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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Loring
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gehört.“ Er runzelte leicht die Stirn.
     

     

„Dieser Hexenzauber …“ Plötzlich lachte er laut auf.
    „Was hast du, Pic?“ fragte Mike.
    „Mir ist gerade etwas eingefallen.“
    „Was?“
    „Nun …“ Picotte faltete die Hände im Schoß. „Ich habe das noch niemandem erzählt. Ich glaube, ich war zu verwirrt und beschämt, um davon zu sprechen. Sag mal, Mike, glaubst du an Hexen, Dämonen und solches Zeug?“
    „Um Gottes willen, nein!“
    „Ihr jungen Leute habt immer so feste Überzeugungen. Ich bin mir da nicht so sicher. Vor vielen Jahren habe ich etwas Merkwürdiges erlebt. Nun, es muß schon vierzig Jahre her sein. Ich arbeitete als Kritiker für den Evening Graphic. Eines Abends war ich zu einer Party eingeladen, und der Gastgeber erzählte, daß er vor kurzem Haiti besucht habe. Dort sei die Verbrechensquote ziemlich niedrig. Und warum? Wenn jemand etwas gestohlen oder einen Gegner angegriffen hatte, dann brauchte man nicht die Polizei zu rufen. Man mußte nur einen toten Vogel vor die Tür des Feindes hängen oder irgendeine andere verzauberte Figur, und schon war dieser dem Untergang geweiht, denn ein Hexenfluch hatte ihn befallen.“
    Sherman stützte den Kopf in die Hände.
    „Damals hatte ich einen Rivalen beim Evening Graphic. Und ich trug mich mit dem Gedanken, einen Hexenfluch über ihn zu verhängen. Ich weiß, das klingt lächerlich. Aber damals redete ich mir ein, das Ganze sei nur ein grausamer Scherz. Ich entwendete meinen Patenkindern eine kleine Zelluloidpuppe und schrieb die Initialen meines Gegners auf den Bauch der Puppe. Um den Voodoo-Zauber zu vollenden, stach ich eine Nadel in das rechte Bein der Puppe, murmelte ein paar Mumbo-Jumbo-Zauberworte, die ich in einem Buch über Dämonismus gelesen hatte – und dann vergaß ich die ganze Sache wieder. Weißt du, Mike …“ Er senkte die Stimme. „Sogar heute bedrückt es mich noch. Eine Woche später hatte der Mann einen schweren Autounfall. Sein rechtes Bein mußte amputiert werden.“
    „Was für ein schrecklicher Zufall“, flüsterte Julie.
    „Zufall? Da bin ich nicht so sicher.“
    „Um Himmels willen, Pic, du glaubst doch nicht, daß du dafür verantwortlich warst“, sagte Mike.
    „Ich weiß es nicht, Mike. Je älter ich werde, desto näher stehen mir die Geheimnisse des Lebens und des Todes, desto weniger weiß ich, was ich glauben soll.“ Sein Gesicht verfiel sichtlich. Es war das Antlitz eines müden Greises. Er hob die Hand, als ob er etwas wegwischen wollte.
    „Jedenfalls, dieses Erlebnis verfolgt mich bis zum heutigen Tag.“
    „Das kann ich nicht glauben, Pic“, sagte Mike kopfschüttelnd. „Du warst doch immer ein so sachlicher Mensch.“
    „Du kennst doch die Worte Shakespeares, mein Junge:‚ Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumen läßt’. Aber ich will gar nicht mehr tiefer in diese Mysterien dringen. Ich stelle keine Fragen mehr. Genug davon. Sprechen wir von euch. Was habt ihr auf dem Herzen?“
    Mike warf Julie einen raschen Blick zu, dann griff er nach der braunen Papiertüte und öffnete sie.
    „Hier.“
    Julie schaute ihn entgeistert an. Mike zog vorsichtig das alte weiße Kleid aus der Tüte. Das Kleid, das im Kissen versteckt gewesen war.
    „Ich dachte, du hättest es weggeworfen …“
    „Nein, Julie“, sagte er ernst. „Ich konnte es einfach nicht.“
    Ihre heitere, gelöste Stimmung von vorhin war plötzlich wie verflogen, und sie fühlte Panik in sich hochsteigen.
    „Was ist das?“ fragte Sherman.
    „Das will ich dich fragen, Pic. Ich könnte schwören, ich habe es schon einmal in einem Theaterstück gesehen, aber ich weiß nicht, in welchem. Kannst du dich vielleicht erinnern?“
    Der alte Mann dachte angestrengt nach.
    „Zeig einmal“, sagte er konzentriert. Lange betrachtete er das Kleid. Dann zeigte er auf die roten Flecken. „Was ist das?“
    „Jedenfalls ist es kein Blut, Pic. Farbe oder Lippenstift, glaube ich. Und der Schnitt ist absichtlich gemacht worden.“
    „Julie!“ bat Sherman. „Halten Sie das Kleid einmal an Ihren Körper.“ Julie gehorchte beinahe wie in Trance. „Gehen Sie ein paar Schritte!“ Julie ging auf ihn zu. „Nein, nicht hierher. Gehen Sie durch die Tür, und dann kommen Sie wieder zurück.“
    Julie tat wie geheißen, und die beiden Männer betrachteten sie angespannt, als sie mitten im Raum stehenblieb.
    „Natürlich …“, sagte Sherman.
    „Weißt du jetzt, wo du es schon gesehen

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