066 - Marionetten des Satans
Wohnzimmer betrat, und sah die Schatten unter ihren Augen.
„Du siehst ziemlich erschöpft aus, Julie. Soll ich gehen?“
„Ich glaube, es wäre besser. Ich könnte jetzt vierzig Stunden Schlaf gebrauchen.“
„Geht es dir auch gut? Du machst dir doch hoffentlich keine Gedanken mehr.“
„Nein, natürlich nicht.“
„Gut, dann werde ich also verschwinden.“ Widerstrebend erhob er sich und griff nach seiner Jacke, als es plötzlich an der Tür klopfte.
Julie zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür. Lou Davilla stand vor ihr.
„Oh, Mr. Davilla …“
„Ich weiß, ich hätte nicht kommen sollen, ohne vorher anzurufen, aber ich sah das Licht, und da dachte ich, ich könnte Sie willkommen heißen.“ Er reichte Julie eine Flasche Champagner.
„Wie reizend von Ihnen! Mike …“ Sie wandte sich um. „Das ist Mr. Davilla. Und das ist Mike Abel.“ Sie blickte wieder Davilla an. „Ein alter und sehr lieber Freund.“
„Es tut mir leid. Ich wußte nicht, daß Sie Besuch haben. Ich möchte nicht stören.“
„Oh, bitte, bleiben Sie. Mike wollte gerade gehen. Er hat mir beim Umzug geholfen, und wir sind beide ziemlich müde.“
„Nun, in diesem Fall werde ich wohl besser …“
„Nein, kommen Sie nur herein.“
Davilla trat ins Wohnzimmer und reichte Mike die Hand.
„Ich glaube, ich kenne Sie, Mr. Abel. Waren Sie nicht in der Agentur, als ich Julie sozusagen entdeckte?“
Julie spürte, daß diese leicht hingeworfenen Worte eine Kampfansage bedeuteten, und sie sah, wie Mike zusammenzuckte, als Davilla ihren Vornamen aussprach.
„Das stimmt“, sagte Mike frostig.
„Sie sind ein glücklicher Mann, weil Sie Julie schon so lange kennen.“
„Ich nehme es an.“
„Oh …“, lenkte Julie ein. „Warum setzen wir uns denn nicht? Mike – Mr. Davilla …“
Mike setzte sich ärgerlich in eine Ecke des Sofas, Davilla nahm im Schaukelstuhl Platz, und Julie benützte einen Hocker. Kühles Schweigen hing im Raum, aber nur für einen Augenblick.
„Ich ermahnte zwar Norsea, hier sorgfältig sauberzumachen“, sagte Davilla. „Aber ich glaube, ich muß sie doch rügen.“
„Warum?“ fragte Julie. „Sie hat alles sehr ordentlich gemacht.“
Davilla stand auf, ging zu ihr und nahm eine Feder von ihrem Kopftuch.
„Da. Und Sie, Mr. Abel, haben auch eine Feder am Sakko.“
„Oh, das … Mein Sohn und sein Freund spielten oben mit einem Kissen, und da platzte es, und …“
„Ein hübsches Haus, Mr. Davilla. Julie hat wirklich Glück.“
Julie fuhr herum. Es war sonst nicht Mikes Art, jemanden so unhöflich zu unterbrechen. Aber als sie ihn ansah, wußte sie, daß er es absichtlich getan hatte. Er wollte ihr damit zu verstehen geben, daß sie den Vorfall mit dem Kleid verschweigen solle.
Julie fühlte, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Warum sollte sie nicht davon sprechen? Traute Mike Davilla nicht? Wenn das der Fall war, dann nahm Mike auch die Sache mit dem Kleid viel ernster, als er zugeben wollte.
„Wer nicht hier wohnen will, muß eigentlich ein Narr sein“, fuhr Mike fort. Davilla antwortete nicht. „Haben Sie früher dieses Haus als Lagerraum für Kulissen benutzt? Oder hat sich hier ein Kostümfundus befunden?“
„Nein, Mr. Abel“, erwiderte Lou Davilla langsam. „Ein Mieter wohnte hier … Aber das Haus stand jetzt lange leer.“
„Wer wohnte hier? Ein Mann oder eine Frau?“
Mikes Stimme klang beiläufig, aber er schien unmißverständlich Auskunft zu fordern. Es kam Julie vor, als würden sich bei dieser Frage Davillas Kinnmuskeln anspannen.
„Warum fragen Sie das, Mr. Abel?“
„Oh, aus keinem besonderen Grund. Ich war nur neugierig. Ich könnte mir vorstellen, daß es eine Frau war. All die Farben … Gelbe und orangefarbene Blumen entsprechen normalerweise nicht dem männlichen Geschmack.“
„Sie sind sehr scharfsinnig, Mr. Abel. Es war eine Frau.“
„Eine Schauspielerin – wie Julie? Trat sie in Ihrem Theater auf? War es ein ähnliches Arrangement wie mit Julie?“
„Ja – und nein.“
„Was heißt das?“
„Ja, sie war eine Schauspielerin. Aber sie trat nicht hier im Theater auf.“
„Eine bekannte Schauspielerin?“
„Ich glaube nicht.“
„Ist sie aus einem besonderen Grund von hier weggezogen?“
„Sie ist nicht weggezogen. Unglücklicherweise starb sie“, sagte Davilla.
Sie starb … Wieder hörte Julie das seltsame Klicken in ihrem Innern, und ihr Herz begann wild zu hämmern.
„Genug
Weitere Kostenlose Bücher