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0658 - Blutige Träume

0658 - Blutige Träume

Titel: 0658 - Blutige Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erneut gepackt und weggezerrt. Er taumelte, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Seine Hand umklammerte den Blaster, aber er wußte nicht einmal, was er damit anfangen sollte. Und dann war er plötzlich draußen auf der Straße. Atmete frische Luft. Konnte seine Umgebung wieder wahrnehmen.
    »Weg hier!« wiederholte Uschi Peters. »Sonst erwischt er uns doch noch und bringt uns um!«
    »Aber das Haus, das Feuer«, murmelte der Dämonenjäger.
    »Willst du sterben, Unsterblicher?« fuhr die Telepathin ihn an. »Lauf!«
    Er lief.
    Aber nur ein paar Dutzend Meter weit.
    Dann sah er, wie Yves Cascal das Gebäude verließ und die Treppe zur Straße hochkam. Immer noch die Hand mit der Waffe ausgestreckt. Kerzengerade. Immer noch krümmte er den Zeigefinger um den Abzug.
    Klick. Klick. Klick. Klick. Klick. Klick. Klick…
    Das Magazin war leer. Er schien es nicht zu bemerken.
    Zamorra fühlte den E-Blaster in seiner Hand. Hob die Waffe hoch, mit beiden Händen. Ein Kontrollblick verriet ihm, daß sie auf »Betäubung« geschaltet war. Er richtete sie auf Cascal und krümmte den Zeigefinger.
    Es knackte; ein Blitz flirrte aus der Mündung, erreichte Cascal aber nicht.
    Der gewonnene Sicherheitsabstand war zu groß.
    Im Lasermodus wäre es kein Problem gewesen, Cascal zu erreichen. Aber der Elektroschock war für den Nahkampf konzipiert.
    Sekundenlang sah Zamorra, wie Cascal seine leergeschossene Pistole in den Hosenbund steckte, wie er eine Reisetasche sich quasi über die Schulter warf, um besser laufen zu können - und floh.
    »Hinterher!« keuchte Uschi.
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    Ihm war nicht nach einer Verfolgungsjagd durch dunkle Gassen.
    Und er sah in der Absteige das Feuer.
    »Hier gibt es Wichtigeres«, murmelte er.
    ***
    Cascal tauchte in einer Seitengasse unter. Er war verzweifelt. Was war geschehen? Er glaubte die Menschen zu kennen, auf die er geschossen hatte, sehr gut sogar. Waren sie nicht seine Freunde? Aber diese Überlegungen wurden immer wieder weggewischt von etwas anderem, unheimlichen. Von etwas, das immer stärker von ihm Besitz ergreifen wollte.
    Der Mann und die Frau - sie waren doch das Böse! Sie wollten Ombre vernichten. Nur deshalb waren sie hier. Sie hielten ihn für einen Diener des Lucifuge Rofocale, deshalb mußte er sterben. Sogar mit einer Schrotflinte war auf ihn geschossen worden. Und die beiden Feinde waren sogar selbst zu feige gewesen, das zu tun, sie hatten einen anderen Mann vorgeschickt.
    Jetzt war es vorbei.
    Die Herberge würde verbrennen.
    Nicht schade drum; wer für eine so lausige Bruchbude zwanzig Dollar pro Nacht verlangte, dem gehörte das Rattennest abgefackelt. Selbst ein Dollar wäre noch 100 Cent zuviel gewesen! Daß einigermaßen brauchbar ausgestattete Zimmer in Hialeah -ausgerechnet in diesem Ortsteil von Miami! - zwischen dem Drei- und Zehnfachen kosteten, spielte keine Rolle.
    Nicht für Ombre.
    Der war seinen Feinden erst einmal entkommen.
    Was hatte er retten können?
    Sein Leben, seine Ausrüstung.
    Die M-11 nicht. Die lag noch oben im Zimmer, wie auch das Geld, das längst ein Raub der Flammen geworden war. Cascal konnte wieder ganz von vorn anfangen, ganz unten.
    Nein. Du fängst nicht ganz unten an. Du bist jetzt ganz oben, raunte ihm die unheimliche fremde Stimme zu. Mit meiner Hilfe.
    »Ich will keine Hilfe«, murmelte er. »Ich brauche keine Hilfe. Habe ich noch nie gebraucht, niemals! Ich habe immer alles allein geschafft!«
    Ganz stimmte das nicht - zumindest nicht, was Magie anging. Aber was machte das jetzt schon aus?
    Er war seinen Feinden entkommen, die ihn töten wollten.
    Er mußte seinen Gegenschlag planen.
    Töte sie, oder sie töten dich. Finde sie, oder sie werden dich finden. Sei schneller und überlebe!
    »Aber sie sind doch meine Freunde«, murmelte er, versuchte verzweifelt, sich daran zu erinnern.
    Schon lange nicht mehr. Nie mehr… nie wieder…
    Du hast nur noch einen einzigen Freund: MICH!
    ***
    »Und ich werde auch dein letzter Freund sein«, murmelte Lucifuge Rofocale zufrieden. Alles verlief so, wie er es sich wünschte. Es funktionierte; er hatte Kontrolle über Ombre. Es war ihm gelungen, ihn nach seinem Willen zu steuern.
    Er konnte, wenn er es wollte, durch Ombres Augen sehen!
    Besser, als es ihm jemals bei Calderone möglich gewesen war. Ombre war ein viel besseres Medium.
    Woran das lag, wußte Lucifuge Rofocale nicht. Er konnte nur spekulieren. Übte Stygia zu starken Einfluß auf Calderone aus, so daß dieser dem

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