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066 - Zerberus, der dreiköpfige Tod

066 - Zerberus, der dreiköpfige Tod

Titel: 066 - Zerberus, der dreiköpfige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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gewissen Schwankungen, die ich auf diesen Frontenwechsel zurückführe. Doch das hindert mich nicht, mich bedingungslos für das Gute einzusetzen.«
    Jubilee ließ sich die Worte des Ex-Dämons durch den Kopf gehen, und während sie dies tat, blieb sie angespannt wie eine Metallfeder.
    Sie konnte sich zu keinem Entschluß durchringen.
    »Hast du so schlechte Erfahrungen mit Dämonen gemacht?« fragte ich das Mädchen.
    »Das kann man wohl sagen«, erwiderte Jubilee und nickte eifrig. Sie wischte sich mit einer nervösen Handbewegung über das Gesicht. »Ihr wißt nicht, was ich hinter mir habe. Ein schreckliches Martyrium war das. Ich möchte es nicht noch mal erleben.«
    Irgendwo bewegten sich Zweige. Kein Grund, sich aufzuregen. Es war nur der Wind, aber Jubilee zuckte heftig zusammen. Wie ein gehetztes Reh kam sie mir vor.
    Ich vermutete, daß sie auf der Flucht war, und als ich ihr das sagte, bestätigte sie mir, daß ich mit meiner Vermutung den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
    Deshalb war sie also allein und unbewaffnet.
    »Wo ist mein Stock? Mein Stock?« fragte Jubilee erregt.
    Sie meinte den mit der Astgabel, mit dem sie mich so gekonnt ausgeknockt hatte. Sie verstand diesen Stock großartig zu führen.
    Mir fiel Pater Severin, unser guter Freund, ein. Er besaß einen »Wanderstab«, mit dem er genauso gut zu kämpfen wußte. Mehr als einmal hatte ich ihn damit schon in voller Action erlebt.
    Boram gab ihr den Stock. Sie stutzte sich darauf.
    »Denkst du immer noch, uns nicht trauen zu können?« fragte ich das Mädchen. »Du kannst gehen. Keiner von uns wird dich aufhalten. Aber es wäre das Dümmste, was du tun könntest. Ich kann nicht behaupten, daß du bei uns so sicher wie in Abrahams Schoß bist, aber ich verbürge mich dafür, daß wir dich nach bestem Wissen und Gewissen beschützen würden. Das gilt auch für Mr. Silver.«
    Jubilee musterte den Hünen. Sie war nicht sehr groß, mußte zu dem Ex-Dämon hochblicken.
    Er lächelte sie freundlich an und streckte ihr die Hand entgegen. Sie zuckte wenigstens nicht mehr zurück, aber die dargebotene Hand ergriff sie noch nicht.
    »Freunde?« fragte Mr. Silver.
    Sekunden vergingen. Mir kam vor, als trüge Jubilee mit sich einen inneren Kampf aus.
    Und dann brach der Bann.
    Sie ergriff die Hand des Ex-Dämons und sagte: »Freunde. Tut mir leid, daß ich dir mißtraut habe. Aber ich habe gute Gründe. Dämon ist ein Reizwort für mich.«
    »Na also«, sagte Cruv zufrieden. Er grinste breit. »Der große Bär mit den silbernen Haaren ist wirklich ganz harmlos, das kann ich bestätigen…«
    Wir suchten uns einen Platz, wo wir uns niederlassen konnten. Cruv entdeckte eine geeignete Stelle. Der Gnom hatte verschieden geformte Blätter gesammelt. Die gab er uns zu essen, und er aß ebenfalls davon. Sie hatten einen eigentümlichen Geschmack. Nichts, was ich bisher gegessen hatte, schmeckte auch nur annähernd so. Aber die Blätter hoben unser Wohlbefinden, kräftigten uns und schärften den Verstand.
    Bisher war es kein Fehler gewesen, Cruv mitgenommen zu haben. Er kannte sich in »seiner« Welt aus, und das war für uns ein unschätzbarer Vorteil.
    An drei Seiten waren wir von Felsen geschützt, und Boram stand Wache. Wir brauchten nicht zu befürchten, überrumpelt zu werden, und konnten uns in Ruhe mit Jubilee unterhalten.
    »Vor wem bist du auf der Flucht?« wollte ich wissen.
    »Er heißt Cantacca«, sagte das Mädchen. Sie war immer noch schmutzig. Es schien ihr ziemlich egal zu sein, wie sie aussah.
    Cruv nickte, als er den Namen hörte.
    »Du weißt, wer das ist?« fragte ich den häßlichen Gnom.
    Er nickte wieder. »Cantacca ist ein grausamer Dämon.«
    »Ich bin nicht auf Coor geboren«, sagte Jubilee zu meiner großen Überraschung. »Sondern dort, wo ihr herkommt.«
    »Auf der Erde?« fragte ich verblüfft.
    »Ja, aber ich kann mich an das Leben auf der Erde nicht mehr erinnern. Oder nur sehr bruchstückhaft.«
    Das war ein Ding. Dieses Prä-Welt-Mädchen gehörte nicht hierher!
    »Ich habe Eltern… Irgendwo… Cantacca hat mich entführt, als ich vier Jahre alt war… Er zog mich auf. Er will mich zu seiner Gefährtin machen. Seit dreizehn Jahren lebe ich bei ihm. Cantacca ließ alles für die Dämonenhochzeit vorbereiten, aber es gelang mir, zu fliehen. Seither sind seine Sklaven hinter mir her. Ihre Augen glühen, und ihr Herz schlägt für Cantacca. Sie kommen von ihm nicht mehr los, sind dem Dämon verfallen, führen bedingungslos seine

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