0658 - Was Turro mit den Mädchen machte
Hause anzurufen. Das tat sie nicht. Außerdem kann ich ihr nichts verbieten. Sie ist eine moderne Frau, dazu nicht gebunden und würde gewisse Heimlichkeiten nicht akzeptieren. Das ist alles, was ich dir zu diesem Thema sagen kann.«
»Dein Problem, John. Damit musst du dich beschäftigen. Mich tangiert es nicht einmal am Rande.«
»Sei froh.«
»Was hast du vor?«
»Ich schlage mir den Abend um die Ohren. Vielleicht sieht die Welt morgen anders aus.«
»Das hoffe ich für uns alle. Ein mieses Betriebsklima verdirbt so manches.«
»Stimmt genau.«
Auch wir verschwanden. Glenda war sauer auf mich, daran konnte ich nichts ändern. Hätte ich allerdings geahnt, was ihr bevorstand, hätte ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihr zu helfen. So aber schlitterte sie in ihr Verderben…
***
Die ist zu!, dachte Glenda Perkins, als sie den harten Klang hörte, mit dem die Tür ins Schloss gefallen war. Das hatte einfach mal raus gemusst. Sie konnte ihren Frust nicht immer in sich hineinfressen, obwohl sie zugeben musste, dass John - ebenso wie sie - erwachsen war und tun und lassen konnte, was er wollte.
Aber hier ging es um Dinge, die man einfach anders sehen musste. An Jane Collins hatte sie sich gewöhnt, es gab sogar eine Freundschaft zwischen ihnen, doch weitere Frauen wollte sie nicht akzeptieren, obwohl sie nicht genau wusste, ob John Sinclair und diese Jessica Long etwas miteinander gehabt hatten. Sie verließ sich da mehr auf ihr Gefühl, das allerdings riet zu Vorsicht und Misstrauen.
Mit einigen Kollegen fuhr sie nach unten. Glenda sprach als Einzige nicht und gab auch keine Antwort, als sie angesprochen wurde. Mit einem nahezu stoischen Gesichtsausdruck verließ sie den Lift und durcheilte die Halle.
Erst im Freien kam sie wieder zu sich. Es mochte an dem kühlen Wind liegen, der durch Londons Straßenschluchten wehte, dass sie wieder klarer dachte und sich im Prinzip eine Närrin schalt, so reagiert zu haben. Das kam ihr selbst überzogen vor, aber davon abgesehen, hatte es schon etwas für sich.
Sie wollte John schmoren lassen, sie wollte ihm einfach zeigen, dass sie sauer auf ihn war. Das sollte er spüren, daran ging kein Weg vorbei.
Glenda fuhr mit der U-Bahn nach Hause. Normalerweise ließ sie sich im Strom der Menschen mittreiben und in den Wagen drängen. Das wollte sie an diesem Abend nicht.
Sie fühlte sich aufgeputscht, als würde kein Blut durch ihre Adern rinnen, sondern Sekt. Glenda befand sich in einer Stimmung, wo sie einfach etwas unternehmen musste. Einen Schluck trinken, mit einem Bekannten reden, möglicherweise sogar tanzen. Außerdem stand das Wochenende vor der Tür. Freitags dachten die Menschen eben anders als an einem Sonntagabend.
Einen Tag zuvor hatte es noch gestürmt. Der erste wilde Vorbote des herannahenden Herbstes. Jetzt wehte der Wind zwar noch, doch von einem Sturm konnte nicht mehr gesprochen werden. Dafür spielten sich die unheimlichen Szenen am Himmel ab, wo die Wolkenberge wie eine Herde über das Firmament getrieben wurden.
Glenda kannte in der Nähe einige Lokale, wo sie auch als Frau hineingehen konnte. Da war sie sicher, nicht auf eine plumpe Art und Weise angemacht zu werden. Man traf immer nette Menschen, es machte einfach Spaß.
Ein Lokal hieß Breakdance. Als dieser Tanz vor einigen Jahren modern gewesen war, war das Etablissement absolut in. Breakdance war out, der Name des Lokals geblieben sowie ein Teil der Inneneinrichtung, denn man hatte die Tanzfläche zur Hälfte gelassen. Auf ihr verteilten sich noch einige Hindernisse, über die die Tänzer damals mit artistisch anmutenden Bewegungen hinweggehüpft waren.
Die andere Hälfte war mit kleinen Tischen und schmalen Stühlen voll gestellt worden.
Die Glitzertheke, wo sich glänzendes Metall und Leuchtstoffröhren abwechselten, war voll. In die zweite oder dritte Reihe wollte Glenda sich nicht stellen, deshalb suchte sie sich den Tisch aus, an dem nur ein Stuhl stand.
Sie war umgeben von Gästen, die eifrig diskutieren, lachten oder mal einen Witz rissen.
Dann wurden ihre Augen groß, denn aus dem Hintergrund des Lokals, wo es zu den Toiletten ging und in einem Regal die Hi-Fi-Anlage stand, löste sich ein Mann, den sie kannte.
Es war Bill Conolly; John Sinclairs ältester Freund. Zuerst sah er Glenda nicht, er ging zu einem anderen Tisch, wo mehrere Männer saßen, dann aber fiel sein Blick auf sie.
Zum ersten Mal an diesem Tag musste Glenda heftig lachen, denn Bills Gesicht sah
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