066 - Marionetten des Satans
herum. „Hierher, Gargantua!“ rief Bobby.
Wieder schnüffelte der Hund. Dann zitterte er plötzlich und begann zu bellen.
„Komm, Gargantua!“ rief Bobby noch einmal, aber der Hund rührte sich nicht. Das Bellen klang immer wütender.
„Was ist denn los, Gargantua?“
Bobby blickte zu Julie hoch. „Was hat er denn, Mama? So hat er noch nie gebellt.“
Er rannte aus dem Haus, lief zu Gargantua und wollte ihn streicheln, aber der Hund sträubte sich, rannte ein paar Meter davon und blieb dann wieder zitternd und bellend stehen. Bobby sah ihm entgeistert nach.
„Laß nur, Liebling“, sagte Julie, die ihrem Sohn gefolgt war. „Hier ist eben noch alles fremd für ihn. Er muß sich erst daran gewöhnen. Laß ihn eine Weile allein.“
Aber in ihrem Innern hörte sie ein seltsames Klicken, wie das Ticken einer Uhr. Und sie fühlte Unbehagen in sich hochsteigen. Langsam kehrte sie mit Bobby ins Haus zurück.
„So, und jetzt öffnen wir alle Fenster“, sagte sie dann resolut. Plötzlich hatte auch sie festgestellt, daß der Geruch der Blumen unangenehm war.
Langsam durchdrang die frische Luft den Raum. Bobby und Tom liefen durchs Haus und stöberten in allen Ecken herum. Als sie den Kamin untersuchten, fragte Bobby: „Funktioniert er? Kann man darin wirklich Feuer machen?“
„Ja“, sagte Julie. „Und das wird im Winter sehr schön sein.“
„Da, sieh, Tom! Die komische Treppe!“ Die beiden Jungen stürmten die enge Wendeltreppe hinauf und hörten nicht auf Julies Warnung. Sie verschwanden in den Schlafzimmern. Julie blickte Mike an und zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern.
„Wie gefällt es dir, Bobby?“ rief sie hinauf.
„Toll, Mama! Wo werde ich schlafen?“
„In dem Raum über dem Arbeitszimmer. Mein Schlafzimmer liegt gleich rechts daneben. Nun …“ Sie wandte sich Mike zu. „Was hältst du davon? War es ein Fehler von mir, hierherzuziehen?“
„Aber nein, Julie. Es ist hübsch hier. Du hast es wirklich gut getroffen. Ich weiß nicht, ob ich das auch von mir behaupten kann.“
„Wie soll ich das verstehen?“
„Nun – das Theater ist nahe, und damit ist auch dieser Davilla für meine Begriffe zu nahe bei dir …“
Das Schrillen der Hausglocke unterbrach ihn.
„Die Möbelpacker!“ rief Julie. Sie lief aus dem Haus und zum Schmiedeeisentor. Dabei warf sie einen Blick auf Gargantua, der einsam zehn Schritte vom Haus entfernt lag. Ein Stich fuhr durch ihre Brust, aber sie vergaß ihn sofort wieder, als sie die beiden schwerbepackten Männer sah. Sie ließ sie ein.
Kisten, Koffer und Taschen waren nach einer guten Stunde abgeladen.
Sie arbeiteten den ganzen Nachmittag, und als die Dämmerung einbrach, trug das Haus bereits den Stempel von Julies Persönlichkeit. Sie nahm erschöpft in einem Sessel Platz und von draußen klang klagendes Bellen herein.
„So, das war genug für heute“, sagte Mike. „Der Hund hat recht, wir hören auf. Ich besorge uns etwas zu essen.“
Julie schickte die Kinder nach oben, damit sie sich vor dem Essen die Hände wuschen. Gargantua bellte noch immer. Julie ging mit gemischten Gefühlen in die Küche und öffnete eine Dose Hundefutter. Dann rief sie an der Haustür nach Gargantua – einmal, zweimal.
Nur widerstrebend näherte sich der Hund dem Haus. Vorsichtig trat er über die Schwelle und blieb wieder stehen. Und trotz des Futtergeruchs war er nicht dazu zu bewegen, ins Haus zu kommen. Julie streichelte ihn, sprach ihm gut zu, aber er rührte sich nicht. Da stellte sie den Freßnapf vor die Tür, und Gargantua stürzte sich sofort gierig auf das Futter.
Julie kehrte ins Wohnzimmer zurück. Sie war todmüde und beschloß, morgen über die Dinge nachzudenken, die sie verwirrten. Am liebsten hätte sie sich, so wie sie war, auf das Sofa geworfen und ein paar Sandwiches in sich hineingestopft. Aber dann riß sie sich zusammen. Sie wollte den ersten Abend im neuen Heim etwas feierlicher gestalten.
Sie wühlte in einer Kiste, bis sie ein buntes Tischtuch fand, dann kramte sie ihr gutes Geschirr und das Silberbesteck hervor. In die Mitte des Tisches stellte sie einen silbernen Kerzenleuchter.
Als Mike zurückkam, saßen die Jungen bereits am Tisch, und die Kerzenflammen warfen geheimnisvolle Schatten in den Raum, in dem eine warme, gemütliche Atmosphäre herrschte.
Nach der Mahlzeit saßen Julie und Mike am Tisch und tranken Kaffee. Die Jungen waren mit Bettzeug nach oben gegangen, um die Betten zu machen. Als sie die
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