0658 - Was Turro mit den Mädchen machte
angenommen hatten.
Andy Gere beobachtete die beiden unterschiedlichen Flüssigkeiten sehr genau, aber auch kopfschüttelnd. Einmal unterbrach er die Bewegung, um zu nicken. »Es stimmt nicht, es ist alles normal«, flüsterte er auf die brodelnde Masse starrend. »Dein Blut und das meine passen nicht zusammen. Weißt du, was das bedeutet?«
»Ich kann es mir denken.«
»Du bist tatsächlich ein Mensch, kein Schwarzblüter. Aber du weißt sehr gut Bescheid, Glenda. Das habe ich nicht vergessen.« Er hatte ein wenig von seiner ursprünglichen Sicherheit verloren und zeigte eine gewisse Irritation, die sich auch in einer lauernd gestellten Frage niederschlug. »Wieso bist du so gut informiert? Darauf hast du mir noch immer keine Antwort gegeben.«
»Ich weiß es eben«, erklärte Glenda trotzig.
Gere starrte sie an. Es war nicht zu sehen, welche Gedanken sich hinter seiner Stirn abspielte. »Das reicht mir nicht, wie du dir vorstellen kannst.«
Glenda hob die Schultern. »Vielleicht habe ich mich mit diesem Thema beschäftigt.«
»Nein, daran geht man zu Grunde. Gerade Menschen wie du schaffen es nicht. Dich muss ein anderes Geheimnis umwehen, das ich lüften werde. Du kannst es dir aussuchen, ob du freiwillig oder unter der Folter reden willst.«
»Schon gut«, flüsterte Glenda. »Ich will es Ihnen sagen. Ich arbeite nicht nur bei Scotland Yard, sondern auch ein Bekannter, und der hat mir die Sachen erzählt.«
Gere lachte spöttisch. »Unsere kleine Bullen-Nutte hat einen Bullen zum Freund. Wer hätte das gedacht? Aber nicht jeder beim Yard ist über gewisse Vorgänge informiert, die sich in anderen Welten abspielen. Ihr aber seid es, und das macht mich jetzt noch misstrauischer als zuvor.«
Sie räusperte sich. »Unsere Firma ist sehr komplex. Wir beschäftigen uns nicht nur mit normalen Verbrechern, wir schauen auch mal hinter die Wände.«
»Und da habt ihr vom Spuk erfahren?«
»So ist es.«
Andy Gere schüttelte den Kopf. »Ich glaube dir trotzdem nicht. Nein, ich will es nicht glauben. Da stimmt was nicht. Einiges ist da faul, meine Liebe.«
»Ich kann nichts weiter sagen…«
»Aber, du bist mit deinem Bullen-Freund nicht allein informiert!«, unterbrach er sie scharf.
»Das stimmt.«
»Wer noch?«
»Außer diesem angesprochenen John Sinclair ist da noch Inspektor Suko.«
Gere regte sich nicht. Nur die Augen hatte er etwas verengt. »Sinclair und Suko…« Er lachte plötzlich. »Natürlich kenne ich die beiden, ich habe von ihnen gehört. Selbst in der Welt der Schatten spricht man davon. Nennt man ihn nicht den Geisterjäger?«
»Das ist sein Spitzname.«
»Und du bist bekannt mit ihm?«
Gere öffnete den Mund und ließ seine Zunge sehen. »Du arbeitest für ihn?« Plötzlich leuchteten seine Augen. »Wie interessant.« Er schlug die Hände vor Begeisterung zusammen. »Das hätte ich mir nie träumen lassen, einmal seine Sekretärin in meine Gewalt zu bekommen. Ich glaube, dass dies vieles ändert.«
»Für mich?«
»Nein, nicht direkt, denn du wirst sterben. Daran führt kein Weg vorbei. Ich werde dich töten, denn ich bin Turro, der Mädchenjäger.«
»Was?« Sie beugte sich vor. »Wer sind Sie?«
»Der Mädchenjäger. Ein Dämon, der einmal Angst und Schrecken verbreitet hat. Ich kehrte zurück, ich suchte mir einen Körper aus, der mir und auch den Frauen gefallen würde. Und ich habe mich tatsächlich nicht geirrt, meine Liebe.«
Glenda begriff, wie es abgelaufen war. Turros Seele hatte die Welt des Spuks verlassen und sich eine neue Existenz gesucht, um das Grauen wieder beginnen zu lassen.
Während seiner Erklärung hatte sich Andy Gere erhoben. Er stand ihr jetzt gegenüber, legte den Kopf zurück und öffnete den Mund. Würgende Geräusche drangen daraus hervor, und über die Lippen quoll plötzlich eine dunkelgraue Wolke, die, kaum dass sie den Mund des Mannes verlassen hatte, damit begann, Gestalt anzunehmen…
***
Es stach in mein Inneres wie mit einer spitzen Nadel!
Glenda Perkins also. Sie in den Klauen des Dämons, der es geschafft hatte, der Welt des Spuks zu entfliehen. Allein die Tatsache war kaum zu verkraften und ich spürte, wie die Furcht in ihr hochkroch wie eine widerliche klebrige Masse, die von meinem gesamten Körper Besitz ergriff und mir das dumpfe Gefühl gab.
Der Spuk hatte natürlich bemerkt, was in ihr vorging. Er ließ mir auch Zeit, bevor er fragte:
»Glaubst du mir nicht?«
»Ich möchte es dir nicht glauben«, stieß ich hervor.
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