066 - Zerberus, der dreiköpfige Tod
Jenseits stolperte durch einen runden Gang, nachdem sie vergeblich versucht hatte, dort hinaufzugelangen, wo sie herabgestürzt war. Es rutschte immer wieder trockenes Erdreich nach, und es bestand die Gefahr, daß Roxane noch einmal verschüttet würde.
Deshalb suchte sie nach einer anderen Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen. Nach kurzer Zeit schon verlor sie in dem schummrigen Labyrinth die Orientierung. Sie ging mal diesen, mal jenen Gang, ohne zu wissen, wohin er führte.
Eine Parallele fiel ihr ein. Es war im Reich der grünen Schatten gewesen. Man hatte sie Tingo, der Dämonenschlange, geopfert, und diese hatte sie ihn ein ähnliches Ganggewirr hinabgerissen.
Damals hatten Tony Ballard und Mr. Silver sie gerettet.
Wer sollte es heute tun? Atax? Dem war sie nicht wichtig genug.
Sie nahm eine Bewegung wahr. Ein harter Körper knirschte über den Boden.
Der Wurm!
Roxane faßte sich unwillkürlich ans Herz. Wenn der steinerne Wurm sie angriff, war sie verloren, denn sie hatte nicht die Kraft, sich wirksam verteidigen zu können.
***
Atax aktivierte seine gesamten dämonischen Kräfte und setzte sie gegen den steinernen Wurm ein. Sein erster Magieschlag traf das steinerne Wesen. Es zuckte zusammen, der Schädel peitschte hoch und schlug so heftig gegen die Stollenwand, daß Funken sprühten. Dann schoß der Wurm wie ein Torpedo durch das Abflußrohr auf Atax zu.
Die Seele des Teufels schuf einen magischen Prellbock, gegen den der Steinwurm krachte. Weit klaffte das Maul des Untiers auf, und Atax erkannte Cucas Beine in der Tiefe des Schlundes.
Der Dämon bildete mit seinen Händen eine Riesenfaust. Ein milchiger Schimmer sickerte durch seine transparente Haut. Er pumpte die gesamte Höllenkraft, die ihm zur Verfügung stand, in seine Hände, vor denen allmählich ein langer, rot glühender Lichtstachel entstand. Etwa eineinhalb Meter lang war dieser Stachel, bei den Händen so breit wie diese, sich nach vorne hin verjüngend.
Und dieser magische Glutstachel hatte die Wirkung eines Laserstrahls. Stärker noch. Als der Steinwurm davon getroffen wurde, zuckte er zurück, doch Atax ließ ihn nicht entkommen. Der Wurm wand sich unter schrecklichen Schmerzen. Er würgte und spie Cuca aus. Sie war unversehrt, aber bewußtlos.
Atax stieg über den reglosen Körper der Hexe.
Der Steinwurm raste zurück, flitzte durch die Gänge, versteckte sich, doch Atax stöberte ihn immer wieder auf, und dann bekam das Untier wieder den Glutstachel zu spüren. Der Dämon verletzte seinen Gegner schwer, und er trieb ihn geschickt in die Enge.
Da brach der Wurm aus seinem Labyrinth aus. Er schnellte nach oben, an die Erdoberfläche. Atax folgte ihm. Der Wurm, lag in seiner ganzen Länge vor ihm. Atax trat auf ihn zu und setzte den Stachel an.
Violette Spiralen umwirbelten den Wurm für Sekundenbruchteile. Dann war das gefährliche Wesen nicht mehr zu sehen. Es hatte sich aufgelöst.
Atax ließ die Hände langsam sinken. Er genoß den Triumph über den Feind. Es ärgerte ihn nur, daß ihm das Biest soviel Kraft abverlangt hatte.
***
Boram sagte, wir hätten es mit acht Dämonensklaven zu tun gehabt.
»Jetzt sind es nur noch sieben«, sagte Cruv.
»Der Kleine kann rechnen«, ätzte Mr. Silver.
Wir begaben uns zum See, und Boram schilderte an Ort und Stelle, was sich ereignet hatte. Wir konnten sicher sein, daß er alles versucht hatte, um Jubilee zu retten.
Die Zeit war gegen ihn gewesen. Ommyr und seine Komplizen hatten blitzartig zugeschlagen und sofort das Weite gesucht. Sie ließen sich auf keinen Kampf mit Boram ein.
Ich starrte zornig auf den nassen Fleck am Ufer des Sees. Hier war das Wasser von Jubilee abgeronnen, bevor Ommyr sie auf sein Pferd gezerrt hatte.
Die Erde war von Pferdehufen aufgewühlt. Eine gut sichtbare Spur hatten die Dämonensklaven hinterlassen.
»Eigentlich brauchen wir diese Spuren gar nicht«, sagte ich.
Mr. Silver starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Wie willst du Jubilee ohne die Spuren denn wiederfinden?«
Ich wies auf Cruv. »Er weiß es.«
Der Gnom legte verdattert die Hand auf seine Brust. »Ich?«
Ich wandte mich an ihn. »Du weißt, wo Cantacca lebt.«
»Nur ungefähr.«
»Dorthin werden sie Jubilee bringen«, sagte ich.
»Das muß nicht sein«, widersprach mir der Ex-Dämon. »Cantacca kann sie an irgendeinem anderen Ort übernehmen.«
Leider konnte er mit diesem Einwand recht haben. Also waren wir auf die Spuren doch angewiesen, und ich
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