenn wir morgen abend noch nicht wieder da waren… sicher würde Sir Alec Freeman das Kommando an sich reißen. Und der Colonel war ein mißtrauischer, vorsichtiger Vogel. Außerdem war er loyal.
    Er würde eine Möglichkeit suchen, uns herauszuhauen.
    Wie er das durchzog, wagte ich mir allerdings nicht vorzustellen.
    Plötzlich wurde es an der Tür unseres Gefängnisses laut. Ein rostiges Schloß knirschte, dann knarrte ein Riegel. Die Tür wurde nach außen aufgezogen. Im

Weitere Kostenlose Bücher