0658 - Was Turro mit den Mädchen machte
gemütlich wirkende Konstabler nickte. »Ich habe in der fraglichen Nacht dort noch etwas am Himmel gesehen, Gentlemen. Und zwar ein Gesicht.«
Wir blickten ihn an, lachten nicht, schauten nur, sodass er sich zu einer Erklärung veranlasst fühlen musste.
»Nun ja, das war kein menschliches Gesicht, mehr ein Umriss in den Wolken, verstehen Sie? Aber ich erkannte die typischen Merkmale. Da waren die Augen, die Nase und der Mund.«
»Haben Sie als Einziger das Gesicht gesehen?«
»Ja, Inspektor. Jedenfalls habe ich mit keinem Menschen über meine Entdeckung gesprochen und weiß deshalb nicht, ob auch anderen das Gesicht aufgefallen ist.«
»Es hatte also menschliche Züge.«
»Sicher.« Er nickte heftig. »Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass es aus einem festen Material bestand. Es war eben anders, wie Nebel, aber zu erkennen.«
»Und sehr groß, nicht?«
»Sicher.« Ben Hirschfeld lächelte. »Wissen Sie, ich bin nur froh, dass Sie mich nicht auslachen.«
»Warum sollten wir?«, fragte ich.
»Die meisten Leute halten mich doch für einen Spinner, wenn ich denen das erzähle.«
Ich winkte ab. »Wissen Sie, Mr. Hirschfeld, man hat uns nicht umsonst mit diesem rätselhaften Fall beauftragt. Wir sind gewissermaßen Spezialisten.«
»Die werden Sie auch weiterhin bleiben müssen. Denn wie diese Frau ums Leben kam, ist einfach grauenhaft gewesen. Die Arme muss in der Erde verbrannt sein, sie steckte ja im Boden.« Er schüttelte sich.
»Dann werden wir mal zu dem Ort hinfahren, wo Ihnen dieser Schrecken begegnete, Mr. Hirschfeld. Steigen Sie ein.«
»Gut, nehmen wir Ihren Wagen.«
Er klemmte sich in den Fond, während ich das Steuer übernahm. »Der Nebel ist eigentlich immer da. Hier ist es einfach zu feucht. Wir können froh sein, dass er nicht so dicht ist. Man kann noch relativ gut sehen, glaube ich.«
Wir ließen Lakehurst hinter uns. Der Ort war umgeben von Wiesen und auch morastigen Stellen, die schließlich dort endeten, wo die kleinen Seen oder Teiche begannen. Da gab es kaum Zufahrten, und wenn, dann nicht mehr als feuchte Pfade. Der Rover hatte Mühe, seinen Weg zu finden, und schließlich riet uns der Kollege, anzuhalten.
»Es ist besser, sonst stecken wir noch fest.«
Wir stiegen aus.
Kühle umgab uns. Durch sie trieb der dünne Dunst. Der Himmel zeigte sich klarer, wir konnten mehr Sterne zählen und der Halbmond sah so aus, als bestünde er aus Kristall.
»Ich gehe mal vor«, sagte Hirschfeld, »sonst verlaufen Sie sich noch.«
Wir mussten über seine Besorgnis lächeln. Besser so als umgekehrt. Die Lichter von Lakehurst schimmerten längst nicht mehr so klar. Durch die schwebenden Dunstschwaden wirkten sie wie verschwimmende Tupfer in der Dunkelheit.
»Es ist nicht mehr weit.« Hirschfeld nickte und ging vor. Wir schritten hinter ihm her. Von der Ferne musste es aussehen, als bewegten sich drei Schattenrisse durch den Dunst.
Nach einem Fußmarsch von etwa fünf Minuten blieb der Mann stehen. »Hier ist es gewesen.« Er deutete auf ein Kreidekreuz auf dem Boden. »Genau hier.«
Viel war nicht zu sehen. In der Nähe wuchsen einige Weiden. Sie standen sehr dicht zusammen, sodass sie schon so etwas wie eine natürliche Mauer bildeten.
Hirschfeld bückte sich. Der Arm hatte er dabei ausgestreckt. »Da ist die verbrannte Stelle.«
Die sahen wir erst, als wir unsere Leuchten eingeschaltet hatten und von zwei verschiedenen Richtungen hinstrahlten.
Die Schwärze fiel auf. Es mussten Aschereste sein, die sich dort verteilt hatten.
Als ich mich bückte, traten Suko und Hirschfeld zurück. Ich kam nicht dazu, die Stelle genauer zu untersuchen, denn etwas lenkte mich ab. Auf meiner Brust, und zwar dort, wo das Kreuz die Haut berührte, spürte ich den Kältestoß.
Ich saß starr, was Suko sofort auffiel. »Hast du was?«
»Nein oder ja. Es hängt mit meinem Kreuz zusammen. Es hat sich gemeldet.«
»Wieso?«
»Keine Wärme, sondern Kälte.«
Er schaute mich ungläubig an, als ich mich wieder hochstemmte und ihn anschaute.
»Kalt?«
»Ja, kühl.«
»Und was willst du machen?«
»Halt mal die Lampe.«
Ben Hirschfeld schaute staunend zu, als ich die Kette über den Kopf streifte und schließlich das Kreuz aus dem Ausschnitt zog. Ich ließ es in meine Handfläche gleiten, wo es auch liegen blieb und von Sukos Lampe angeleuchtet wurde.
»Das gibt's doch nicht«, flüsterte er. »Dein - dein Kreuz frisst ja das Licht.«
Er hatte Recht. Das Licht wurde von meinem Talisman
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