0659 - Das Bio-Programm
und belastete seinen Organismus. Er konnte kaum noch klar denken.
Er wußte, daß er etwas unternehmen mußte. Jetzt durfte er keine Zeit mehr verschenken. Es galt, schnell und konsequent zu handeln.
Wenn die Terraner eine Waffe gegen die Raumschiffe der Laren besaßen, dann mußte sie sich an Bord der MARCO POLO befinden.
Er setzte sich in seinen Gleiter und startete. Die Kapsel raste mit hoher Geschwindigkeit aus der Stadt heraus und näherte sich dem Kugelraumschiff, das zweieinhalb Kilometer in die Höhe ragte.
In weitem Bogen umflog der Provconer den Giganten.
Er war der Freund und Vertraute von Roctin-Par. Als solcher mußte es ihm gelingen, an Bord zu kommen.
„Die beste Möglichkeit, die Terraner und den Widerstand zugleich zu vernichten, wäre das Schiff in die Luft zu jagen", sagte er laut. „Wenn es mir gelänge, eine Antimaterie-Bombe an Bord zu bringen und zu zünden, wäre alles sehr schnell vorbei."
Er berauschte sich an diesem Gedanken.
Wenn ein solches Raumschiff in unmittelbarer Nähe einer Stadt mit fünfzehn Millionen Einwohnern explodierte, war die Zerstörung schlimm genug. Wenn er es richtig anstellte, konnte aber der Untergang der MARCO POLO gleichbedeutend mit dem Ende des gesamten Kontinents sein. Vielleicht konnte man mit einer solchen Energieeruption sogar den ganzen Planeten aus dem Gleichgewicht bringen.
Ivec-Tanhor kehrte nach Aercto-Tanam zurück. Er landete vor seinem Haus, das ganz in der Nähe des Gebäudes stand, in dem sein Vater gewohnt hatte. In den Kellerräumen befand sich ein umfangreiches Laboratorium, in dem Ivec-Tanhor an waffentechnischen Fragen gearbeitet hatte. Die Aufträge dazu waren von Roctin-Par gekommen.
Wieder drohten ihn die Haßgefühle gegen die Terraner und die Aufständischen zu überwältigen, aber diesmal zwang er sich zur Ruhe. Er kämpfte alle Emotionen nieder und konzentrierte sich ganz auf die Aufgabe, in möglichst kurzer Zeit eine Bombe zu bauen, mit der sich ein Koloß wie die MARCO POLO zerfetzen ließ. Er lächelte verächtlich, als er an Irsac-Rar dachte, der zu dieser Stunde zusammen mit dem dunkelhäutigen Terraner versuchte, einen Mordfall aufzuklären.
In wenigen Tagen schon würde sich niemand mehr mit dieser Angelegenheit beschäftigen. Aercto-Tanam würde von der Oberfläche von Prov-III verschwunden sein.
Nachdem er die wichtigsten Bauteile, die ihm jetzt schon zur Verfügung standen, zusammengesucht hatte, begann er mit der Arbeit an der Bombe. Er schätzte, daß er zwei bis drei Tage benötigen würde, bis er zuschlagen konnte.
Darüber, wie er in die MARCO POLO kommen konnte, machte er sich keinerlei Sorgen. An der Seite von Roctin-Par konnte er das Schiff jederzeit betreten. Keiner der Terraner würde es wagen, ihn abzuweisen, galt er doch als einer der zuverlässigsten und wichtigsten Mitarbeiter von Roctin-Par.
Er gab einen lauten Seufzer des Wohlbehagens von sich, als er daran dachte, was der Mausbiber gesagt hatte. Ihm war parapsychisch nicht beizukommen. Damit hatte der Mausbiber natürlich gemeint, daß niemand seine Gedanken telepathisch kontrollieren konnte. Nichts Besseres hätte ihm passieren können.
Die Arbeit ging ihm schnell von der Hand. Der Kern der Bombe nahm bald Gestalt an. Sie würde nicht viel größer werden als eine Männerfaust, aber soviel Antimaterie enthalten, daß die MARCO POLO zu Staub zerblasen werden würde.
Ivec-Tanhor machte sich keine Sorgen darüber, wie er sich die Antimaterie beschaffen sollte. Für ihn als namhaften Wissenschaftler und führenden Widerstandskämpfer gab es in dieser Hinsicht keine ernsthaften Probleme.
Als er die Vorarbeiten abgeschlossen hatte, waren mehrere Stunden vergangen. Erschöpft legte er eine Pause ein. Er ging in seine Hygienekabine und ließ sich von Strahlenschauern und Wechselbädern wieder in Form bringen. Danach ruhte er einige Stunden auf einem Energiebett. Er schlief nicht, sondern beschäftigte sich ständig mit seinem Attentatsplan. Schließlich sah er ein, daß er nicht alle Fakten berücksichtigen konnte, sondern positronische Unterstützung zur Hilfe nehmen mußte.
Er erhob sich und gab alle Daten, die ihm in den Sinn kamen, in seinen Computer.
Zu Beginn dieser Arbeit machte er einen Test. Er gab seinen Plan ein und ließ die Erfolgschancen berechnen. Dabei kam er auf eine Erfolgsquote von nur 18,3 Prozent!
Zum erstenmal wurde ihm bewußt, daß er die Terraner unterschätzt hatte. Er durfte nicht leichtsinnig sein, sondern mußte jeden
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