066 - Zerberus, der dreiköpfige Tod
sich von uns und verschwand im nahen Wald.
Cruv grinste. »Das arme Mädchen. Was tut ihr der Kleinen bloß an? Sie wird euch nie mehr ansehen.«
»Das macht nichts. Aber den Fluten wird eine wunderschöne Prinzessin entsteigen«, sagte ich. »Du wirst sie nicht wiedererkennen.«
Wir lachten, waren gut gelaunt.
Wir ahnten nicht, daß wir dazu nicht den geringsten Grund hatten, denn Gefahr befand sich in unserer Nähe.
***
Ommyr, der Anführer der Cantacca-Sklaven, hatte Jubilees Fährte gefunden. Aus sicherer Entfernung beobachteten er und seine Begleiter das Mädchen und jene, mit denen sie zusammen war.
Als das Mädchen mit seinen Beschützern zur Höhle des Flugdrachens hinaufkletterte, glaubte Ommyr sich geschlagen, doch nun war er wieder zuversichtlich, die Ausreißerin zurückbringen zu können.
Ommyr war ein großer, kräftiger Bursche, dunkelhäutig, und das Feuer der Besessenheit loderte in seinen Augen. Er trug wie die anderen Sklaven einen Teil von Cantacca in sich, war dessen gehorsamer Diener. Was er machte, tat er so, wie es Cantacca selbst getan hätte. Ommyr war gewissermaßen Cantaccas verlängerter Arm.
Der Besessene war bereit, für Cantacca jedes Opfer zu bringen. Selbst sein Leben war er bedingungslos einzusetzen bereit. Für Cantacca leben… Für Cantacca sterben…
Er sah, wie der Hüne das Mädchen in den See warf und lachend wegging. Die Dämonensklaven warteten. Drei von Jubilees Begleitern befanden sich hinter Büschen. Der Hüne verschwand im Wald.
»Die Gelegenheit müssen wir nutzen«, sagte Ommyr zu dem Sklaven an seiner Seite.
Sie saßen auf schönen, kräftigen Pferden. Ein Trupp von acht Reitern.
Kein Herrscher hätte den Fehler gemacht, seine Sklaven bis an die Zähne zu bewaffnen. Cantacca konnte sich das erlauben, denn seinen Sklaven würde es niemals in den Sinn kommen, sich gegen ihn zu wenden, denn das wäre so gewesen, als hätten sie sich gegen sich selbst gewandt.
»Wir holen uns das Mädchen!« sagte Ommyr und trieb sein Pferd an.
***
Jubilee war wütend, aber sie wußte, daß sie sich fügen mußte. Wenn sie diesen See nicht sauber verließ, würden ihre »Beschützer« sie wieder ins Wasser zurückschicken.
»Feine Freunde habe ich«, maulte das Mädchen. »Sie zwingen mir ihren Willen auf, und ich muß ohne Widerrede gehorchen. Vor allem dieser Affe mit den Silberhaaren…«
Sie nahm sich vor, ihm das irgendwie und irgendwann heimzuzahlen.
Zornig tauchte sie unter, schöpfte sich anschließend Wasser mit beiden Händen ins Gesicht und wusch sich so gründlich, wie sie es in ihrem Leben noch nie getan hatte.
Cantacca hatte sie dazu nie angehalten, und sie hatte gehofft, ihn weniger zu interessieren, wenn sie schmutzig war, doch das war ein Irrtum gewesen. Cantacca ließ dennoch alles für die Hochzeit vorbereiten.
Die Gefährtin eines Dämons hätte sie werden sollen. Sie konnte es immer noch nicht ganz fassen, daß es ihr gelungen war, ihm zu entkommen.
Ein Leben an Cantaccas Seite hätte sie nie führen wollen. Dann lieber sterben…
Aber nun gab es diese vier Freunde in ihrem Leben, und sie hoffte, daß sie sie gut beschützen und auf die Erde mitnehmen würden. War es dafür nicht wert, daß sie sich von nun an immer gründlich wusch?
Sie massierte die Kopfhaut und schaufelte mehrmals Wasser aus dem See hoch und über ihren Kopf. Es war eigentlich gar nicht so schrecklich, zu baden. Eigenartig. Sie fand schon fast Gefallen daran.
Natürlich konnte sie nicht schwimmen, aber sie war sicher, daß es ihr Tony Ballard beibringen würde, wenn sie ihn darum bat. Sie konnte Tony sehr gut leiden.
Sie mochte auch Boram und Cruv.
Und Mr. Silver? Nun ja, den eigentlich auch. Im Grunde genommen meinten sie es ja alle nur gut mit ihr.
Jubilee tauchte bis zum Hals ein.
Sie hatte mal jemanden schwimmen gesehen, und sie machte die Schwimmbewegungen jetzt nach. Aber nur mit den Armen. Es konnte bestimmt sehr schön sein, langsam und lautlos durch das Wasser, zu gleiten ohne unterzugehen.
Wie lange sollte sie im Wasser bleiben? Welche Zeit stellten sich ihre Freunde vor? Durfte sie den See schon verlassen?
Jubilee wandte sich dem Ufer zu und stand auf. Glitzernd und perlend rann das Wasser an ihr ab. Der nasse Stoff des Kleides klebte an ihrem jungen, schlanken Körper. Jede Wölbung, jede Vertiefung war deutlich zu sehen.
Sie machte einen Schritt.
Im nächsten Augenblick starrte sie in ein dunkles Gesicht… Ommyr!
***
Ich grinste vor mich hin, saß
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