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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Loring
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Papier.
    Mike sah auf das hastige Gekritzel. Manche Worte waren verwischt, unleserlich.
    Ich sah sie … Ich weiß … Und jetzt gehen sie nach …
    In einer Zickzacklinie endeten die mit Bleistift geschriebenen Worte.
    Julia betrachtete noch einmal prüfend das Kissen.
    „Mike, die geplatzte Naht war mit ganz losen Stichen genäht. Sie mußte bei jeder etwas festeren Berührung platzen. Wer das Kissen zusammengenäht hat, muß das gewußt haben. Es ist, als ob …“
    „Als ob was?“
    „Ich weiß es nicht, Mike. Als ob es jemand so eingerichtet hätte, daß das Kissen reißt … Ach, zum Teufel, da läuft meine Phantasie schon wieder mit mir davon.“ Sie blickte Mike an, wartete auf sein belustigtes Lächeln, aber sein Gesicht blieb todernst.
    „Ich weiß nicht, was du dir da ausdenkst, Julie, aber ich stelle Überlegungen an. Und dabei stört mich etwas ganz gewaltig.“
    „Was?“
    „Vielleicht bilde ich mir auch zuviel ein, aber …“ Er machte eine kleine Pause. „Sieh mal – wenn jemand eingesperrt war und es ihm nicht gelang, eine Nachricht nach draußen zu schicken … Vielleicht hat er begonnen, das hier zu schreiben, in diesem Schlafzimmer, und dann hörte er jemanden kommen. Was würde er wohl als erstes tun?“
    „Den Zettel verstecken. Vielleicht hat die Gefangene schon vorher das Kissen so vorbereitet, daß sie gegebenenfalls das Kleid mit dem Zettel hineinstecken konnte. Und ihre Bewacher fanden sie dann vor, wie sie ganz unschuldig an dem Kissen nähte …“
    Mike sah sie überrascht an.
    „Wieso glaubst du, daß es eine Frau war?“
    „Nun, das Kleid – die Naht …“
    „Natürlich, du hast recht. Und dieses Kleid, die rote Farbe – das muß eine Bedeutung haben. Vielleicht eine geheime Botschaft … Aber welche?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Julie, halte das Kleid noch einmal hoch.“
    Sie hob das Kleid und hielt es auf Armeslänge von sich. Dann legte sie es an ihren Körper.
    „Geh mal ein paar Schritte.“
    „Ich weiß, es ist verrückt, Mike, aber da ist irgend etwas an dem Kleid …“
    „Du meinst, etwas Vertrautes. Das kommt mir auch so vor. Ich habe es schon mal gesehen … Eine Frau kommt eine Marmortreppe herab … Aber wo? Da ist irgend etwas im hintersten Winkel meines Gedächtnisses … Marmorstufen? Vielleicht in einem Theaterstück auf dem Broadway …“ Er dachte angestrengt nach.
    „Mike.“ Julie legte das Kleid auf einen Stuhl und kam zu ihm. „Ich fürchte mich.“
    Er führte sie zum Bett, und sie setzte sich.
    „Jetzt hör mal zu“, sagte er. „Wenn du dich fürchtest, hilft dir das gar nichts. Vielleicht hat dies alles etwas zu bedeuten, vielleicht auch nicht. Wir benehmen uns beide kindisch. Wir lassen einfach unserer Phantasie zu freien Lauf.“
    „Aber, Mike …“
    „Kein aber. Hier war ein Theater, und du weißt, wie melodramatisch Schauspieler manchmal sein können. Vielleicht hat irgendeiner mit dem Kissen und dem Kleid einen Jux gemacht. Vergessen wir es.“
    Mike begann ein Lied zu pfeifen und stopfte wieder Federn in das Kissen. Endlich, nach fast einer Stunde, war das Zimmer wieder sauber. Das Kleid steckte er in eine Papiertüte.
    „Die Abfalleimer stehen neben dem Gartentor, nicht wahr?“
    Julie hatte nichts dagegen, daß Mike das Kleid wegwerfen wollte.
    „Bring auf dem Rückweg die Kinder mit“, bat sie. „Es ist schon ziemlich spät.“
    Als Mike gegangen war, blickte sie aus dem Fenster in den Garten. Nachtschatten hingen zwischen den Bäumen. Ohne zu wissen, warum, sah sie zu dem Garderobenfenster an der Frönt des Theaters hinauf. War da ein Licht? Angst schoß wie ein Pfeil durch ihren Körper. Nein – es war alles dunkel. Sie schloß das Fenster und machte die Betten für die Kinder.
     

     
    Kurze Zeit später kamen Bobby und Tom die Treppe herauf. Bobby hielt den zappelnden Gargantua im Arm, der sich mit aller Gewalt sträubte, ins Haus zu kommen.
    „Er wollte nicht mit. Deshalb muß ich ihn tragen.“ Bobby setzte den Hund auf den Boden. Gargantua lief in eine Ecke und legte sich mit gespitzten Ohren hin.
    „Er muß sich eben erst eingewöhnen“, sagte Julie. Aber der Anblick des aufgeregten Tieres verstärkte noch ihre bange Furcht. Sie hoffte, die Kinder würden es nicht merken. „Geht jetzt ins Bett“, sagte sie und versuchte zu lächeln. „Ich komme später noch einmal herauf und sage euch gute Nacht.“
    Mike saß gedankenverloren im Schaukelstuhl. Er blickte auf, als Julie das

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