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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Loring
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sie die junge Schauspielerin vor sich, die über diese Treppe hinabgestürzt war. Oder vielleicht war sie hinabgestoßen worden? Vielleicht hatte sie hilflos aufgeschrien, sich gegen den Tod gewehrt, umsonst …
    „Mike, ich fürchte mich so“, sagte sie.
    „Dazu hast du keinen Grund. Was immer auch mit Katherine Wonderman geschehen ist, es betrifft dich nicht. Sicher, der Gedanke an diesen schrecklichen Unfall ist nicht angenehm, aber du wirst dich daran gewöhnen. Ich werde dir dabei helfen. Heute nacht werde ich bei dir bleiben.“
    Julie widersprach nicht. Sie wußte, es war unvermeidlich, daß sie und Mike sich in dieser Nacht lieben würden.
    Doch während Julie dies dachte, schien sich ein anderes Gesicht über sie zu beugen. Fordernde Lippen preßten sich auf die ihren. Ein verkrüppelter Fuß … O nein – nein. Ich will nicht.
    „Nein, Mike“, hörte sie sich mühsam sagen. „Es geht mir schon wieder gut. Ich darf eben nicht daran denken. Ich muß morgen frisch und ausgeruht für die Probe sein.“
    „Meinst du wirklich, daß du allein damit fertig wirst?“
    „Bestimmt.“
     

     
    Als sie sich von Mike verabschiedet hatte, ging sie durch den dunklen Garten zu Lou Davillas Haus. Sie blickte zu dem Garderobenfenster hinauf. Nichts – keine Vorhänge bewegten sich, kein Gesicht erschien. Und doch, das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden, verließ sie nicht.
    Sie beschleunigte ihre Schritte. Es war seltsam still im Garten. Nicht einmal die Grillen zirpten. Licht drang aus den Fenstern im Erdgeschoß von Lou Davillas Haus. Sie lief die wenigen Stufen hinauf und läutete.
    Schon nach wenigen Augenblicken öffnete sich die Tür, und Davilla stand vor ihr. Er trug einen Hausmantel und musterte sie überrascht und etwas schläfrig.
    „Oh – ich dachte nicht mehr, daß Sie noch kommen.“
    „Ich weiß, es ist schon sehr spät“, sagte Julie und verspürte wieder die widerstreitenden Gefühle, die sie stets in seiner Gegenwart überfielen. „Aber ich versprach Ihnen, die Fotos noch heute zu bringen, und …“
    „Das ist nett von Ihnen. Kommen Sie herein.“
    „Lieber nicht. Ich möchte morgen ausgeschlafen sein. Ich …“
    „Sind Sie aufgeregt wegen der Probe? Das ist doch Unsinn. Es ist sehr angenehm, mit mir zu arbeiten, das werden Sie noch feststellen.“ Er lächelte, und Julie fühlte sich von seinem Charme eingehüllt wie von einem warmen Mantel. Er legte den Arm um ihre Schultern und zog sie ins Haus. „Hier können wir wirklich nicht stehenbleiben. Das würde die Nachbarn schockieren.“
    Als sie durch die lange Halle ging und dann das Wohnzimmer betrat, schien es ihr, als würde sie in eine andere Zivilisation treten. Ein arabisches Zelt, Seidentapeten, Blumenduft … Ein riesiger Bronzekandelaber stand auf dem Fußboden, und außer dem flackernden Schein der sechs schwarzen Kerzen erhellte kein Licht den Raum. Der Kerzenschimmer warf tanzende Schatten auf ein Samtsofa und bequeme Stühle.
    „Nehmen Sie doch Platz“, sagte er. „Wie haben Sie den Tag verbracht?“ Er goß eine grünliche Flüssigkeit in ein kleines Glas, das er langsam zwischen seinen langen Fingern drehte. „War es schön?“
    Der Duft war überwältigend. Es kostete sie große Kraft, wach zu bleiben. Und sie wollte wach bleiben, weil sie Lou Davilla einige Fragen zu stellen hatte.
    „Sherman Picotte ist ein faszinierender Mann, nicht wahr?“
    „Ja, das ist er“, erwiderte Julie mühsam. „Mr. Davilla …“
    „Ja?“ Er hatte den fragenden Unterton in ihrer Stimme gehört. „Ich bat Sie doch, mich Lou zu nennen. Erinnern Sie sich nicht?“
    „Wer wohnte vor mir in dem kleinen Haus?“
    „Warum fragen Sie danach?“
    „Wir – wir sprachen heute nachmittag darüber.“
    „Ich verstehe.“
    „War es Katherine Wonderman?“
    Lou Davilla kam langsam auf sie zu und reichte ihr das Glas.
    „Ja, Julie.“
    „Und sie wurde – darin gefunden?“
    „Man hat Ihnen also davon erzählt. Ja, es stimmt.“
    „Sie stürzte die Treppe hinab?“ Julies Herz pochte immer heftiger. „War sie in irgendwelchen Schwierigkeiten – ich meine, nach der Aufführung von Hochzeitsglocken?“
    „Wie meinen Sie das? Schwierigkeiten?“
    „Ich meine, nun …“ Eine warnende Stimme klang in ihrem Inneren auf. Nicht weiter, Julie. Bis hierher und nicht weiter. Aber etwas trieb sie, weiterzureden. „Mir wurde erzählt, daß sie nach der Aufführung verschwand. Sie brachten das Stück heraus, Lou, und sie

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