0659 - Das Bio-Programm
seinem Haus. Schon nach kurzer Zeit hatte er sein Ziel erreicht. Er parkte seine Maschine auf dem Dach des waffentechnischen Instituts der Universität von Aercto-Tanam.
Der Tag neigte sich bereits seinem Ende zu. Nur noch wenige Flugkapseln standen auf dem Dach.
Alcra-Ton war allein in der Ausrüstungskammer. Sie sprang auf, als sie ihn sah, und eilte ihm freudestrahlend entgegen.
„Du hast dich lange nicht blicken lassen", sagte sie mit mildem Vorwurf.
„Du weißt, was geschehen ist?"
„Natürlich. Es tut mir leid."
„In Zukunft werde ich wieder mehr Zeit für dich haben", versprach er.
„Das will ich hoffen", entgegnete sie. „Was kann ich für dich tun?"
„Ich benötige Ausrüstungsmaterial", sagte er und zog seine Hülle aus der Tasche. Als er sie öffnete, nahm sie das Blatt heraus, das darin lag. Sie las die Liste durch, die er aufgestellt hatte, und blickte schließlich auf.
„Was willst du mit Antimaterie?" fragte sie.
„Kann ich sie haben?"
„Ich darf dir keine Antimaterie geben, wenn du keine Sondergenehmigung hast."
Er verzog das Gesicht.
„Du bist verrückt", sagte er verblüfft. „Seit wann benötige ich eine Sondergenehmigung, um ein bißchen Antimaterie zu bekommen?"
„Das sind neue Bestimmungen, die seit zwei Tagen gelten. Du solltest es doch eigentlich wissen."
Er lachte.
„Würdest du einem Mann wie Roctin-Par auch Antimaterie verweigern?"
„Aber selbstverständlich", entgegnete sie. „Bestimmungen, die nicht für alle gelten, taugen nichts. Dir wird es doch nicht schwerfallen, die Genehmigung zu erhalten. Du brauchst nur zum Rektor zu gehen. Er wird sie dir ausstellen und vom Institutsleiter gegenzeichnen lassen."
Ivec-Tanhor schwindelte. Die Schmerzen setzten wieder ein.
Das Blut pochte ihm in den Schläfen.
Selbst ihn würde man fragen, was er mit der Antimaterie wollte.
Er wußte, wie peinlich genau man sich an die Bestimmungen hielt.
Damit war sein ganzer Plan in Gefahr. Nein - er war sogar unmöglich geworden. Wenn er sich unter so auffälligen Umständen die alles entscheidende Waffe zusammenbauen mußte, dann würde seine Aktivität den Ermittlungsbehörden sehr schnell auffallen.
„Was ist mit dir?" fragte das schöne Mädchen.
Ivec-Tanhor stöhnte. Er schloß die Augen. Für einen kurzen Moment schwankte er, dann fuhren seine Hände vor, packten Alcra-Ton an der Kehle und würgten sie.
Entsetzt trommelte sie ihm die Fäuste ins Gesicht, ohne allerdings etwas ausrichten zu können. Sie zerkratzte seine Hände und versuchte, seine Finger auseinanderzureißen, aber auch das half ihr nichts.
Da ließ sie sich in letzter Not zu Boden fallen. Der Griff lockerte sich, und sie konnte sich befreien. Keuchend rollte sie von ihm weg, sprang auf und rannte auf den Ausgang zu. Doch Ivec-Tanhor holte sie schnell ein. Er schlug ihr brutal die Faust gegen den Schädel. Sie brach betäubt zusammen. Er warf sich auf sie und würgte sie, bis sie tot war.
Danach schleifte er die Tote zu einem Schrank, um sie darin zu verstecken. Er nahm ihr einige Kodegeber aus der Tasche und eilte zu den Aufbewahrungsschränken. Mit wenigen, sicheren Schaltungen öffnete er sie, nahm einen Behälter mit Antimaterie heraus und verschloß sie wieder. Er war sich dessen sicher, daß niemand die Antimaterie orten würde, da sie sich in einer Masse befand, die sie vollkommen abschirmte.
An der Ausgangstür blieb er stehen und blickte sich um.
Sorgfältig holte er sich jeden Schritt, den er getan, in die Erinnerung zurück, um auf diese Weise zu überprüfen, ob und wo er Spuren hinterlassen hatte.
Dann horchte er. Erst als er keine verdächtigen Geräusche wahrnahm, verließ er den Raum. Niemand befand sich auf dem Gang davor.
Ivec Tanhor schwebte auf einer Energiescheibe in einer Röhre bis zum Parkdach hinauf. Als er es betreten wollte, kam ihm ein Mann entgegen. Er kannte ihn.
Es war ein Physiker, der an dieser Universität unterrichtete.
Panikartig floh der Mörder zu einer Nische. Er preßte sich an die Wand und wartete. Schritte näherten sich der Liftröhre, der Physiker hustete und schien sich noch nicht entschließen zu können, nach unten zu fahren. Ivec-Tanhor wagte es nicht, sich aus seinem Versteck zu lösen. Er war bereit, einen weiteren Mord zu begehen, falls der Wissenschaftler ihn entdecken sollte.
Wieder überfiel ihn uferloser Haß. Auch dieser Mann hatte in seinen Augen den Tod verdient, arbeitete er doch für eine Organisation, die dem großen Volk der Laren
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